Epheser

Der Epheserbrief ist ein im Erzählstil abgefasster Musterplan für den Bau der Gemeinde. Die Schrift berichtet von zwei an die Gemeinde in Ephesus gerichteten Briefen. Der eine Verfasser war der Apostel Paulus, der andere Jesus Christus selbst (Off 2,1-6). Jesus erschien dem Johannes und gebot ihm, je einen Brief an die sieben dort aufgeführten Gemeinden zu schreiben. Der erste Brief richtete sich an die Gemeinde in Ephesus. Beide, Jesus und Paulus, zeigten anhand von Ephesus die mit dem Gemeindewachstum verbundenen Herausforderungen und den daraus resultierenden Gewinn auf. Es ist die Aufgabe der Gemeinde in dieser Welt, als Leib Christi ein echtes, lebendiges und leuchtendes Zeugnis Gottes zu sein. Autor und Abfassungszeit Verfasst von Paulus ca. 60 bis 62 n. Chr. Wir haben keinerlei Anlass, die Autorschaft von Paulus in Frage zu stellen. Im einleitenden Gruss (1,1; 3,1) ist er als Autor angegeben. Da Inhalt, Kontext und Stil sehr ähnlich sind wie bei Philipper, Kolosser und Philemon, wird er häufig als Gefangenschaftsbrief bezeichnet. Diese Gruppe von Briefen verfasste Paulus, als er in Rom darauf wartete, dass ihm der Prozess gemacht würde. Schlüsselpersonen im Epheserbrief Paulus

– er unterwies die Gemeinde in Ephesus hinsichtlich ihrer Stellung im Leib Christi und ihrer Beziehung zu Gott (1,1 – 6,24).

Tychikus – Paulus sandte ihn nach Ephesus, um die Gläubigen zu ermutigen (6,21-22).

Hintergrund und Umfeld

Wahrscheinlich brachten Priscilla und Aquila (s. Apg 18,26) als erste das Evangelium nach Ephesus und gründeten dort eine Gemeinde. Paulus hatte dieses aussergewöhnlich begabte Ehepaar auf seiner zweiten Missionsreise dort zurückgelassen (Apg 18,18.19). Die junge Gemeinde, die unter Priscilla und Aquila entstanden war, wurde später von Paulus auf seiner dritten Missionsreise gefestigt und auferbaut (Apg 19) und drei Jahre lang von ihm als Hirte betreut. Als Paulus weiterzog, hütete Timotheus die Gemeindeherde etwa eineinhalb Jahre, wobei er vor allem gegen die Irrlehren einiger einflussreicher Männer vorging (wie z.B. Hymenäus and Alexander, wahrscheinlich Älteste dieser Versammlung, 1. Tim 1,3.20).

Ephesus lag an der Mündung des Flusses Kaystros am Ostufer der Ägäis und war besonders bekannt für seinen prachtvollen Tempel der Artemis bzw. Diana, der zu den sieben Weltwundern zählte. Es war ausserdem ein wichtiges Politik-, Bildungs- und Wirtschaftszentrum von der gleichen Grössenordnung wie Alexandria in Ägypten und Antiochia in Pisidien im südlichen Kleinasien.

Schlüssellehren im Epheserbrief

Das Geheimnis der Gemeinde, der Leib Christi – alle Gläubigen in Jesus sind als Kinder und Bürger des Himmelreiches vor dem Herrn absolut gleichwertig (1,22.23; 3,6; 5,32; Kol 1,24; Offb 21,9)

Die Segnungen in Jesus Christus – alle Gläubigen sind Mitteilhaber am unerschöpflichen Reichtum der Segnungen Christi, die uns durch seine Gnade als Miterben verliehen wird (1,2.5-9; 2,7; 3,8.16.19; 4,13; 5,18; 6,10-13; 1Mo 24,31; 26,29; Ps 36,9; 63,6; 91,5-10; Jes 12,2; 40,11; Mt 25,34; Joh 17,21; Eph 3,12; 2Pt 1,4; Offb 13,8)

