Micha

Das Buch, das dem weisen Mann den Weg zu Jesus wies. »Ruhe im Gerichtssaal!« Diese Worte verfehlen ihre Wirkung nicht in einem Raum voller Leute. Sie fordern Aufmerksamkeit, denn der Richter beginnt mit seiner Gerichtssitzung. Das Buch Micha liest sich wie ein Protokoll einer Gerichtsverhandlung. Michas Prophezeiungen wenden sich an drei unterschiedliche Gruppen von Angeklagten: 1) Samaria und Jerusalem; 2) die Führer Israels und Judas; 3) das Volk in Israel und Juda. Gott zieht Nationen, Führer und Individuen zur Rechenschaft, weil sie seinen Geboten nicht gehorcht haben. Die Dringlichkeit der Worte Michas und die darin enthaltene Wahrheit sind heute noch genauso aktuell wie damals. Autor und Abfassungszeit Verfasst von Micha, ca. 735 bis 710 v. Chr. Gleich der erste Vers bestimmt Micha zum Verfasser. Darüber hinaus ist nur wenig über ihn bekannt. Seine Herkunft ist nicht angegeben, aber sein Name (Wer ist wie der HERR?) lässt ein frommes Erbe vermuten. Er verbindet seine Wurzeln mit der Stadt Moreschet (1,1.14), die an den Gebirgsausläufern Judas lag, etwa 40 km südwestlich von Jerusalem. Aus einem landwirtschaftlich fruchtbaren Gebiet stammend, gehörte er wie Amos zur Landbevölkerung abseits der nationalen Politik und Religion; dennoch wurde er von Gott auserwählt (3,8), um den Fürsten und Einwohnern Jerusalems und Samarias eine Gerichtsbotschaft zu überbringen. Schlüsselpersonen im Buch Micha Das Volk Israel

– das nördliche Königreich, das im Begriff war von Assyrien erobert zu werden (1,2 – 7,20)

Hintergrund und Umfeld

Da das Nordreich im Begriff stand, während Michas Dienst an Assyrien zu fallen (in 722 v. Chr.), datierte Micha seine Botschaft ausschliesslich mit judäischen Königen. Während Israel seine Worte nur gelegentlich empfing (vgl. 1,5-7), war sein Hauptaugenmerk auf das Südreich gerichtet. Obwohl auch die Tage Judas bereits gezählt waren, überdauerte es das Nordreich um einige Jahrzehnte.

Wirtschaftlicher Wohlstand und internationale Stabilität, einstige Kennzeichen der Zeit Jerobeams II. (793-753 v. Chr.) bröckelten. Die Beziehungen zwischen dem Süd- und Nordreich verschlechterten sich zusehends. Michas Dienst richtete sich an beide Häuser des Volkes Gottes, und trotzdem herrschte zwischen den beiden eine konstante Missstimmung und Feindseligkeit. Israel verbündete sich sogar einmal mit Syrien und gemeinsam fielen sie in Juda ein und nahmen den bösen König Ahas vorübergehend gefangen (vgl. 2Chr 28,5-16; Jes 7,1-2). Nachdem Fall des Nordreiches wurde Hiskia, einer der guten Könige Judas, von Gott gebraucht, um Juda zu wahrem Gottesdienst zurückzuführen.

Micha war Zeuge all dieser Ereignisse und übte auch seinen Einfluss auf die Zeitgeschehnisse aus. Seine Botschaft hat zwar nicht das ganze Volk zur Busse geleitet, aber einige haben die Botschaft vernommen und sind dem bevorstehenden Gericht entgangen. Michas Worte enthielten hoffnungsspendende Verheissungen Gottes für die Zukunft (5,1). Jahrhunderte später, als ein weiser Mann auf der Suche nach einem Neugeborenen, dem König der Juden, nach Jerusalem kam, wussten die Priester, wo sie nachlesen mussten, um den Geburtsort des Messias bestimmen zu können (5,1). In diesem Sinne hielt Micha die Hoffnung auf die Zusagen Gottes lebendig.

Schlüssellehren im Buch Micha

Gottes Gericht über die Sünde (1,2 – 2,5; 1Chr 16,33; Ps 96,13; Pred 3,17; Mt 7,22-23; Joh 12,48; Röm 2,12; 2Tim 4,1; Offb 20,12)

Gottes Bund mit den Vätern Israels (7,20; 1Mo 15,7-18; 17,2-14.19.21; 26,3-4; 28,13-14; 2Mo 6,4; 2Sam 23,5; 1Chr 16,16-17; Ps 89,4-5; Lk 1,72-75; Apg 3,25; Gal 3,16)

