Simson Junior und der rätselhafte Pharao – Teil 5

"Simson Junior und der rätselhafte Pharao" ist eine Fantasy-Geschichte, die sich an die biblische Person Simson anlehnt (nachzulesen in der Bibel, Richter, Kapitel 13-16). Lesen Sie hier den fünften Teil der Geschichte.
Plötzlich wurde es um Margalit taghell (Bild: pdphoto.com).

Die weiteren Teile der Geschichte finden Sie hier.

"Hallo, Margalit", krächzte eine Stimme, grauenvoll und verführerisch zugleich. Mit einem gellenden Aufschrei fuhr Mara herum und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr im Gras lag ein schreckliches Reptil. Neckisch liess es seine gespaltene Zunge aus dem Mund fahren und bewegte sie hin und her. Seine Augen blinzelten und wollten Vertrauen erwecken. Mara musste sich alle Mühe geben, um diesem hypnotisierenden Blick auszuweichen.

Das konnte unmöglich wahr sein. Doch die abscheuliche Kreatur züngelte weiter und fragte dann mit einem Anflug von Hilfsbereitschaft: "Suchst du jemanden?" Die geheimnisvollen Muster auf der Haut des Tieres schienen wellenartige Bewegungen zu machen. Eigenartig rankte und wandt sich das Reptil. Ein schwefeliger Geruch durchzog die Abendkühle.

Von Simson verraten?

In wenigen Worten schilderte sie dem absonderlichen Getier, was sich bisher zugetragen hatte. Aber warum gab sie sich überhaupt mit diesem Wesen ab? Mara konnte es sich nicht erklären. Sie schien die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartnerin zu haben. Verständnisvoll drehte die hin und wieder den Kopf zur Seite. Schliesslich sagte sie: "Ja, Simson hat dich reingelegt, und das nicht zum ersten Mal. Das ist sehr bedauerlich. Vergiss diesen Kerl, er ist nichts für dich. Du hast etwas Besseres verdient."

Mara spürte, wie eine tiefe Enttäuschung sich ihrer Glieder bemächtigte. So unglaublich es sein mochte, aber das schlaue Ungeheuer musste recht haben. Simson hatte sie betrogen. Schon setzte das Wesen zum nächsten Hieb an: "Hast du jemals so etwas Gemeines erlebt? Dein Freund schickt dich vor Einbruch der Dunkelheit in eine gottverlassene Gegend! Und stell dir vor, du wärst tatsächlich bei diesem Militärposten aufgekreuzt und die Soldaten wären hierher gekommen und hätten dann diesen leeren Platz angetroffen - nie in deinem Leben hätte man dir auch nur ein Wort wieder geglaubt. Alles wegen diesem Simson."

Den Rebellen ausgeliefert

Dieser war noch ganz benommen von dem, was er eben gehört hatte. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden übertroffen. Ägypten würde stärker sein denn je. Die Hebräer, sein Volk, würden ... ja, was würde aus ihnen werden?

Rahmos Augen leuchteten kriegslüstern. "Die Hebräer werden wieder unsere Sklaven sein. Aber diesmal in ihrem eigenen Land." Der üble Zeitgenosse schlug mit der Faust in die Hand und ereiferte sich in seinen Machtgelüsten. "Und wir werden ihre Zahl zu kontrollieren wissen." Simsons Hoffnung hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Wenn nur Margalit durchkäme. Sie alleine konnte diesen Wahnsinn noch stoppen.

"Die Schlange hat recht", ging es Margalit noch einmal durch den Sinn. Es war gemein von Simson, sie auflaufen zu lassen. "Geh wieder nach Hause und vergiss ihn", meinte die Schlange in mitfühlendem Unterton. "Wer bist du?", fragte Margalit ihre seltsame Gesprächspartnerin nun doch noch. Aber die glitt davon, ohne ein weiteres Wort zu sagen, und verschwand im Steppengras. Das Mädchen war mit seinen Gedanken allein.

Held mit gebundenen Händen

Hatte sich die Fessel am Handgelenk nicht etwas gelockert? Um wenige Zentimeter schien Simson plötzlich seine gebundenen Arme bewegen zu können. Wenn es ihm gelänge, mit den Fingern an einen Knoten zu kommen, dann könnte er ihn vielleicht lösen. Der Junge war unbeobachtet und schöpfte wieder etwas Hoffnung. Das Feuer loderte nicht mehr so hoch; die Gruppe schräg vor ihm konnte ihn nicht mehr so genau beobachten.

Tatsächlich, es gelang ihm, sich an einen der Knoten heranzutasten. Das Seil schnitt nun noch tiefer in seine Handgelenke. Er streckte seine Finger so stark, dass sie zu zittern begannen. Tatsächlich, er konnte ein Strickende erhaschen und daran ziehen. Er spürte, wie sich ein Knoten löste und das Seil zu Boden fiel.

"Was nun?", fragte sich Margalit. Sie ging ein paar Schritte nach vorne, zögerte kurz, ging die gleichen Schritte wieder zurück, des weiteren Vorgehens nicht gewisser geworden. Gedankenverloren liess sie sich auf einem Stein nieder. Im fahlen Abendlicht schimmerte er ein wenig heller als die kleineren Brocken daneben. Sie war am Boden zerstört.