Gottes Wesen im Epheserbrief

Gott ist zugänglich – 2,13.18; 3,12

Gott ist herrlich – 1,12; 3,16

Gott ist freundlich – 2,7

Gott ist Liebe – 2,4.5

Gott ist barmherzig – 2,4

Gott ist mächtig – 1,19; 3,7.20; 6,10

Gott hält seine Versprechen – 1,13; 2,12; 3,6

Gott ist ein Versöhner – 2,14.17

Gott ist eins – 4,6

Gott ist weise – 1,8; 3,10

Gott ist zornig – 5,6

Christus im Epheserbrief

Im Epheserbrief erläutert Paulus die einzigartige Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde, die sein Leib ist. Christus ist das Haupt der Gemeinde. Er vereint die Gläubigen und stärkt den Leib (4,15-16). Paulus beleuchtet auch, was es heisst, dass der Gläubige »in Christus« ist (1,1.3-7.11-13; 2,5.6.10.13.21; 3,6.12).

Schlüsselworte im Epheserbrief

Vorsatz; Ratschluss; Wille: Griechisch prothesis – 1,9.11; 3,11; griechisch boule – 1,11; griechisch thelema – 1,1.5.9.11; 5,17; 6,6 – drei Schlüsselbegriffe, die alle sinnverwandt sind und in 1,11 vorkommen. Eines dieser Worte thelema wurde von Paulus vorher bereits zweimal benutzt (1,1.9). Das Wort spricht von einem Wunsch, ja einem Herzenswunsch, denn es bezieht sich eher auf unsere Emotionen und nicht so sehr auf den Willen des Menschen. Gottes Wille ist also nicht in erster Linie eine Sache des Verstandes, sondern vielmehr eine Herzensangelegenheit. Das Wort prothesis spricht von einem Vorsatz oder Plan; wörtlich bedeutet es »es vorab zurecht-oder auslegen« wie z.B. den Bauplan eines Architekten. Dieser Plan entspringt dem Ratschluss Gottes boule, was soviel bedeutet wie »das Ergebnis eines absichtlichen Entschlusses«. Dieser Vorsatz und Ratschluss wurde aber nicht nur im brillanten Verstand Gottes geboren, sondern v.a. in seinem Herzen.

Neuer Mensch: Griechisch kainos anthropos – 2,15; 4,24 – das Wort neu betont nicht den zeitlichen oder chronologischen Aspekt sondern spricht von etwas qualitativ Neuem, einem andersartigen neuen Wesen. Demzufolge bedeutet neuer Mensch die in Christus neu geschaffene Menschheit; dazu zählt jeder Gläubige als Individuum sowie die Menge der Gläubigen im Kollektiv. Paulus sprach vom neuen Menschen in Christus bereits als von der neuen vereinten Menschheit (2,14-15), folglich muss man den Ausdruck neuer Mensch auch in diesem Vers als eine Art Sammelbegriff /Kollektiv betrachten (siehe Kol 3,9-11). Aus dem unmittelbaren Kontext geht jedoch auch hervor, dass Paulus sich an jeden einzelnen Gläubigen wendet und ihn auffordert, den neuen Menschen anzuziehen.

Gliederung

Gruss (1,1.2)

Gottes Absicht für die Gemeinde (1,3 – 3,13)

  • Die Erwählung in Christus (1,3-6a)
  • Die Erlösung in Christus (1,6b-10)
  • Das Erbe in Christus (1,11-14)
  • Die Hilfsquellen in Christus (1,15-23)
  • Das neue Leben in Christus (2,1-10)
  • Die Einheit in Christus (2,11 – 3,13)

Gottes Fülle für die Gemeinde (3,14-21)

Gottes Plan für das Gemeindeleben (4,1-6)

Gottes Sohn gründet und erbaut die Gemeinde (4,7-16)

Gottes Muster und Prinzipien für die Glieder der Gemeinde (4,17-32)

Gottes Massstäbe für ein treues Glaubensleben in der Gemeinde (5,1-21)

  • Wandel in Liebe (5,1-7)
  • Leben im Licht (5,8-14)
  • Wandel in Weisheit und Nüchternheit (5,15-18a)
  • Erfüllung mit Gottes Geist (5,18b-21)

