Die Zehn Gebote im 21. Jahrhundert: Das zweite Gebot
Sie sind einige Tausend Jahre alt – und
gleichzeitig topaktuell. Die Zehn Gebote haben ihren Wert und ihre
Bedeutung nicht verloren. Sie sind Anleitung zum Leben und Grundlage von
Moral und Ethik. Werteordnungen in aller Welt basieren auf der
göttlichen Offenbarung vom Berg Sinai. Aber wenn es um die Umsetzung der
Leitlinien im täglichen Leben geht, tun sich viele Menschen schwer.
Das zweite Gebot lautet: «Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen»
Dieses Gebot macht
deutlich, dass die Wirklichkeit Gottes alle unsere Bilder und
Vorstellungen bei Weitem übersteigt.
Eine tragische Ironie
Unglaublich: Genau während Gott Mose das zweite Gebot gab, tat das
Volk das, was dieses Gebot untersagte. Das zweite Buch Mose berichtet
davon, wie die Israeliten zu zweifeln begannen, ob Mose jemals wieder
vom Berg herabkommen würde, um sie weiter zu führen. Deshalb beschlossen
die Menschen, sich «einen Gott zu schaffen», der vor ihnen her gehen
konnte. Aaron, der in Moses Abwesenheit ihr Anführer war, sammelte
Goldschmuck aus dem Volk, schmolz ihn ein und goss ihn in die Form eines
goldenen Kalbes. Dann errichtete er einen Altar davor und erklärte:
«Morgen feiern wir ein Fest für den Herrn!» (2. Mose, Kapitel 32, Vers 5)
Warum das Götzenbild?
Ein Kommentator schreibt: «Wie Kinder wollten sie [die Israeliten] etwas haben, das
ihre Sinne ansprach… ein sichtbares, greifbares Objekt als Symbol der
göttlichen Gegenwart.» Aber Gott war gekränkt. So gekränkt sogar, dass
nur das Gnadengesuch Moses ihn darin hinderte, das gesamte Volk zu
vernichten.
Warum der Zorn?
Warum war Gott so wütend? Weil er wusste, dass ein Kalb – oder jedes
andere greifbare Symbol – nur einen winzigen Bruchteil seines wahren
Wesens darstellen konnte. Ja, das Kalb stand für Gottes Macht; aber was
war mit seiner Heiligkeit, seiner Majestät, seiner Liebe?
Die Israeliten wollten mit dem Kalb zwar den wahren Gott abbilden,
der sie aus Ägypten befreit hatte, doch sie machten den Fehler, dass sie
sich an ein Abbild klammern wollten. Und alle Abbilder können nicht die
Fülle von Gottes Wesen wiedergeben.
Keine billige Kopie, bitte!
Es kann auch uns im 21. Jahrhundert schnell passieren, dass wir uns
an ein billiges Abbild von Gott klammern. Gott will nicht, dass wir ihn
mit einfachen Dogmen begrenzen und ein statisches Bild von ihm machen,
in das wir alle Facetten seines Wesens reinpacken.
Sehr bildhaft beschreibt Willow-Creek-Pastor Bill Hybels dieses
unmögliche Unterfangen, Gott mit unserem Verstand zu erfassen: «Wir
könnten niemals etwas formen, malen oder schnitzen, das eine angemessene
Darstellung dessen sein könnte, wie Gott ist. Würden wir dies
versuchen, dann wäre das so, als wollte man einen Wissenschaftler dazu
bringen, die Geschichte der Welt in einen Satz zusammenzufassen, oder
einen Bildhauer, aus einem einzigen Sandkorn eine Kopie vom Mount
Rushmore herzustellen, oder einen Musiker, Beethovens fünfte Sinfonie
auf einer Schiedsrichterpfeife zu spielen. Es ist einfach unmöglich. Und
es wäre absurd, das auch nur vorzuschlagen.»
Substanz statt Schatten
Anstatt uns mit billigen Kopien (absolute Dogmen, Schemen,
Glaubensbekenntnisse, Traditionen, usw.) abzugeben, sollten wir uns
lieber auf die Substanz des christlichen Glaubens konzentrieren. Wir alle müssen begreifen, dass wir, wenn wir unsere Sünden bereuen und
Jesus Christus nachfolgen, eine Beziehung zu einem lebendigen Gott
haben, den wir überall und jederzeit anbeten, aber nie vollständig
verstehen können.
Schade, dass in der Schlussfolgerung der Stellenwert der Bibel, die sich nicht von Gott trennen lässt, keine Rolle spielt. Nicht alle Glaubensbekenntnisse und Traditionen sind falsch. Wenn sie biblisch begründet sind, stehen sie nicht im Gegensatz zum lebendigen Glauben.
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