Simson Junior und der rätselhafte Pharao - Teil 1

"Simson Junior und der rätselhafte Pharao" ist eine Fantasy-Geschichte, die sich an die biblische Person Simson anlehnt (nachzulesen in der Bibel, Richter, Kapitel 13-16). Lesen Sie hier den ersten Teil der Geschichte.
Simson

Die weiteren Teile der Geschichte finden Sie hier.

Nein, die kräftigen fremdländischen Männer würden ihn bestimmt nicht entdecken. Simson war sich da sicher. Es war auch nicht das erste Mal, dass er sich an Menschen herangepirscht, sie ausgehorcht und sich dann unbemerkt wieder davongestohlen hätte. Sogar eine Bärin und ihren Wurf hatte er schon aus nächster Nähe beobachtet, ohne dass sie ihn gewittert hätten. Bis auf Hörweite hatte sich Simson den zwielichtigen Gestalten genähert.

"... und nun ist das Heer bald bereit", hörte er einen braungebrannten Typen verkünden. Simson blickte angestrengt durch das dichte, sanft im Wind wogende Savannengras. Der Kleidung nach stammte der Mann aus Ägypten und nach seinem Auftreten musste er ein Botenreiter sein. "Ramhos, bald können wir losschlagen!" Der Angesprochene erhob sich vom Fuss der wuchtigen Akazie und trat mit forschen Schritten in die Mitte der Gruppe, Simson zählte etwa dreissig wenig vertrauenerweckende Gestalten, die zu allem entschlossen schienen.

"Endlich. Die Stunde der Rache ist nahe", bellte Ramhos, und seine Nasenflügel bebten, als er die frische Luft tief einsog; nun hatte er Simsons uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Dieser rätselhafte Kerl mochte 25 Jahre alt sein. Er trug ein ärmelloses Gewand und einen breiten Ledergürtel. Armspangen, die sehr kostbar aussahen, umschlossen seine Handgelenke.

Dieser Ramhos war stark gebaut; jede Muskelfaser schien von harter Feldarbeit und Kampfspiel gestählt zu sein. Ein zweites Paar schimmernder Armreife umspannte seine Bizeps. Das Edelmetall drohte unter der Anspannnung der beachtlichen Oberarme zu zerspringen. Eine geheimnisvolle Gefahr ging von diesem Aufrührer aus.

Simson wollte mehr erfahren. Lange musste er sich zum Glück nicht gedulden. Der zwielichtige Zeitgenosse behauptete angriffslustig: "Nichts wird in diesem Land mehr sein wie früher. Nach unserem Blitzangriff übernehmen wir die Macht. Hier rechnet niemand mit einer Attacke. Ehe die Menschen etwas erahnen, haben wir sie schon überrollt."

Der mysteriöse Rächer sprach ohne Akzent. Simson vermutete, dass er ein Pharuda war. Diesen Ausdruck verwendete er nur, wenn keine Erwachsenen in der Nähe waren. Seine Eltern hätten ihm dieses Wort sicher verboten. Denn eigentlich gehörten die "Pharuda" zum Volk Israel wie alle anderen. Als Simsons Vorfahren, die Hebräer, einst aus der ägyptischen Sklaverei entkommen konnten, zogen auch deren Stammväter aus diesem mächtigen Reich mit.*

Ganz selbstverständlich lebten sie nun schon seit Jahrhunderten gemeinsam mit Simsons Volk. Pharuda nannte er sie, weil sie aus dem Land der Pharaonen stammten und nun in einer Gegend lebten, die Juda heisst. Für ihn war es nur ein Wortspiel; sein Vater Manoach aber, ein tüchtiger Arbeiter aus dem hebräischen Stamm Dan, hätte es sicher als Beleidigung verstanden.

Dieser Rahmos war in der Tat ein solcher Pharuda; Simson war sich ganz sicher, zumal der Drahtzieher nun auf seine Pläne zu sprechen kam: "Krieger!", kläffte er mit durchdringender Stimme, "Krieger, bald ist diese Erde hier ägyptisch." An den Gesichtszügen der anderen Verschwörer glaubte Simson zu erkennen, dass auch sie solche Ausgewanderten waren.

Diese Menschen hatten es doch gut hier in Juda, dachte Simson. Schon seit mehreren Generationen lebten sie friedlich mit den israelitischen Stämmen im Land. Dennoch schienen sich nun einige gegen ihre neue Heimat zu stellen.