Gottes Massstäbe für Autorität und Unterordnung in der Gemeinde (5,22 – 6,9)

  • Ehemänner und -frauen (5,22-33)
  • Eltern und Kinder (6,1-4)
  • Arbeitgeber und Angestellte (6,5-9) Gottes Vorsorge für den geistlichen Kampf seiner Kinder (6,10-17)
  • Der Kampf des Gläubigen (6,10-13)
  • Die Waffenrüstung des Gläubigen (6,14-17)

Gottes Aufruf zum Gebet in der Gemeinde (6,18-20)

Segenswunsch (6,21-24)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Der jüdische Historiker Josephus, dessen Werke eine unschätzbar wertvolle Quelle hinsichtlich dem historischen Hintergrund und Umfeld der Bibel darstellen, durchläuft gerade seine Ausbildungszeit.

Häufig auftauchende Fragen

1. Warum benutzt Paulus das Wort »Geheimnis« so oft im Epheserbrief?

Tatsächlich benutzt Paulus den Begriff »Geheimnis« sechs Mal in seinem Brief (1,9; 3,3.4.9; 5,32; 6,19). Im Römerbrief taucht es z.B. zwei Mal auf, 1. Korinther ein Mal, vier Mal im Kolosser, 1. Timotheus ein Mal und sonst nirgendwo. Entgegen unserem Verständnis von Geheimnis – eine Reihe von Indizien oder ungelöster Fragen, die es aufzuschlüsseln gibt – benutzt Paulus diesen Begriff im Sinn von »eine bisher nicht geoffenbarte Wahrheit, die jetzt bekannt ist«. Das Wort »Geheimnis« beinhaltet auch den Gedanken, dass die geoffenbarte Wahrheit so wunderbar und überwältigend ist, dass sie denjenigen, der sie annimmt immer wieder demütigt und in Staunen versetzt.

Der Epheserbrief zeigt uns verschiedene Facetten dieser Geheimnisse auf. Paulus bringt uns die Bedeutung des Wortes näher, wenn er uns erklärt, dass »die Heiden Miterben und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheissung sind in dem Christus durch das Evangelium« (3,6). Wenn der unausforschliche Reichtum Christi unter den Heiden verkündigt wird, führt das unter anderem zur Erkenntnis »der Gemeinschaft des Geheimnisses« (3,9). Paulus spricht ausserdem vom Geheimnis der Gemeinde als Braut Christi (5,32). Er erklärt uns anhand des Bildes der Ehe zwischen Mann und Frau die einzigartige Beziehung zwischen Christus und seiner Braut, der Gemeinde. Auch das ist ein Geheimnis. Zu guter Letzt fordert Paulus die Epheser auf, für ihn zu beten »damit ihm das Wort gegeben werde, so oft er seinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums bekanntzumachen« (6,19). Das Evangelium ist nicht ein Geheimnis, weil es schwierig zu verstehen wäre. Es ist ein Geheimnis, weil es unerwartet, unverdient und ein Geschenk ist. Auch wenn Paulus das Wort selbst in Epheser 2,8-9 nicht gebraucht, so bildet dieser Abschnitt doch eine Zusammenfassung dessen, was dieses Geheimnis umfasst: »Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.«

2. Wie sieht das Zusammenspiel zwischen Gnade, Glauben und Werken aus, das Paulus in Epheser 2,8-10 beschreibt?

Paulus beschreibt den Prozess der Errettung als etwas, das Gott in seiner Gnade mittels des Glaubens wirkt. »Durch den Glauben, und das nicht aus euch«; »das« bezieht sich hier nicht nur auf die Gnade, sondern auf die gesamte vorausgegangene Aussage der Errettung und damit auch auf den Glauben. Obwohl die Menschen aufgefordert sind, zu ihrem Heil zu glauben, ist sogar dieser Glaube Bestandteil der rettenden Gabe Gottes und kann nicht aus eigener Kraft ausgeübt werden. In jedem Aspekt der Errettung überwiegt die Gnade Gottes.

