Hosea

Gott liebt uns so sehr, dass er uns schwer zu bewältigende Aufgaben stellt, um uns dann zu helfen, sie zu erledigen. Kannst du dir vorstellen, dass Gott etwas von dir erwartet, das sehr schwierig oder gar unfair zu sein scheint? Wenn du das nicht kannst, dann hast du Gottes Wort wohl sehr unaufmerksam gelesen. Beginne mal damit, die Worte Jesu genauer zu betrachten: »Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen« (Mt 5,44). Hosea liefert uns ein herzzerreissendes Beispiel dafür, wie hart Gottes Anweisungen ausfallen können, während doch alles von seiner bleibenden Liebe geprägt ist. Autor und Abfassungszeit Verfasst von Hosea während seines Dienstes ca. 755-710 v. Chr. Das Buch Hosea ist die einzige Informationsquelle über den Autor und seine Familie. Hosea und Jona sind die zwei einzigen Propheten des Nordreichs, die ihre Prophezeiungen in schriftlicher Form festhielten. Hoseas Dienst umfasste eine grosse Zeitspanne (45 Jahre). Er erlebte 7 Könige des Nordreichs Israel und 4 Könige Judas. Er war ein Zeitgenosse Jesajas und Michas, die beide ausschliesslich in Juda prophezeiten. Schlüsselpersonen im Buch Hosea Hosea

– Prophet im Nordreich Israel; Seine Ehe spiegelt Gottes Beziehung zu Israel wider (1,1–14,10)

Gomer – Prostituierte, die Hoseas Ehefrau wurde (1,3-9)

Ihre Kinder – Jesreel, Lo-Ruchama, Lo-Ammi; jeder dieser Namen veranschaulicht Gottes Beziehung zu Israel (1,3–2,3)

Hintergrund und Umfeld

Hosea begann seinen Dienst in Israel während der letzten Tage Jerobeams II., unter dessen Führung sich Israel, trotz politischen Friedens und materiellen Wohlstands, im moralischen und geistlichen Niedergang befand. Auf Jerobeams II. Tod folgte jedoch Anarchie und Israels Verfall beschleunigte sich. Bis Israel 20 Jahre später durch Assyrien besiegt wurde, wurden 4 der letzten 6 Könige Israels von ihren Nachfolgern ermordet.

Während dieser chaotischen Zeit redete Hoesea im Namen Gottes. Er konzentrierte sich in seinen Prophetien auf Israels moralische Abwege, und auf den Bruch ihrer Bundesbeziehung zum Herrn. Sein Leben verdeutlichte die Wahrheit seiner Botschaft. Er kündigte das bevorstehende Gericht an.

Schlüssellehren im Buch Hosea

Gottes bedingungslose Liebe zu seinem Bundesvolk (6,1-3; 11,1 – 12,1; 5Mo 7,7; Hi 7,17; Jes 49,15.16; Joh 3,16; Tit 3,4)

Gottes Wesen im Buch Hosea

Gott ist zugänglich – 14,3

Gott ist gut – 3,5

Gott ist freundlich – 2,21

Gott ist liebend – 11,4

Gott ist barmherzig – 2,25; 14,4-5

Gott ist vorhersehend – 2,10-11

Christus im Buch Hosea

Hosea veranschaulicht die Beziehung zwischen einem treuen Ehemann (Hosea, Gott) und einer untreuen Ehefrau (Gomer, Israel). Die Gegenwart Christi durchdringt das Buch Hosea, insofern als Christus der Geliebte und Erlöser seines Volkes ist. Hosea erweist sich als Erlöser für seine Frau Gomer. Er weist auch auf Christus als den Retter seines Volkes hin: »Ich aber bin der HERR, dein Gott, vom Land Ägypten her, und ausser mir kennst du keinen Gott, und es gibt keinen Retter als mich allein« (13,4).

Schlüsselworte im Buch Hosea

Straucheln: Hebräisch kashal – 4,5; 5,5 – bedeutet »schwanken«, »stolpern und hinfallen« oder »straucheln«. Die Propheten brauchten dieses Wort oft, um das geistliche Leben der Hebräer zu beschreiben. Hosea z.B. vergleicht die falschen Propheten und ihre Nachfolger mit solchen, die in der Dunkelheit rumstolpern. Sie straucheln über die Sünde ihres Götzendienstes und fallen in den Ruin (4,5; 5,5; Jes 3,8). Jesaja warnt davor, sich auf seine eigene Kraft zu verlassen. Wer es trotzdem tut, der wird zu Fall kommen (Jes 40,30), wer sich aber der Führung des Herrn anvertraut, wird nicht straucheln (Jes 63,13). Tatsache ist, dass der Herr denen Kraft verleihen wird, die in der Vergangenheit gestrauchelt sind und sich jetzt an ihn wenden und ihn anrufen (1Sam 2,4).

