Die Propheten kurz vor und während der Gefangenschaft

Das Buch ZEPHANJA kündigt die bevorstehenden Gerichte über das Land an wegen all der Ungerechtigkeit, Heuchelei und Götzendienerei; der grosse und schreckliche »Tag des Herrn« wird auch die Nachbarvölker treffen. Dann beschreibt der Prophet einen armen und verzweifelten Volksrest in Jerusalem, der seine Hoffnung auf Jahwe gesetzt hat, und ruft diesen Überrest auf, auf Jahwe zu warten und verkündet dann - wie wir immer wieder bei den Propheten sehen - ihr Schicksal in der Endzeit: die Gläubigen aus allen Völkern und die geistliche und nationale Wiederherstellung Israels werden vorhergesehen, und Gott wird seine Liebe für Jerusalem erzeigen und ihm einen Namen machen unter allen Völkern.

Das Buch HABAKUK schildert uns persönliche Erfahrungen des Propheten, der unter der Ungerechtigkeit des Volkes Gottes leidet. Gott zeigt ihm, wie er die Sünden bestrafen wird: durch die Chaldäer (Babel). Doch nun leidet der Prophet durch Liebe und Mitleid noch mehr für das Volk und klagt seinerseits die Chaldäer an wegen ihrer Sündhaftigkeit. Die Antwort Gottes ist, dass er auch sie verurteilen wird und dass der Gerechte aus Glauben leben muss; der Tag Jahwes wird kommen, und die Erde wird erfüllt werden mit der Erkenntnis seiner Herrlichkeit. Der Prophet versteht die Lektion: Gottes Worte machen ihn enthusiastisch, er erinnert sich Gottes früherer Erlösung und freut sich in dem Herrn, auch wenn jetzt noch nichts von einer Erlösung zu sehen ist.

Das Buch JEREMIA beschreibt die interessante, lange Geschichte des Propheten selber und seine mutigen Prophetien, unter verschiedenen aufeinanderfolgenden Regenten Judas ausgesprochen, bis er den schmerzlichen Fall Jerusalems miterlebt und mit einem Teil des ausgeplünderten Volkes nach Ägypten zieht. Sein ganzes Leben ist im Blick auf das kommende Gericht wegen der Sünden des Volkes eine einzige Warnung an Juda. Dieses Gericht ist nicht mehr aufzuhalten und wird durch die Babylonier ausgeführt werden. Diejenigen im Volk, die wirklich bereuen und sich dem unabwendbaren Gericht Gottes beugen wollen, können nur eines tun: überlaufen nach Babel, während der letzte König, Zedekia, immer wieder ermahnt wird, die Stadt in die Hände der Belagerer zu übergeben. Das Buch wird immer wieder durch erschütternde Episoden aus dem Leben Jeremias unterbrochen (u.a. Kap. 7,11,13,18-22,26-29,32, 34-44), aber auch durch herrliche messianische Prophetien über die Wiederherstellung des Volkes (Kap. 3), über den »Spross« aus dem Geschlecht Davids (Kap. 23) und über die unwandelbare Liebe Gottes gegenüber den 12 Stämmen. Ihre sichere Wiederherstellung unter dem Sohn Davids, der neue Bund mit ihnen in der Endzeit und ihre segensreiche Zukunft in einem wiederhergestellten Land und der wiederhergestellten Stadt werden prophezeit (Kap. 30-33). Nach der Geschichte von Zedekia, dem Fall der Stadt und der Flucht nach Ägypten (wo das Volk immer noch Götzendienst treibt) folgt zum Schluss eine Reihe Gerichtsankündigungen über die Völker und über Babel (Kap. 46-51); Kap. 52 ist ein geschichtlicher Anhang.

Das Buch KLAGELIEDER enthält die Klagelieder Jeremias über den Untergang Israels (als auserwähltes Volk Gottes) und Jerusalems (als Stadt, in der Gott seinen Namen wohnen liess). Der grösste Schmerz für den wahren Gläubigen ist, dass es Gottes eigenes Volk, sein Altar und sein Haus sind, die zerschlagen werden mussten; aber er erkennt, dass Gottes Gerechtigkeit angesichts des Zustands des Volkes nicht anders handeln konnte. Es ist also ein sehr tragisches Buch - dennoch, das Vertrauen zu Gott und die Hoffnung auf Wiederherstellung fehlen nicht.