Auch »Werke« können nicht die Errettung bewirken, sondern sind darauf folgende, sich daraus ergebende und von Gott verordnete und bewirkte Früchte und Beweise der Errettung (vgl. Joh 15,8; Phil 2,12.13; 2Tim 3,17; Tit 2,14; Jak 2,16-26), die Gott zuvor bereitet hat. Möglichkeiten, Kraft und der Wille, gute Werke zu tun, sind daraus resultierende Ergebnisse. Wie die Errettung des Gläubigen, so hat Gott auch die Heiligung und die guten Werke der Gläubigen vor ewigen Zeiten vorbestimmt.

3. Im Kapitel 4,11 beschreibt Paulus verschiedene Führungsaufgaben. Welcher Stellenwert wird diesen in der heutigen Gemeinde beigemessen?

Wie seine vollkommene Erfüllung des Willens des Vaters zeigt, besass Christus die Autorität und Souveränität, denen Geistesgaben zu verleihen (4,7.8), die er in den Dienst für seine Gemeinde berufen hat. Er hat nicht nur Gaben, sondern begabte Menschen gegeben. Es werden fünf verschiedene »Ämter« unterschieden: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.

Apostel: Ein Begriff insbesondere für die zwölf Jünger, die den Auferstandenen gesehen hatten (Apg 1,22). Dazu gehört auch Matthias, der an Judas’ Stelle trat. Später wurde Paulus noch besonders als Apostel für die Heiden ausgesondert (Gal 1,15-17) und zu den übrigen Aposteln gerechnet. Diese Apostel waren direkt von Christus erwählt und als »Apostel Christi« berufen (Gal 1,1; 1Pt 1,1). Sie hatten drei elementare Verantwortlichkeiten:

  • Das Fundament der Gemeinde zu legen (2,20)
  • Gottes Wort zu empfangen, zu verkündigen und aufzuschreiben (3,5; Apg 11,28; 21,10.11)
  • dieses Wort durch Zeichen und Wunder zu bestätigen (2Kor 12,12; vgl. Apg 8,6.7; Hebr 2,3.4).

Im allgemeineren Sinn wird der Begriff »Apostel« auch für andere Männer der Urgemeinde verwendet, wie z.B. Barnabas (Apg 14,4), Silas, Timotheus, (1Th 2,6) und andere (Röm 16,7; Phil 2,25).

Propheten: Das sind nicht gewöhnliche Gläubige mit der Gabe der Prophetie bzw. Weissagung, sondern besonders beauftragte Männer der Urgemeinde. Das Amt des Propheten bezog sich anscheinend ausschliesslich auf den Dienst innerhalb einer Ortsgemeinde.

Manchmal sprachen sie direkte Offenbarungen Gottes für die Gemeinde aus (Apg 11,21-28) oder erklärten bereits zuvor gegebene Offenbarungen (wie etwa in Apg 13,1). Im Gegensatz zu den Aposteln waren sie keine »Gesandten« (s. Apg 13,1), aber wie das Amt der Apostel endete auch ihr Amt mit Abschluss des NTs. Die Notwendigkeit geistlicher Führung innerhalb der Gemeinde wurde anschliessend von andern Männern (Ämtern) wahrgenommen. An die Stelle der Apostel und Propheten traten die Evangelisten und lehrenden Hirten.

Evangelisten: Gläubige, die Ungläubigen die frohe Botschaft der Errettung durch Jesus Christus verkünden. Vgl. den Gebrauch dieses Begriffs in Apg 21,8 und 2. Tim 4,5. Das verwandte Verb, das mit »evangelisieren« oder »das Evangelium verkünden« übersetzt wird, kommt 54 Mal im NT vor und das verwandte Substantiv »Evangelium« 76 Mal.

Hirten und Lehrer: Diesen Ausdruck versteht man in seinem Zusammenhang am besten als ein einziges Leiterschaftsamt in der Gemeinde. Das gr. Wort für »und« kann auch »nämlich« oder »insbesondere« bedeuten (s. 1. Tim 5,17). Die beiden Aufgaben Hirte und Lehrer definieren den lehrenden Gemeindehirten. Das ist ein gläubiger Mann, der dem »Erzhirten« Jesus (Hebr 13,20.21; 1Pt 2,25) unterstellt ist. Männer, die dieses Amt bekleiden, werden auch »Älteste« oder »Bischof« genannt (Apg 20,28; 1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9; 1Pt 5,1.2).

