Die Asche der jungen Kuh

Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinigkeit des Fleisches heiligt, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um den lebendigen Gott zu dienen!
Hebräer 9,13-14

Geliebte Brüder und Schwestern in Christus, ihr lebt in Gottes Nähe. Seine Gnade hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht und er ist euer Vater. An euch ist sein Wort erfüllt worden: "Und ich werde in eurer Mitte leben und werde euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein."

Bedenkt, dass eure begünstigte Stellung als Kinder Gottes euch unter eine besondere Zucht gebracht hat, denn nun handelt Gott mit euch als mit Kindern und Kinder stehen unter dem Gesetz des Hauses. Der Herr will geheiligt werden in denen, die ihm nahen. Eine besondere Gunst schliesst eine besondere Verantwortung ein. Den Amalekitern, Amoritern und Ägyptern wurden keine strengen Gesetze gegeben, weil sie von Gott fern waren und die Zeit ihrer Unwissenheit übersehen wurde. Aber der Herr sonderte Israel zu seinem Volk aus, und er kam und wohnte in seiner Gemeinde. Die Stiftshütte, in welcher er seine Gegenwart zeigte, wurde inmitten des Lagers aufgerichtet. Dort entfaltete der König sein Feuer- und Wolkenpanier und stellte sein Volk unter besondere Gesetze.

Es war verpflichtet, sich rein zu halten, denn es war ein Volk von Priestern und trug die Geräte des Herrn vor ihm. Sie sollten in geistlichem Sinn heilig vor ihm sein und deshalb wurden ihnen Gesetze gegeben, die sich auf äussere Reinheit bezogen. Lest die im dritten Buch Mose niedergelegten Gesetze und seht, welche Sorgfalt von diesem Volk erwartet wurde, um sich vor der Verunreinigung zu bewahren.

So wie damals die Kinder Israel in der Wüste unter strenge Anordnungen gestellt wurden, so kommen die, welche im Hause des Herrn leben, unter heilige Zucht. Wir sprechen jetzt nicht von unserer Rettung oder von unserer Rechtfertigung als Sünder, sondern von dem Verhalten des Herrn gegen uns als Gläubige. In dieser Hinsicht müssen wir vorsichtig wandeln, damit wir nicht sündigen. Unser ernstes Verlangen geht dahin, uns in seinem Hause so zu verhalten, dass er uns stets freudigen Zutritt zu ihm gewährt und sich nie genötigt sieht, unser Gebet zu verwerfen, weil wir in Sünde gefallen sind. Unseres Herzenswunsch ist, dass uns nie das Lächeln unseres Vaters entzogen werde, denn wenn wir mit Gott in Gemeinschaft leben, sind wir glücklich und stark.

Unter dem Himmel gibt es keine Freude, die der Gemeinschaft mit Gott gleich käme und wenn wir die Gegenwart Gottes auch nur auf kurze Zeit verlieren, gleichen wir der Taube, die ihrer Genossen beraubt ist und darüber trauert. Unser Herz und Fleisch schreit nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werden wir dahin kommen, dass wir sein Angesicht schauen?

Ich habe diesen Text für heute gewählt, damit wir, wenn wir unsere Gemeinschaft mit Gott durch ein Bewusstsein von Sünde verlieren, lernen können, wie sie zu erneuern ist. Wenn der Heilige Geist uns erleuchtet, werden wir sehen, wie das Gewissen rein gehalten wird, so dass das Herz mit Gott verkehren kann. Wir werden die Gefahr der Befleckung und den Weg sehen, auf welchem sie weggetan werden kann. Möge uns Gnade verliehen werden, die Befleckungen, welche die Gemeinschaft aufheben würden, zu vermeiden und auch die Reinigung zu suchen, durch welche die Gemeinschaft wieder hergestellt wird.

Ich will zuerst versuchen das Vorbild zu beschreiben, auf welches der Apostel in den Worten hindeutet: "Die Asche einer jungen Kuh gesprengt", und dann wollen wir zweitens das Gegenbild betrachten, indem wir über die Worte nachdenken: "Wieviel mehr wird das Blut des Christus ... euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient."