Das Buch HESEKIEL wurde von einem Propheten geschrieben, der Priester in Jerusalem war, aber später mit den ersten Gefangenen (unter König Jojachin) nach Babel geführt wurde und sich dort am Fluss Chebar niederliess, wo er wenigstens 22 Jahre unter den Gefangenen prophezeite, sowohl vor als auch nach dem Fall Jerusalems unter Zedekia. Was Jeremia in Juda tat, tat Hesekiel in Babel: Er wies das Volk darauf hin, dass dessen eigenen Sünden in einer Katastrophe enden würden. Der erste Teil des Buches (Kap. 1-24) enthält die Prophetien über den Fall Jerusalems. Sie beginnen mit Visionen des Propheten über die Herrlichkeit des Herrn, die bevor-stehende Verwüstung von Stadt und Land, über den Götzendienst sogar im Tempel und über das Zurückziehen der Herrlichkeit Jahwes aus dem Tempel und der Stadt (Kap. 1-11).

Ernste Warnungen für Führer und falsche Propheten, für die Stadt und für die Könige Judas folgen (Kap. 12-19). Wichtig ist, dass der Prophet betont, dass Juda sich genau dasselbe hat zuschulden kommen lassen wie das Nordreich und deshalb vom selben Schicksal ereilt werden wird (Kap. 20-24). Aber auch die umliegenden, gottlosen Völker werden dem Gericht Jahwes durch die Hand Nebukadnezars nicht entrinnen (Kap. 25-32). Dann folgen mächtige messianische Verheissungen (Kap. 33-39): die Bewahrung Einzelner durch persönlichen Glauben; die Ankündigung des wahren Hirten: des Messias, des Sohnes Davids; Ankündigung der Verwüstung des Erzfeindes Israels, Edom, und die Wiederherstellung und Wiedergeburt Israels, ihr nationales und geistliches Erwachen und die Wiedervereinigung der 12 Stämme, sowie die Vernichtung der letzten Feinde: Gog und Magog. Das Buch endet mit einer Beschreibung des neuen Tempels und der wiederhergestellten Ordnung im Lande (Kap. 40-48).

Das Buch DANIEL hat einen ganz eigenen Charakter: erstens, weil es sich in einen historischen (Kap. 1-6) und einen prophetischen (Kap. 7-12) Teil unterteilen lässt, und zweitens, weil es sich nicht so sehr mit dem Schicksal und der Zukunft Israels beschäftigt als mit den vier Weltreichen, die in der Zeit, in der Israel nicht mehr sichtbar das Volk Gottes sein würde, nacheinander auftreten werden. Daniel erlebt selber zum Teil zwei der Reiche: das Babylonische und das Reich der Meder und Perser, und er weissagt auch über das noch bevorstehende Griechisch-Mazedonische und das Römische Reich. Wegen seiner grossen Weisheit verkehrt er stets als Ratgeber und Regierender am Hofe der aufeinanderfolgenden Machthaber, aber befleckt sich nicht mit den unreinen Dingen der Heiden (Kap. 1).

Zunächst werden in Form eines grossen Standbildes, von dem Nebukadnezar geträumt hatte und das durch das Reich Christi vernichtet wird, vier Weltreiche vorgestellt (Kap. 2). Zweitens sieht Daniel die vier Reiche selber in einem Traum, nun aber in ihrer wahren Bedeutung: als vier Tiere, die von dem Reich des »Sohnes des Menschen« vertilgt werden (Kap. 7). Verwoben mit der Geschichte dieser Reiche sehen wir die des verworfenen Israel mit Hoffnung auf Wiederherstellung; der Engel Gabriel bestätigt diese Hoffnung durch die Prophetie über die »70 (Jahr-)Wochen« über Israel und Jerusalem (Kap. 9). Das Buch endet mit dem Hinweis auf Wiederherstellung (Kap. 12).

Datum: 18.05.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel

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