Bei allem Respekt, dachte sich Simson mehr verwundert als verwirrt - dieser wilde Haufen von Finstermännern würde gegen die entschlossene und durchorganisierte Armee Judas nie und nimmer bestehen können. Doch halt, da war ja noch dieser Bote, der es sich unterdessen auf dem warmen, aber schattigen Boden unter der Akazie bequem gemacht hatte und den Redner aufmerksam und neugierig musterte. Sollten die Verschwörer die gewaltige Armee des Pharao auf ihrer Seite haben? Simson schauderte es bei dem Gedanken.

Unter diesem Baum war eine Verschwörung im Gange, da gab es für den streitbaren Späher keinen Zweifel mehr. Aber zu seinem Missfallen schwieg der Rädelsführer nun. Nur zu gern hätte Simson noch mehr erfahren, doch die angriffslustigen Rebellen waren natürlich über alles im Bilde, und ihr Anführer sah keinen Grund, den Plan erneut auszubreiten.

Der Junge atmete nun flach und noch leiser. Diese Männer durften ihn auf keinen Fall aufgreifen. Es hörte, wie sich einzelne über belanglose Dinge unterhielten, über wilde Tiere wie Leoparden und Löwen, die dicht bei den Dörfer umherzogen und auf Beute lauerten. Und es kam vor, dass sie auch Menschen anfielen. Andere klagten über Ameisen und Termiten, die ihre Ernten heimsuchten; eine echte Plage, das hatte Simson erlebt, als er seinem Vater auf dem Feld zur Hand ging.

Längst nicht alles bekam Simson mit, denn die Verschwörer sprachen sehr leise. Zudem hatte inzwischen der leichte Wind etwas gedreht und trug die Worte weg. Aber hier und da fiel ein Ortsname, und nach einiger Zeit erkannte Simson, dass diese Aufständischen aus verschiedenen Gegenden stammten.

Ein weiterer Schrecken durchfuhr Simson. Kalter Schweiss perlte auf seiner braungebrannten Stirn: Wenn diese Leute hier alle nur die Anführer einer geheimen, seit Jahren herangebildeten Armee innerhalb Judas waren? Zu der käme dann noch das Heer, von dem der Abgesandte gesprochen hatte. - Nicht auszudenken, was das für das Land bedeuten würde.

Rahmos wandte sich nun an diesen Ägypter, während die anderen augenblicklich verstummten. "Reite zurück. Sag deinem Heerführer, dass wir am Abend des dritten Tages zuschlagen werden. Wir schalten zunächst die Führer des Rates und der Armee aus. Am Morgen des vierten Tages ist das Land noch unter Schock. Das ist der richtige Zeitpunkt für die Armee des Pharao. Es wird den führerlosen Judäern nicht gelingen, sich gegen sie zu verteidigen. In kürzester Zeit haben wir dann ihre Verbände niedergerungen."

Die Männer pflichteten ihm bei, auch wenn ihnen anzusehen war, dass sie diese Botschaft schon mehrfach gehört hatten. Doch nun kam ihr Vorhaben endlich ins Rollen. Eine seltsame Spannung lag in der Luft.

Simson erahnte allmählich die dunklen Zusammenhänge. Kleine unauffällige Gruppen von vier bis fünf Männern würden sich ein oder zwei Dörfer vornehmen; unauffällig gekleidet, nicht wie Krieger. Sie würden sich ja nicht gegen schwerbewaffnete Truppen wenden, sondern immer nur gegen einen einzelnen Kommandeur oder Regierungsbeamten, der womöglich alleine war. Niemand würde etwas ahnen. Bis es zu spät wäre.

Simson schluckte leer und trocken. Von einem derart hinterhältigen Akt hatte er noch nie gehört. Wenn zehn oder mehr solcher Trupps gleichzeitig zuschlagen, dann ist das gesamte Land innerhalb weniger Stunden führerlos. Jede Gruppen musste ja nur einen Mann ausschalten. Mit einem solchen Angriff rechnete tatsächlich niemand. Noch ehe das heillose Durcheinander, das dadurch ausbrechen würde, entwirrt wäre, hätte das Land bereits eine neue Führung. Die Ägypter hätten Simsons Volk vernichtend geschlagen.

Lesen Sie am Dienstag Teil 2 des Simson-Junior-Abenteuers.

* Ihre Vorfahren wanderten mit den Juden aus Ägypten aus (2. Mose 12,38). Sie sind damit Teil des Segens, den Gott durch die Juden für die Welt bereithält.

Datum: 26.10.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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