Predigen

Für Luthers »predigen« steht im Urtext »ausrufen«

Wo in der Lutherübersetzung der Ausdruck »predigen« steht, steht im griechischen Text oft das Wort keryssein. Das bedeutet: ausrufen, eigentlich: als Herold kundtun. So an allen Stellen, die von der »Predigt des Evangeliums« sprechen.

Der Ausdruck: predigen, wie wir ihn gebrauchen, ist hier irreführend. Wir verstehen unter einer Predigt einen Lehrvortrag, eine Kunstrede. Das Neue Testament versteht darunter einen Heroldsruf, das Ausrufen einer Botschaft, die Bekanntgabe einer göttlichen Tat, die Mitteilung oder Nachricht von einem unmittelbar bevorstehenden Eingreifen des Allmächtigen.

Wenn gesagt ist: Jesus predigt das Evangelium vom Reich, so bedeutet das nicht, er hält religiöse Vorträge über das Wesen der Gottesherrschaft. Es bedeutet vielmehr: Er ruft die Nachricht vom bevorstehenden Hereinbrechen der himmlischen Mächte aus.

Ein Herold der kommenden Gottesherrschaft kann nur sein, wer besonders dazu beauftragt (gesandt) ist (Röm. 10,15). Ohne solche beauftragte Herolde gibt es kein Aufhorchen auf die Botschaft und ohne Aufhorchen keinen Glauben (Röm. 10,14).

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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