Das Vorbild

Wir lesen darüber in 4. Mose 19. Bitte schlagt eure Bibeln auf und erfrischt euer Gedächtnis.

Das Vorbild erwähnt zuerst zeremonielle Verunreinigungen, welche symbolisch die durch die Sünde verursachte Unreinigkeit darstellen. Die Israeliten konnten sehr schnell unrein werden, so dass sie unfähig wurden, zur Stiftshütte zu gehen. Es gab Verunreinigungen, die mit Geburten und Sterbefällen, mit Speise und Trank, mit Kleider und Häuser in Verbindung standen. Die Vorschriften waren so genau und ins einzelne gehend, dass jemand sich kaum draussen bewegen, ja kaum in seinem Zelt bleiben konnte, ohne in der einen oder anderen Weise unrein zu werden.

Eine Quelle der Verunreinigung, die erwähnt wird, hatte mit dem Tod zu tun. "Jeder, der auf freiem Feld einen mit dem Schwert Erschlagenen oder einen Verstorbenen oder die Knochen eines Menschen oder ein Grab berührt, wird sieben Tage unrein sein."

Der Tod ist das Symbol der Sünde, wie auch die Frucht der Sünde. Wie der Tod entstellt die Sünde das Bild Gottes in dem Menschen. Sobald der Tod den Körper des Menschen erfasst, zerstört er die Blüte der Schönheit und die Würde der Kraft und treibt aus der menschlichen Gestalt das geheimnisvolle Etwas heraus, welches das Zeichen des inneren Lebens ist. Wie schön eine Leiche auch eine Zeitlang aussehen mag - sie ist entstellt. Die Vortrefflichkeit des Lebens ist dahin und in wenigen Tagen beginnt das Bild Gottes sich ganz aufzulösen. Die Verwesung und der Wurm beginnen ihr zerstörendes Werk. So lieb Abraham auch seine Sarah hatte, er wünschte ihre Leiche bald aus seinen Augen entfernt und begraben zu sehen.

Nun, was der Tod bei dem Menschen anrichtet, das tut die Sünde an dem geistlichen Ebenbild Gottes. Sie entstellt es zur grossen Unehre des Königs, dessen Bild und Überschrift es trägt. Deshalb hasst Gott die Sünde, und als ein Bild der Sünde ist ihm auch der Tod zuwider.

Es geschah oft, dass der Israelit durch den Tod verunreinigt wurde. Da ein ganzes Geschlecht in der Wüste starb, müssen die Juden wegen des Todes der Angehörigen oder Freunde oft unter das Gesetz der Unreinigkeit gekommen sein. Auf dem Feld konnte jemand menschliche Überreste aufgraben, über ein Grab dahinpflügen oder gelegentlich einen Erschlagenen finden, und sofort war er unrein. Wie oft gab es deshalb Gelegenheiten zu Verunreinigungen! Aber, meine Brüder, nicht so oft, als es bei uns Gelegenheiten gibt, unser Gewissen zu beflecken, die wir in dieser Welt leben, wo wir in tausendfacher Weise irren und übertreten. Wohin kann ich gehen, wo mich die Sünde nicht mehr erreicht? Es ist vergeblich, so zu fragen, denn selbst wenn wir den Menschen entgehen könnten, wir würden dadurch der Sünde nicht entfliehen können. Der Israelit konnte sich in seinem eigenen Zelt verunreinigen.

Ich erinnere euch daran, dass diese Vorschriften über die Toten uns nur einen Teil der Möglichkeiten der Verunreinigung zeigt, sie waren aber viel zahlreicher. Ein Mensch konnte selbst in seinem Schlaf unrein werden, so sehr verfolgte ihn das Gesetz in die verborgensten Plätze. Genauso hängt sich die Sünde uns an. Sie folgt uns gleich einem Schatten, wohin wir uns auch wenden mögen. Und wenn die Sonne nicht scheint und kein Schatten da ist, ist die Sünde doch da. Wohin soll ich fliehen vor ihrem Angesicht, und wo soll ich mich vor ihrer Macht verbergen? Wenn wir das Gute tun möchten, hängt uns doch das Böse an. Wie sollten wir bei der Erinnerung daran gedemütigt werden!