4. Inwiefern verdeutlicht Epheser 5,21-33 Gottes Prinzipien hinsichtlich seiner Vorstellungen von Unterordnung und Liebe in der christlichen Ehe?

Der Abschnitt beginnt mit Paulus’ Aufruf, weise zu wandeln (5,15) und bereitet den Leser auf seine Anweisungen hinsichtlich der Unterordnung vor (5,21). Dieser Vers dient wiederum als Einleitung für den nächsten Abschnitt (5,22 – 6,9), der uns Gottes Absichten für verschiedene zwischenmenschliche Beziehungen schildert. Paulus erklärt in diesem Zusammenhang unmissverständlich, dass das Merkmal jedes geisterfüllten Christen Demut und Bereitschaft zur Unterordnung sei. Diese Tatsache bildet die Grundlage für jede Art zwischenmenschlicher Beziehungen. Der Stellung nach sind alle Gläubigen vor Gott absolut gleichwertig (3,28).

Nachdem Paulus das grundsätzliche Prinzip der Unterordnung aufgestellt hat (V. 21), wendet er es als Erstes auf die Frauen an. Es ist ein uneingeschränktes Gebot, das für jede christliche Ehefrau gilt, ungeachtet welche Bildung, Bibelkenntnis, geistliche Reife oder andere Fähigkeiten und Qualifikationen sie im Vergleich zu ihrem Mann hat. Die Unterordnung soll nicht vom Mann eingefordert, sondern von der Frau bereitwillig und liebevoll ausgeübt werden. »Euren eigenen Männern« beschränkt ihre Unterordnung auf den einen Mann, den Gott über sie gesetzt hat.

Die vom Heiligen Geist erfüllte Frau erkennt an, dass die Führungsrolle ihres Mannes nicht nur von Gott verordnet ist, sondern auch Jesu eigene liebevolle Führung als Haupt der Gemeinde widerspiegelt. Wie der Herr seine Gemeinde vor den Gefahren von Sünde, Tod und Hölle rettet, so sorgt auch der Ehemann für seine Frau und schützt, bewahrt und liebt sie. So wird er sie, wenn sie sich ihm unterordnet, zum Segen führen (vgl. Tit 1,4; 2,13; 3,6).

Bisher hat Paulus zwar die Autorität des Ehemanns erklärt, doch nun richtet er das Augenmerk auf ihre höchste Verantwortung den Frauen gegenüber: sie zu lieben mit derselben uneingeschränkten, selbstlosen und aufopfernden Liebe, mit der Christus seine Gemeinde liebt. Christus gab alles, was er hatte, einschliesslich seines eigenen Lebens, um seiner Gemeinde willen. Das ist der Massstab für die Aufopferung, mit der der Mann seine Frau lieben soll. Gott spricht hier sehr deutlich und lässt keine Zweifel offen, dass Probleme in der Ehe immer beide Ehepartner betreffen. Jeder muss sich seiner eigenen Verantwortung und Pflichten klar werden. Ein Mangel an Liebe ist genauso oft der Grund für Eheprobleme wie ein Mangel an Unterordnung.

5. Warum besteht Paulus so ausdrücklich darauf, dass Christen für den geistlichen Kampf gerüstet sein müssen (6,10-17)?

Der wahre Gläubige wurde in Kap. 1–3 beschrieben und führt ein vom Heiligen Geist beherrschtes Leben, wie in 4,1–6,9 dargestellt. Ein solcher Christ kann sich gewiss auf geistliche Kämpfe gefasst machen. Paulus schliesst seinen Brief sowohl mit einer Warnung vor den Gefahren dieses Kampfes als auch mit Anweisungen, wie er zu gewinnen ist. Der Herr rüstet seine Gläubigen mit einer passenden Waffenrüstung aus, damit sie gegen den Feind kämpfen und ihn besiegen können. In 6, 10-13 stellt Paulus kurz einige elementare Wahrheiten vor: über die notwendige geistliche Vorbereitung des Gläubigen, über seinen Feind, seinen Kampf und seinen Sieg. In Vers 14-17 beschreibt er die sechs wichtigsten Bestandteile der geistlichen Waffenrüstung, mit der Gott seine Kinder ausrüstet, damit sie Satans Angriffe abwehren und überwinden können.