Hurerei begehen: Hebräisch zanah – 2,7; 3,3; 4,15 – bezieht sich auf unerlaubte sexuelle Beziehungen, im Speziellen Hurerei. In der Antike gab es zwei Arten von Hurerei: Prostitution, wie man sie kennt, und rituelle oder »religiöse« Prostitution, die bei den heidnischen Fruchtbarkeitsriten praktiziert wurde. Gottes Gesetz verbot beide Arten mit äusserster Strenge (3Mo 19,29; 5Mo 23,18). Im AT wurde Prostitution oft als eine Bild für Götzendienst benutzt. Israel versprach, Gott allein zu dienen (2Mo 20,3), folglich entsprach ihr Götzendienst ehelicher Untreue gegen Gott. Gott benutzte Hoseas Heirat mit der Hure als Gegenstandlektion, um dem Volk seine Geduld hinsichtlich ihrer Untreue aufzuzeigen (vgl. Kap. 1).

Gliederung

Ehebrecherische Frau und treuer Ehemann (1,1 – 3,5)

  • Hosea und Gomer (1,1 – 2,2)
  • Gott und Israel (2,3-25)
  • Aussöhnung beider Parteien (3,1-5)

Das ehebrecherische Israel und der treue Herr (4,1–14,10)

  • Das ehebrecherische Israel wird für schuldig befunden (4,1–6,3)
  • Das ehebrecherische Israel wird beiseite gesetzt (6,4–10,15)
  • Die Beziehung des ehebrecherischen Israel zum Herrn wird wiederhergestellt (11,1–14,10)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Gründung der Stadt Rom (753 v. Chr.)

Häufig auftauchende Fragen

1. Hat Gott Hosea wirklich angewiesen, eine Prostituierte zu heiraten?

Einige Ausleger versuchen dieser heiklen Frage aus dem Wege zu gehen, indem sie in den in Kap. 1-3 geschilderten Eheszenen lediglich eine Allegorie für Gottes Beziehung zu Israel sehen. Der Bericht selbst gibt jedoch keinerlei Anlass zu einer derartigen Auslegung. Ein Grossteil der Wirkung würde verloren gehen, wenn es ich hier nicht um eine echte und lebensnahe Schilderung der Ereignisse handelte. Die Gegner einer wortwörtlichen Auslegung verweisen meistens auf den moralisch negativen Inhalt, der durch solch eine Botschaft vermittelt würde. Ihrer Ansicht nach darf es einfach nicht sein, dass Gott eine Heirat zwischen Hosea und einer Hure anordnet.

Betrachtet man den Urtext, so findet man linguistische Indizien, die darauf hindeuten, dass zu der Zeit, da Gott seine Anweisung an Hosea erteilte, Gomer ihre Keuschheit noch nicht verloren hatte. Die Worte »geh und erwirb dir eine hurerische Frau« (1,2) können auch prophetisch aufgefasst werden (d.h. sie wird erst in der Zukunft zur Hure werden). Folglich hätte Gomers unmoralisches Verhalten erst nach der Eheschliessung eingesetzt. Diese Erklärung würde auch besser zur Schilderung in Hos. 2,15 und 9,10 passen; dort wird Israel als junge Frau, die aus Ägypten kommt und später auf Abwege gerät, beschrieben. Hosea nimmt in Kap. 3 seine ehebrecherische Frau, Gomer, wieder zurück. Man kann davon ausgehen, dass Hosea diese moralische Kraft aus ihrer einst reinen Ehebeziehung schöpfte. Hätte er hingegen eine Prostituierte geheiratet, so hätte nie ein Anlass bestanden, sich über ihre Untreue zu entsetzen.

Kurzstudium zum Buch Hosea/einige Fragen

  • In Hosea wird Gott oft anhand von Bildern beschrieben. Wie viele dieser Beschreibungen findest du im Buch Hosea?
  • Auf wie viele unterschiedliche Weisen beschreibt Hosea Gottes Liebe zu seinem Volk?
  • Was bedeuten die Namen der Kinder von Hosea und Gomer?
  • Wo würdest du auf einer Schwierigkeitsskala von 1 bis 10 Gottes Gebot an Hosea, eine Hure zu heiraten, ansiedeln?
  • Wie würdest du den drastischsten Schritt in deinem Leben, den Gott je von dir gefordert hat, beschreiben?
Fortsetzung: Joel

Datum: 08.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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