Poetische Bücher und Bücher der Weisheit

Im Herzen des Alten Testaments finden wir fünf Bücher, die angesichts ihrer Tiefe, Weisheit und Schönheit die Elite der ganzen Weltliteratur bilden. Wir wollen sie hier gesondert behandeln. Das Buch HIOB erzählt die Geschichte eines reichen, aber gottesfürchtigen Mannes mit Namen Hiob. Gott liess es zu, dass Satan ihm alles nahm, was er hatte, sogar seine Familie und seine Gesundheit. Zusammen mit seinen Freunden ringt Hiob mit dem grossen Problem, warum ein gerechter Gott einen gerechten und unschuldigen Menschen so sehr leiden lassen kann in dieser Welt. Das Buch Hiob zeigt uns Satans Macht, aber auch Gottes Vorsehung, die Leiden zulässt und zur Erziehung der Gerechten gebraucht, nicht allein zur Bestrafung der Schuldigen, wie die Freunde Hiobs meinen. Nur der vierte Freund, Elihu (Kap. 32-37), begreift etwas davon; aber schliesslich ist es Jahwe selbst, der Hiob die Antwort gibt (Kap. 38-41). Nun erst lernt Hiob Gott wirklich kennen und tut Busse über seine Vermessenheit, Gott zur Verantwortung gezogen zu haben. Obwohl Hiob schon zur Zeit der Erzväter gelebt haben muss, behandelt das Buch ein universelles Problem, das zu jeder Zeit aktuell ist.

Der PSALTER ist eine Sammlung von 150 Liedern, Gebeten und Unterweisungen, die die schmerzvollen, frohen, angstvollen, hoffnungsvollen, verzweifelten, vertrauenden und begeisterten Gefühle der alttestamentlichen Gläubigen ausdrücken; er ist damit in mancher Hinsicht ein Buch der Gefühle der Gläubigen aus allen Zeiten. Das ganze Werk ist in fünf Bücher aufgeteilt. Im ersten Buch (Psalm 1-41) finden wir mitten in einem gottlosen Volk einen getreuen und gerechten Oberrest, der seine Hoffnung auf den Messias richtet, dem wir hier als Sohn Gottes (Psalm 2), Menschensohn (Psalm 8), demütigem Menschen (Psalm 16), leidendem und verherrlichtem Knecht (Psalm 22) und als wahrem Opfer (Psalm 40) begegnen. Im zweiten Buch (Psalm 42-72) finden wir das Leiden der Gerechten, Christi Leiden (vor allem in Psalm 69) und seine endliche Verherrlichung und Regentschaft (Psalm 72). Das dritte Buch (Psalm 73-89) nennt nicht nur Juda und Zion, sondern betrachtet ganz Israel (die 12 Stämme) und dessen Geschichte seit dem Anfang (siehe Psalm 78). Das vierte Buch (Psalm 90-106) beschreibt vor allem die unwandelbare Herrschaft Jahwes, wie sie nach seinem Leiden, Sterben und Auferstehen im Messias begründet wird (Kern: 102); dies bedeutet die schliessliche Errettung des Volkes Gottes auf Grund Jahwes Verheissung an die Väter (Psalm 105 und 106). Das fünfte Buch (Psalm 107-150) geht tiefer auf dieses Thema ein, zeigt Christus zur Rechten Gottes (Psalm 110) und die Wiederherstellung des Volkes: seinen Gang nach Jerusalem, vorgestellt in den Wallfahrtsliedern (Psalm 120-134) und schliesslich das grosse "Hallel", eine Reihe gewaltiger Lobpreisungen (Psalm 146-150).

Die SPRÜCHE Salomos zeigen uns die Weisheit göttlicher Autorität gegenüber dem Ego (der Ichbezogenheit), der Verderbtheit und Gewalttätigkeit der menschlichen Natur. Der erste Teil zeigt allgemeine Grundregeln und stellt uns Christus als die wahre Weisheit Gottes vor, die bereits vor Entstehung der Welt ihr Wohlgefallen an den Menschenkindern findet (Kap. 1-8). Der Rest des Buches erarbeitet dieses Thema für allerlei Lebensumstände (Kap. 9-29), während wir nach den Sprüchen Salomos noch die Sprüche Agurs und des Königs Lemuel finden (Kap. 30 und 31). Das ganze Buch zeigt uns, wie der Gläubige die Verführungen dieser Welt meiden kann, ohne dass es nötig wäre, zuvor alle Ungerechtigkeit selber kennenzulernen.
Der PREDIGER Salomo beschreibt den Versuch eines Mannes, den Sinn des Lebens zu begreifen und wahres Glück zu finden, indem er sich auf alles, was "unter der Sonne" ist, beschränkt (d.h. auf die sichtbaren Dinge). Das Resultat dieser Forschung ist, dass sich alles als "eitel" erweist (sinnlos und hoffnungslos), solange man Gott draussen lässt. Die Bedeutung des Lebens wird erst dann deutlich, wenn man erkennt, dass Gott am Ende dieses Lebens beurteilen wird, inwieweit es mit seinem Gesetz in Einklang war. Das Buch des Predigers zeigt uns, dass die Weisheit des Menschen ohne Gott Torheit ist, und dass Gott dem Leben einen Sinn gibt.

Das HOHELIED Salomos schliesslich ist eine Sammlung wunder-schöner Liebeslieder des Königs Salomo und seiner sulamitischen Braut, in der die Gläubigen von jeher ein Sinnbild auf das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde oder Gott und seinem Volk gesehen haben. Es gibt eine geistliche Steigerung in diesem Buch, in der der individuelle Gläubige viel von seiner geistlichen Erfahrung mit seinem Herrn wiederfinden kann, in seinem Versagen, aber auch im Wachstum seiner Abhängigkeit.

Datum: 10.05.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel

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