Mühselige

Die Mühseligen sind Menschen, die danach ringen, Gottes Willen zu erfüllen, ohne die Kraft dazu zu haben

Die »Mühseligen und Beladenen« in Matthäus 11,28 sind nicht Menschen, die im Leben allerlei Schweres zu tragen haben. Gewiss, Jesus stand allen Elenden nahe. Er blieb, wo er Menschen krank, hungrig oder sonst trauernd sah, kein untätiger Zuschauer ihrer Not. An dieser Stelle aber ruft er zu sich Menschen mit einer ganz bestimmten Not. Er meint diejenigen, die sich schleppen mit der Last eines gottfernen Gottesdienstes.

Es heisst wörtlich: »Kommet her zu mir, die ihr euch abmüht und von Last gedrückt seid.« Jesus sieht die vielen, die ehrlich danach ringen, den Willen Gottes zu erfüllen und in allem Gott nahe zu sein. Aber es ist ein fruchtloses Sichmühen, weil ihre Lehrer ihnen zwar viele Vorschriften, Ideale, Lehrsätze gegeben, sie aber nicht an die Quellen der Kraft geführt haben, durch die ein göttliches Leben möglich wird.

Immer schwerer lasten die Forderungen auf ihnen: So sollst du leben, dieses Ziel erreichen, das sollst du glauben. Sie ergeben in der Summe ein unerträglich schweres Joch. Der Gesetzesfromme ist unablässig gehetzt von Angst und Vorwürfen, dass er dieser und wieder dieser Forderung nicht entsprochen habe. Er reibt sich wund an dem Joch, das nicht auf seinen Nacken passt.

Der Not dieser Mühseligen macht Jesus ein Ende, indem er ihnen die Lebensverbindung mit dem Vater gibt

Solchen gequälten Seelen ruft Jesus zu: Kommt zu mir, ich will euch Ruhe geben. Er gibt nicht nur die Lehre, die Vorstellung, dass Gott dem, der ihm dient, Kraft gibt zu allem Guten. Er gibt die unmittelbare Lebensverbindung mit dem himmlischen Vater, durch die tatsächlich und spürbar die Kraft von oben kommt, so dass der Mensch den göttlichen Aufgaben gewachsen ist.

Jesus jagt den Menschen nicht mit unzähligen Vorschriften, mit einer uferlosen Menge von Arbeiten; er quält ihn nicht mit einer Menge schwerer Glaubenssätze. Er gibt klare einfache Aufträge und gönnt den Seinen dazwischen immer auch Ruhe.

Wie das richtige Joch jedesmal dem Nacken des Zugtieres angepasst ist, so gibt Jesus jedem einzelnen Aufgaben, die seiner Eigenart entsprechen, an denen er sich nicht fruchtlos wund reibt. Statt der vielen und komplizierten Gottesvorstellungen bringt er die Gegenwart Gottes.

Darum ist sein Joch sanft, seine Last leicht im Gegensatz zu dem Joch und der Last, die die damaligen Theologen und Kirchenmänner den Menschen auferlegten.

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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