Die Bücher nach der Gefangenschaft

Das Buch der CHRONIK (wieder aufgeteilt in zwei Teile) behandeln wir hier, weil es nach der Gefangenschaft geschrieben wurde und zusammen mit den Büchern Esra und Nehemia ein Ganzes bildet. Das erste Buch (1. Chronik) greift jedoch ganz zurück bis auf Adam; es beginnt mit dem wichtigsten Geschlechtsregister Israels (Kap. 1-9) und beschreibt ferner die Geschichte des Königs David und seiner Nachkommen auf dem Thron in Jerusalem. Das ganze Werk wurde anscheinend geschrieben, um den Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekehrt waren, die positiven Seiten ihrer früheren Geschichte vorzustellen, die Seiten, an die auch Gott gerne zurückdachte.

Darum hören wir hier nur so viel über das Nordreich und über die Fehler Davids, über Salomo und die folgenden Könige, wie unbedingt notwendig ist, um diese Phase von Gottes Gnade in der früheren Geschichte zu begreifen. So hören wir im ersten Buch nichts über Davids Ehebruch und Mord und über seine Flucht vor Absalom, wohl aber einen ausführlichen Bericht über das Heimholen der Bundeslade nach Jerusalem (Kap. 13-16), über Davids Helden und Heldentaten (Kap. 11,12, 18-20) und über seine Vorbereitungen für den Tempelbau (Kap. 17,21-29). Die Gottesherrschaft, repräsentiert im Königtum Davids und dem Priesterdienst (Lade und Tempel), bilden den Kern des Buches.

Das Buch 2. CHRONIK verfolgt die gleiche Linie. Es beschreibt die Geschichte der Könige aus dem Haus Davids, von Salomo bis zur Gefangenschaft. Hier wird grössere Betonung auf den Tempel-bau durch Salomo (Kap. 2-8) gelegt als auf die persönlichen und oft weniger schönen Geschehnisse im Leben dieses Königs, wie wir sie in 1. Könige finden. Dann werden vor allem die Könige, die Gott treu gedient haben, geschildert, die Könige, die den Gottesdienst im Lande gefördert haben, wie Asa (Kap. 14-16) und Josaphat (Kap. 17-21). Wir lesen ferner von der Reformation durch den Priester Jojada, während König Joas regierte (Kap. 22-24), über Amazja (Kap. 25) und die Erweckung unter Hiskia (Kap. 29-32) wie auch unter Josia (Kap. 34-35). Der Abfall Judas und schliesslich der Fall Jerusalems werden nur kurz beschrieben, und das Buch endet mit der Ankündigung Cyrus' über das Ende der Gefangenschaft und die Rückkehr nach Juda (Kap. 36).

Das Buch ESRA beginnt mit denselben Worten, mit denen 2. Chronik endet. Es gibt uns Einzelheiten über die (religiöse und politische) Wiederherstellung der jüdischen Nation nach der babylonischen Gefangenschaft. Die ersten Gefangenen kehren unter der Leitung von Serubabel und Josua zurück (Kap. 3) und haben den Mut, den Altar in Jerusalem wieder zu errichten: das Herz des Gottesdienstes des Herrn. Der Opferdienst wird wieder aufgenommen und das Laubhüttenfest gefeiert. Dann beginnt der Wiederaufbau des Tempels, wenn auch unter Widerstand der Feinde, so dass die Arbeit mehrmals für längere Zeit unterbrochen wird (Kap. 3-5). Die Propheten Haggai und Sacharja ermutigen das Volk deshalb, die Arbeit wiederaufzunehmen, und der König der Perser unterstützt dieses Vorhaben, so dass die Arbeit fertiggestellt, der neue Tempel eingeweiht und das Passahfest wieder gefeiert wird (Kap. 5 und 6). Viele Jahre später kommt unter der Leitung des PriesterSchriftgelehrten Esra eine weitere Gruppe Gefangener heim (Kap. 7 und 8). Esra bringt das unordentliche Volk tatkräftig zum alten mosaischen Gesetz zurück (Kap. 9 und 10).

Das Buch NEHEMIA schliesst an Esra an. Nehemia steht im Dienst des Königs von Persien (Arthaxerxes I.), sehnt sich aber danach, dass neben Altar und Tempel auch die eigentliche Stadt Jerusalem mit ihren Mauern wiederaufgebaut wird. Er bekommt dazu die Bewilligung des Königs und führt diese schwere Arbeit unter viel Widerstand seitens der Samariter bis zum Ende durch (Kap. 1-7). Die Treue Nehemias und sein Gottvertrauen sind dabei besonders auf-fällig. Anschliessend wird die Reformation unter Esra und Nehemia beschrieben; Esra liest dem Volk das ganze Gesetz vor, und der Bund wird erneuert (Kap. 8-10). Es folgen Listen der Einwohner Jerusalems und der Priester und Leviten und ein Bericht über die Einweihung der Stadtmauer (Kap. 11 und 12). Nach zwölf Jahren besucht Nehemia, von Persien kommend, das Land zum zweiten Male und muss erneut mit Macht auftreten, um das mosaische Gesetz zu festigen (Kap. 13).