Bei Tag gesehen ...

"Moment mal", schoss ihr durch den Kopf. Warum sollte sie diesem Wesen überhaupt Glauben schenken? Sie konnte ja nicht einmal sagen, mit wem sie da geredet hatte. Wie konnte dieses Getier ihren Freund, den sie so gut kannte, derart schlechtmachen? Ihr schauderte nur schon beim Gedanken an die Schlange. Anders als ihre Freundinnen gewann sie diesen Tieren eigentlich eine gewisse Anmut ab und hatte nur wenig Angst vor ihnen. Aber dieses sprechende Exemplar schien von einer Aura des Bösen umgeben zu sein.

Simson sollte sie reinlegen? Ja, das tat er manchmal. Aber niemals hätte er ihr ohne wirklichen Grund einen solchen Auftrag anvertraut. Simson mochte für viele Spässe zu haben sein, aber nicht für so einen. Dafür sorgte er sich viel zu sehr um sie. Das Biest musste sie angelogen haben. Sie glaubte ihm nun kein Wort mehr - das Böse hatte sich demaskiert. Aber wo war Simson geblieben? Wo sollte sie ihn suchen?

Die Erscheinung

Mit einem Mal wurde es taghell um sie herum. Vor Schreck verlor Margalit das Gleichgewicht und rutschte vom Stein herunter. "Fürchte dich nicht", hörte sie eine tiefe warme Stimme zu sich sprechen. Sie war ihr gänzlich unbekannt und hatte doch einen überaus vertrauten Klang. Wie aus dem Nichts stand eine hell leuchtende Gestalt vor ihr. "Was bedrückt dich?" hörte Margalit die Stimme freundlich fragen. Doch das Mädchen war ihrer eigenen Sprache kaum mehr mächtig; zu gewaltig war der Eindruck, den diese Erscheinung auf sie machte: "Wer ... wer ... wer bist du?"

Ein liebevolles Lächeln umspielte den Mund der kräftigen Gestalt. Sie sah aus wie ein Mensch, nur grösser, stärker, klarer. "Ich bin der Engel des Herrn, deines Gottes." - "Das ist der, der schon Simsons Geburt vorausgesagt hatte", schoss es ihr durch den Kopf.

"Sei nicht traurig, Margalit. Ich liebe dich. Du bist ein sehr wertvoller Mensch, und Gott hat einen grossen Plan für dich. Du sollst Simson helfen. Mach dich auf, er ist in grosser Gefahr. Aber ich werde bei euch sein. Ich war auch bei Simson, als er die Verräter belauschte, und hab ihn beschützt. Die Schlange hatte nach ihm Ausschau gehalten, aber ich habe Simson vor ihren Augen verborgen."

Jetzt erst recht

Tausend Fragen gingen Margalit durch den Sinn. Aber noch ehe sie auch nur eine stellen konnte, umgab sie wieder die Dunkelheit. Sie war allein. Doch sie war gestärkt. Der Schleier, den das Untier über ihren Geist geworfen hatte, war endgültig zerrissen. Jetzt wusste sie, was zu tun war: Zum Armeelager rennen, so schnell sie nur konnte! Keine Sekunde durfte siemehr verlieren. Ihre Augen waren noch geblendet von der hellen Gestalt, und so stolperte sie schon nach wenigen Schritten und sie fiel mit der ganzen Länge ihres Körpers zu Boden.

"Aha, der junge Mann will sich also davonmachen", zischte es von der Seite. Erschrocken drehte Simsons seinen Kopf in die Richtung der Stimme. Die Schlange war wieder da. Hatte sie ihn die ganze Zeit über beobachtet? Er wollte die Hände nach vorne reissen, die Bestie packen und sie an die Felswand schleudern. Doch ein gewaltiger Schmerz durchfuhr seinen Körper. Um seine Unterarme waren weitere Stricke geschlungen, die er erst jetzt bemerkte. Seine Hände waren frei, er selber aber blieb gefesselt. Jenes Seil, das er hatte lösen können, war offenbar bedeutunglos. Wollte man ihn mit dieser Finte nur noch mehr zermürben?

Pharao Simson

Das scheussliche Reptil überging dieses Zwischenspiel und kam gleich zur Sache. "Ich bin nun dein Anführer, Simson. Bald wird das grosse Weltreich Ägypten noch viel mächtiger sein. Unter meiner Leitung bringst du es dort bis zum Feldherrn." In den buntesten Farben, die so gar nicht zu ihr passen wollten, malte das verschlagene Wesen dem jungen Mann eine glorreiche Zukunft vor Augen.

"Zuletzt könntest du Mesopotamien erobern." Die Schlange kam fast ins Singen, so pathetisch unterbreitete sie ihrem Opfer diese Vision. "An meiner Seite wird es das mächtigste Reich auf Erden werden! Ägypten bräuchte dann einen vierten Pharao - der rechte Aufstieg für einen ruhmreichen Feldherrn ... Die Leute werden dir zujubeln. Alle werden dich lieben."

Simson überlegte lange. Dann sagte er kurz und bündig: "Das klingt gut!"

Lesen Sie am Samstag Teil 6 des Simson-Junior-Abenteuers.

Datum: 22.10.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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