Der Israelit wurde selbst beim Gutestun unrein, denn gewiss war es eine gute Tat, die Toten zu beerdigen. Ein Mensch befleckte sich, wenn er aus Liebe einen Armen, Erschlagenen oder die Überreste eines Leichnams beerdigen half, und doch war dies eine lobenswerte Handlung.

Ach, leider ist selbst in unseren heiligen Aktivitäten Sünde. Eine Moral, die so rein ist, dass kein menschliches Auge einen Fleck entdecken kann, mag in den Augen Gottes sehr fehlerhaft sein. Brüder, die Sünde befleckt unsere Frömmigkeit und unsere Anbetung. Wir können nicht einmal beten, ohne es nötig zu haben, zu Gott zu flehen, dass er unsere Gebete heiligen möchte. Unsere Glaubenstaten haben ein Mass von Unglauben an sich, denn der Glaube ist nie so stark, wie er sein sollte. Unseren Tränen der Busse klebt Unbussfertigkeit an und unsere himmlischen Bestrebungen haben ein gewisses Mass von Fleischlichkeit an sich, die sie herabwürdigen. Das Böse unserer Natur klebt allem an, was wir tun. Wer kann aus dem Unreinen etwas Reines hervorbringen? Niemand. Wir sind einmal im Blute Jesu gewaschen worden und vor den Augen Gottes sind wir rein und dennoch haben wir es täglich nötig, dass unsere Füsse gewaschen werden, nachdem wir eine Weile in dieser staubigen Welt gepilgert sind.

Es gibt nicht einen Jünger, der über das Bedürfnis dieser Waschung erhaben ist. Zu Petrus und zu uns allen sagt der Herr Jesus: "Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Teil mit mir."

Die Berührung eines Toten machte nicht nur den Menschen unrein, sondern er wurde dadurch auch eine Quelle der Verunreinigung. "Und alles, was der Unreine berührt, wird unrein sein, und wer ihn berührt, wird unrein sein bis zum Abend."

Solange ein Mensch unrein war, durfte er zur Anbetung Gottes nicht hinaufgehen und er war in Gefahr, aus der Gemeinde ausgerottet zu werden, weil er, wie das Gesetz sagte, "das Heiligtum des Herrn verunreinigt hat". Von den Befleckten ging Befleckung aus. Macht ihr es euch genügend klar, wieviel Böses wir verbreiten, wenn wir ausserhalb der Gemeinschaft mit Gott stehen? Wir können keinen stolzen Blick tun, ohne in anderen Empfindlichkeit und schlechte Gefühle zu erwecken. Wenn wir lässig sind, folgt der eine oder der andere unserem Beispiel und so können wir selbst grossen Schaden anrichten, während wir nichts tun. Ihr könnt nicht einmal euer Pfund ins Schweisstuch wickeln und vergraben, ohne anderen das Beispiel zu geben, es ebenso zu machen. Wenn dieses Beispiel von allen befolgt würde, welche schrecklichen Folgen würden sich daraus ergeben!

Beachtet, dass ich nicht von Sündern, sondern von Gläubigen rede. Wie die Vorschriften in dem vorliegenden Kapitel für Israel waren, so wird dies denen gesagt, in denen der Geist des Herrn ist. Es ist das Verlangen meines Herzens, dass wir würdig wandeln, dem Herrn zur Ehre, und nicht untauglich für die Gemeinschaft mit ihm werden.

Diese Unreinigkeit hinderte den Menschen daran, Gott anzubeten und trennte ihn von der grossen Gemeinde. Er war gleichsam exkommuniziert, er konnte kein Opfer bringen. Er konnte nicht in der Menge stehen und an der Anbetung teilnehmen. Er war unrein und musste sich so ansehen.

Können Kinder Gottes auch dahin kommen? Meine lieben Freunde, soweit es unser Gewissen betrifft, kommen wir nur zu oft unter die Unreinen. Wir sind nicht befleckt wie die Heiden, nicht mit der Welt verdammt. Aber als Kinder Gottes fühlen wir, dass wir geirrt haben und unser Gewissen straft uns. Insofern wir als Verbrecher vor einem Richter verhört werden, ist unsere Sünde bereits von uns getan. Aber sie beschwert das Gewissen, so wie ein Fehler das Kind traurig stimmt. Diese Unreinigkeit muss von dem Gewissen gereinigt werden, dahin richtet sich meine Predigt. Ich spreche nicht von dem tatsächlichen Wegnehmen der Sünde vor Gott, sondern von der Beseitigung der Befleckung des Gewissens, so dass die Gemeinschaft mit Gott wieder möglich wird.