Das Buch ESTHER gibt uns ein treffendes Bild von Gottes vorhersehender Sorge um sein Volk, während dies im fremden Land wohnt und augenscheinlich nicht mehr sein Volk ist: eine Sorge, die Gott hegt, während er selbst im Verborgenen bleibt. Der Name Gottes wird in diesem Buch nicht einmal genannt, und das ist kennzeichnend dafür. Gottes Vorsehung bringt die junge jüdische Frau Esther an den persischen Hof. Es gelingt ihr, der drohend bevorstehenden Ausmerzung ihres Volkes vorzubeugen. Der Bedränger ihres Volkes, Haman, wird gehängt; ihr Vetter, Hamans Feind Mardochai, erhält eine hohe Stellung, und die Juden rächen sich an ihren Feinden.

Das Buch HAGGAI ist das erste der drei prophetischen Bücher nach der Gefangenschaft. Wir begegneten dem Propheten schon einmal als einem, der das Volk zum Wiederaufbau des Tempels ermutigte; hier finden wir seine Worte. Nach der Fertigstellung des Tempels erklärt Haggai, dass Gott mit seinem Wort und seinem Geist mit dem Volk sein würde, und dass er einmal Himmel und Erde erbeben lassen würde: dann würden die Heiden sich zu dem Messias wenden und der Tempel mit wahrhaftiger Herrlichkeit erfüllt werden. Serubabel war nach den Worten Haggais eine Vorschattung des Messias.

Das Buch SACHARJA besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil (Kap. 1-6) enthält acht verschiedene Visionen, in denen Jerusalems Schicksal Hauptthema ist. Die Stadt ist ein Spielball in den Händen der vier einander folgenden und sich gegenseitig vertreibenden Weltreiche (vorgestellt als "Hörner" und als "Wagen": Kap. 1,2 und 6). Der Prophet sieht aber auch das Gericht über diese Völker voraus und die Wiederherstellung der Stadt in ihrem alten Glanz unter dem Messias, dem "Spross" (Kap. 3 und 6). Jerusalem wird in der Person des Hohenpriesters Josua gerechtfertigt (Kap. 3), das wiederhergestellte König- und Priestertum wird vorgestellt als Abbild des Messias, des König-Priesters (Kap. 4 und 6), und die Gottlosigkeit und der Götzendienst werden verurteilt (Kap. 5). Der zweite Teil (Kap. 7-14) enthält drei Reden Gottes; auch hier sind Jerusalem und der Messias Mittelpunkt. Der erste Teil (Kap. 7 und 8) gibt eine prächtige Beschreibung von der zukünftigen Wiederherstellung Jerusalems unter dem Messias, wogegen der zweite Teil (Kap. 9-11) diesen Messias in seinem niedrigen Stand vorstellt, den er bei seinem ersten Kommen haben wird; nach seiner Verwerfung wird Israel den Händen eines "nichtsnutzigen Hirten" übergeben. Die letzte Rede Gottes (Kap. 1244) beschreibt Jerusalems Erlösung beim (zweiten) Kommen Christi in Herrlichkeit, die Bekehrung und Versöhnung der Getreuen und den erhabenen, zukünftigen Zustand der Stadt und ihrer Einwohner.

Das Buch MALEACHI zeigt uns den grossen, moralischen Verfall des Volkes nach seiner Rückkehr aus Babylon, trotz Gottes erwählender Liebe. Alle, die treulose Opfer darbringen, die unwürdigen Priester und das unheilige Volk, werden scharf zurechtgewiesen. Dann wird (in diesem letzten Buch des Alten Testaments!) das Kommen Johannes des Täufers (der direkte Vorbote Christi...) vorhergesagt und danach das Kommen des Messias selber, der das Volk läutern wird durch das Gericht; die Gottesfürchtigen wird er bewahren und über ihnen aufgehen als Sonne der Gerechtigkeit zur Heilung. Das Alte Testament endet mit dem Hinweis auf seine zwei wichtigsten Personen: einem Aufruf, zum Gesetz des Mose zurückzukehren, und die Ankündigung des Propheten Elia mit der Aufforderung, sich zu bekehren, damit das Volk nicht vom Gericht heimgesucht wird.

Datum: 10.05.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel

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