  • »Umgürtet mit Wahrheit« – der Soldat trug ein weites Gewand aus lockerem Stoff. Da Kriege in der Antike meistens in Zweikämpfen Mann gegen Mann ausgefochten wurden, war ein solch lockeres Gewand ein Hindernis und eine potentielle Gefahr. Ein Gürtel war nötig, um den umherflatternden Stoff straff zu binden. Vor dem Kampf umgürtete sich der Soldat und zurrte somit die losen Enden des Gewandes fest. Der Gürtel, der alle geistlichen losen Enden festzurrt, ist »Wahrheit« oder besser »Wahrhaftigkeit«.
  • »Brustpanzer der Gerechtigkeit« – der Brustpanzer war üblicherweise ein hartes, ärmelloses Kleidungsstück aus Leder oder schwerem Material, das den ganzen Rumpf des Soldaten bedeckte und so sein Herz und andere lebenswichtige Organe schützte. Weil Gerechtigkeit bzw. Heiligkeit Gott selber so besonders auszeichnet, ist es leicht einsehbar, warum das der wichtigste Schutz des Christen vor Satan und seiner List ist.
  • »Gestiefelt mit Bereitschaft zum Zeugnis für das Evangelium des Friedens« – römische Soldaten trugen Stiefel mit Nägeln unter den Sohlen, um beim Kampf besseren Bodenhalt zu haben. Das Evangelium des Friedens bezieht sich auf die frohe Botschaft, dass Gläubige durch Christus Frieden mit Gott haben und er an ihrer Seite ist (Röm 5,6-10).
  • »Schild des Glaubens« – dieses gr. Wort bezeichnet üblicherweise den Grossschild, der den gesamten Körper schützte. Der Glaube, den Paulus meint, ist nicht die Gesamtheit der christlichen Lehre (wie in 4,13), sondern grundsätzliches Vertrauen auf Gott. Das ständige Vertrauen des Gläubigen auf Gottes Wort und Verheissungen ist »vor allem« absolut notwendig, um ihn vor Versuchungen jeder Art zu bewahren.
  • »Helm des Heils« – der Helm schützte den Kopf, auf den der Feind in der Schlacht vornehmlich abzielte. Paulus richtet sich an Gläubige, die bereits errettet sind und spricht daher nicht darüber, wie man das Heil erlangt. Vielmehr versucht Satan, die Heilsgewissheit des Gläubigen mit den Waffen des Zweifels und der Entmutigung zu zerstören. Der Gläubige muss sich seiner Stellung in Christus genauso bewusst sein, als wäre es ein Helm, den er tatsächlich auf dem Kopf trägt; denn es ist ja unmöglich, einen Helm zu tragen ohne sich dessen bewusst sein.
  • »Schwert des Geistes« – wie das Schwert die einzige Angriffswaffe des Soldaten war, so ist Gottes Wort die einzig nötige Waffe, die unendlich mehr ausrichten kann, als irgendeine Waffe Satans.

Kurzstudium zum Epheserbrief/einige Fragen

  • Welche Bilder benutzt Paulus, um das Geheimnis der Gemeinde darzustellen?
  • Paulus beschreibt die Gemeinde im Kapitel 4 als einen Leib. Welche Vorgänge und Beziehungen hebt er besonders hervor?
  • Im Kapitel 5 vergleicht Paulus die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde mit der Ehe. Welche Parallelen zieht er?
  • Aus welchen Teilen setzt sich die Waffenrüstung Gottes zusammen (Kap. 6)? Wie setzt du diese Waffen in deinem geistlichen Leben ein?
  • Welche praktischen Auswirkungen haben Paulus’ Anweisungen hinsichtlich Familienleben und Arbeitsverhältnis oder -moral auf dein Leben?
  • Inwiefern spiegelt Epheser 2,8-10 deine Beziehung zu Christus wider?
Fortsetzung: Philipper

Datum: 29.05.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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