Prophet

Ein Prophet ist ein Mensch mit göttlichem Durchblick

Ein Prophet ist ein Mensch, der durch unmittelbare göttliche Erleuchtung einen Durchblick hat, den andere nicht haben. Der Prophet hat durchaus nicht nur Zukünftiges vorherzusagen. Er hat die ganze Geschichte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ins Licht zu stellen.

Die göttliche Deutung der Vergangenheit (Dan. 9, vgl. auch die Reden des Petrus Apg. 2 und des Stephanus Apg. 7) gibt erst die Grundlage für eine richtige Einschätzung der Gegenwart und der Zukunft. Was die Propheten sagen, ist zunächst immer auf die Gegenwart ausgerichtet; es soll den Zeitgenossen das Gewissen geschärft, der Weg gewiesen werden.

Am Anfang der Offenbarung des Johannes stehen die Sendschreiben an die damaligen Gemeinden. Christus gibt die grossen Zukunftsperspektiven zuallererst für seine damals vorhandenen Jünger. In zweiter Linie sollen die Worte der Propheten kommenden Geschlechtern dienen.

Die Schau des Propheten stammt nicht aus okkulten naturhaften Kräften. Sie steht immer in Zusammenhang mit einem grossen sittlichen Feingefühl, das ihnen geschenkt ist, und sie wird geboren aus mächtigen inneren Kämpfen, aus dem Ringen um das Schicksal des Volkes oder der Gemeinde.

Der Dienst der Propheten ist ein unveräusserliches Stück Gemeindeleben; ohne Prophetie keine Orientierung

Propheten hat nicht nur das Alte Testament. Auch im Leben der neutestamentlichen Gemeinde sind sie nicht zu entbehren. Im Epheserbrief (2,20) sagt Paulus: »Die Gemeinde ist erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten«, das heisst: sie ist begründet durch die Verkündigung der Apostel und der damals wirkenden Propheten.

Dass unter den Propheten in Epheser 2,20 nicht die alttestamentlichen Propheten zu verstehen sind, geht aus dem Anfang des folgenden Kapitels hervor, wo gesagt ist, dass Paulus ein Geheimnis mitzuteilen hat, das in früheren Zeiten nicht bekannt war unter den Menschenkindern. »Aber nun ist es offenbart den Aposteln und Propheten durch den Geist.«

Der Dienst der Propheten ist in der neutestamentlichen Zeit ein unveräusserliches Stück Gemeindeleben (Eph. 4,11; 1. Kor. 12,28; 1. Kor. 12,10). Die Propheten sind es, die das Leben ihrer Gemeinde wie das ihrer einzelnen Glieder immer erneut in das helle Licht unmittelbarer Gotteserleuchtungen stellen.

Bei wichtigen Entscheidungen wurde die Stimme der Propheten gehört: Den Propheten und Lehrern in Antiochien kommt die Klarheit, dass Paulus und Barnabas das Werk der Mission zu beginnen haben (Apg. 13).

Wo die Prophetie erlischt, fehlt der Gemeinde die Orientierung von oben. Schon im Alten Testament heisst es: »Wo keine Weissagung ist, wird das Volk wild und wüst« (Sprüche 29,18). Das Bibelwort allein schafft nie Klarheit. Wegen seiner Anwendung gibt es immer Zwiespalt und Hader, wenn es nicht prophetisch ausgelegt wird.*

Die Geister der Propheten unterwerfen sich den Propheten. Der Geist des Propheten ist am Wort Gottes zu prüfen (1. Kor. 14,32; 2. Tim. 3,14-17). An ihren Früchten sind sie zu erkennen, ob sie die Gemeinde einigen oder auseinanderreissen, ob sie das Ihre suchen oder das, was Christi Jesu ist (Matth. 7,15-17).

* Siehe auch den Artikel zu «Weissagung».

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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