Beachtet das Wort des Herrn: "Eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört." Wenn die Sünde euer Gewissen beschwert, bedarf es keines Gesetzes, das euch die Gemeinschaft mit Gott verbietet, denn ihr könnt euch ihm nicht nahen, ihr fürchtet euch davor. Ihr könnt es nicht, bis das vergebende Blut euch Frieden zuspricht.

Der Apostel sagt: "Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und damit gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser." Es ist die Waschung, die uns befähigt, Gott zu nahen. Wir schrecken zurück, wir zittern, wir finden die Gemeinschaft nicht, bis wir gereinigt sind.

Die Reinigung

Die Verunreinigung geschah oft, aber Reinigung war stets möglich. Zu einer gewissen Zeit brachte alles Volk eine rote Kuh, die zur Sühnung gebraucht wurde. Die rote Kuh wurde nicht auf Kosten einer Person oder eines Stammes, sondern von der ganzen Gemeinde gebracht und geschlachtet. Sie sollte ihr Opfer sein und wurde für alle gebracht. Sie wurde jedoch nicht zu der heiligen Opferstätte geführt, sondern ausserhalb des Lagers gebracht, dort in Gegenwart des Priesters geschlachtet und mit Feuer verbrannt. Nicht als ein Opfer auf dem Altar, sondern als etwas Unreines, dem ausserhalb des Lagers ein Ende gemacht werden musste. Es war kein regelmässiges Opfer, sonst würden wir es im dritten Buch Mose beschrieben finden, sondern es war eine Vorschrift für sich, das eine ganz andere Seite der Wahrheit darstellen sollte.

Wenden wir uns dem Kapitel zu. Die rote Kuh wurde getötet, ehe die Verunreinigung stattfand, wie unser Herr Jesus Christus ein Fluch wurde, bevor wir gesündigt hatten. Ehe wir lebten, um die Verunreinigung zu begehen, hatte er sich für uns geopfert. Zur Erleichterung unseres Gewisses werden wir weise handeln, dieses Opfer als das Opfer eines Stellvertreters für die Sünde anzusehen und die Resultate dieser Sühnung zu betrachten.

Die rote Kuh wurde geschlachtet, das Opfer fiel unter der Axt des Priesters. Dann wurde alles genommen - das Fell, das Fleisch, das Blut, der Mist, alles - es durfte keine Spur davon zurückbleiben und alles wurde mit Zedernholz und Ysop und purpurner Wolle total verbrannt. Das alles geschah ausserhalb des Lagers!

So wurde unser Herr, obwohl er an sich ohne Flecken war, für uns zur Sünde gemacht und litt ausserhalb des Tores und fühlte das Verlassensein von Gott, als er rief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Was hat es doch unseren Herrn gekostet, unsere Stelle einzunehmen und die Sünden der Menschen zu tragen!

Dann wurde die Asche gesammelt und an einen reinen Ort gebracht, der dem Lager zugänglich war. Jedermann wusste, wo die Asche war und wenn sich irgendwo Unreinigkeit vorfand, ging man hin zu dem Aschenhaufen und nahm einen kleinen Teil davon. Wenn die Asche verbraucht war, wurde eine weitere rote Kuh geopfert, und zu Asche verbrannt, damit die Reinigung der Unreinen zu jeder Zeit möglich war.

Aber während die Kuh für alle getötet und das Blut für alle gegen das Heilige gesprengt wurde, so hatte doch niemand hinsichtlich seiner eigenen Unreinigkeit einen Vorteil davon, wenn er nicht persönlich davon Gebrauch machte. Wenn jemand unrein wurde, bat er eine reine Person, für ihn hinzugehen und ein wenig Asche zu nehmen, sie in ein Gefäss mit fliessendem Wassers zu tun und dann dieses Wasser der Reinigung über hin, über sein Zelt und über die Geräte darin zu sprengen. Dieser Sprengung zufolge war der unreine Mensch nach Verlauf von sieben Tagen gereinigt. Eine andere Reinigungsmethode gab es nicht.