Gottes Wesen im Buch Micha

Gott ist langmütig – 7,1

Gott ist barmherzig – 7,18.20

Gott ist vorhersehend – 5,1

Gott ist gerecht – 6,4-5; 7,9

Gott ist treu – 7,20

Gott ist eins – 7,18

Gott ist zornig – 7,9.11

Christus im Buch Micha

Micha liefert uns eine der bedeutendsten Prophezeiungen der Bibel in Bezug auf den Geburtsort Christi und sein ewiges Wesen: »Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar gering unter den Tausendschaften von Juda; aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Hervorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist« (5,1). Die Schriftgelehrten und Priester zitierten diese Stelle, als Herodes sich nach dem Geburtsort Jesu erkundigte (Mt 2,6). Jesus verwies auf Micha 7,6 um die Natur seines Auftrags und den Grund seines Kommens anzugeben. (Mt 10,35.36)

Schlüsselworte im Buch Micha

Klage: Hebräisch rib – 6,2 – kann »kämpfen« oder »sich streiten« im Sinne einer Fehde ((Ri 12,2), »Kontroverse« oder »Streit« (Spr 17,14; 18,6) auf Grund eines rebellischen Geistes/Verhaltens (4Mo 20,13; Spr 17,14; 18,6), oder sogar »Gerichtsfall« oder »Prozess« (Hi 31,13.35; Jer 11,20) bedeuten. Die Propheten benutzten dieses Wort oft als technischen oder rechtlichen Begriff im Zusammenhang mit dem Bund zwischen Gott und Israel (Jer 25,31; Jos 4,1; 12,2). Micha informiert Juda, dass Gott eine formalrechtliche Klage gegen sein Volk eingereicht hat. Er fordert sie auf, im Gerichtsstand zu erscheinen, um sich wegen Verletzung der Bundesbedingungen, im Speziellen der Übertretung in Form von Götzendienst, zu verantworten (6,2-16).

Mitleid/Erbarmen: Hebräisch raham – 7,19 – was hier mit erbarmen übersetzt wird bedeutet eigentlich »vom Mutterleib an lieben«. Oft wird es auch mit Barmherzigkeit übersetzt (Jes 14,1). Als Substantiv bedeutet es »Mutterleib«, folglich vermittelt es den Gedanken zärtlicher Mutterliebe für ein hilfloses Kindlein (1Kö 3,26). »Vom Mutterleib an« drückt die mit dieser Liebe verbundenen starken Emotionen aus. Gottes innige Liebe und Barmherzigkeit für sein Volk ist derart stark, dass man sie kaum in Worte fassen kann. Gott benutzte eine Form dieses Wortes, als er Mose seinen Charakter und seinen Namen offenbarte: »Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von grosser Gnade und Treue« (2Mo 34,6).

Gliederung

Historischer Rahmen (1,1)

Gott richtet und erlöst (1,2 – 2,13)

  • Samarias und Judas Strafe (1,2-16)
  • Unterdrücker werden gerichtet (2,1-5)
  • Falsche Propheten (2,6-11)
  • Verheissung auf Erlösung (2,12-13)

Gott richtet Herrschende und erlöst (3,1 – 5,14)

  • Die gegenwärtigen Führer waren schuldig (3,1-12)
  • Der kommende Führer wird erlösen und wiederherstellen (4,1 – 5,14)

Gott bringt Anklagen hervor und die letztendliche Erlösung (6,1 – 7,20)

  • Botschaften von Tadel und Klage (6,1 – 7,6)
  • Botschaften von Zuversicht und Sieg (7,7-20)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Die Kelten, aus dem heutigen Schottland stammend, wandern südwärts und besiedeln das Gebiet Grossbritanniens.

Häufig auftauchende Fragen

1. Wie wird das Buch Micha im NT eingesetzt?

Im Matthäusevangelium werden im Zusammenhang mit bedeutenden Ereignissen zweimal Stellen aus Micha zitiert. Die Priester und Schriftgelehrten zitieren Micha 5,1, als Herodes sich nach dem Geburtsort des Messias erkundigt (Mt 2,6). Später zitiert Jesus bei der Aussendung der Jünger Micha 7,6 (Mt 10,35-36). Die Menschen im NT waren sehr vertraut mit dem atl. Propheten. Sowohl das Denken wie die Schriften ntl. Autoren waren durchdrungen von den Aussagen und Offenbarungen, die Gott diesen frühen Botschaftern gab.

Kurzstudium zum Buch Micha/einige Fragen

  • Wenn die Gelehrten in den Tagen Jesu um die Prophezeiungen hinsichtlich des Messias und Bethlehems wussten, wieso glaubten sie denn nicht, dass Jesus der Messias war?
  • Lehrt Micha 6,6-8, dass wir Gott gefallen, und ewiges Leben auf Grund von guten Taten verdienen können?
  • Welchen Sinn hat es ein gottwohlgefälliges Leben zu führen?
  • Wie ging Micha mit der wuchernden, nationalen und persönlichen Unterdrückung in seinen Tagen um?
  • Wie begegnete Micha dem unter dem Volk weitverbreiteten falschen Glauben? Was würde er wohl sagen, wenn er heute leben würde?
Fortsetzung: Nahum

Datum: 05.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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