So ist es auch bei uns. Das lebendige Wasser des Heiligen Geistes muss das Resultat der Stellvertretung Christi aufnehmen und muss auf unser Gewissen angewandt werden. Das, was von Christus überblieb, nachdem das Feuer über ihn dahingegangen war, nämlich die ewigen Verdienste, die dauernde Kraft unseres grossen Opfers, muss durch den Geist unseres Gottes auf uns gesprengt werden. Dann sind wir im Gewissen rein, aber nicht früher.

Wir haben, wie in dem Vorbild, zwei Grade der Reinigung. Unser Herr stand am dritten Tag aus den Toten auf und selig sind, die die Rechtfertigung durch die Auferstehung des Herrn erhalten. So ist die Sünde von uns abgewälzt, auch von unserem Gewissen. Aber solange wir noch in diesem Leibe leben, wird es wegen der inneren Sünde manches Zittern und ein gewisses Mass von Unruhe geben. Doch gelobt sei Gott! Es kommt eine Reinigung am siebten Tag, welche die Reinigung vollenden wird. Wenn der ewige Sabbat anbricht, wird die letzte Besprengung mit dem Ysop stattgefunden haben, und wir werden rein sein und eingehen in die Ruhe, die dem Volk Gottes vorhanden ist. Wir werden endlich ohne Flecken oder Runzeln vor Gott stehen und imstande sein, mit ihm wie solche zu verkehren, die nie gesündigt hatten, da wir ohne Tadel, unsträflich und mit Freuden vor ihm dargestellt werden.

Das neutestamentliche Gegenbild

Lasst uns nun das grosse Gegenbild betrachten: "Wieviel mehr wird das Blut Christi unser Gewissen reinigen!" Wieviel mehr? Er gibt uns das Mass nicht an, sondern lässt die Frage offen. Wir werden nie imstande sein, zu sagen, wieviel mehr, denn der Unterschied zwischen dem Blut der Böcke und Kälber und dem Blut Christi, der Unterschied zwischen der Asche der roten Kuh und dem ewigen Verdienst des Herrn Jesus muss unendlich sein. Lasst mich eurem Urteil behilflich sein, während wir uns an die überschwengliche Grösse unseres herrlichen Versöhners erinnern, durch den wir mit Gott versöhnt sind.

Zunächst ist unsere Verunreinigung viel grösser, als die, von der im Text die Rede ist. Nun kann ich glauben, dass der Israelit, wenn er durch die Berührung eines Toten oder eines Knochens unrein wurde, in seinem Gewissen nichts empfand, denn es war keine Sünde, er war nur zeremoniell unrein und das war alles. Seine zeremonielle Unreinheit bekümmerte ihn, da er gern mit Israel und dessen Gott Gemeinschaft gehabt hätte, aber sein Gewissen war nicht beschwert. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ihm das Blut der Ochsen und Kälber nicht helfen können.

Wir aber wissen, was es ist, Unreinigkeit auf dem Gewissen zu haben, und wir gehen traurig dahin, weil wir von Gottes Geboten abgeirrt sind. Die Unbekehrten trauern nicht, ihr Gewissen klagt sie manchmal an, aber sie fühlen nichts von ihrer Unfähigkeit, Gott zu nahen. Nein, sie gehen selbst mit schuldigem Gewissen auf ihre Knie und massen sich an, Gott Lobopfer zu bringen, während sie fremd, rebellisch und unversöhnt sind. Wir, die wir zu Gottes Volk gehören, können das nicht. Schuld auf dem Gewissen ist uns etwas Schreckliches. Es gibt keine Leibschmerzen, keine Torturen, die mit der Geissel eines schuldbeladenen Gewissens zu vergleichen wären. Es ist eine schreckliche Sache, sich schuldig zu fühlen und je treuer du bist, desto mehr wird es dich bekümmern, bewusst in einem verkehrten Zustand zu leben. Ich frage jeden wahrhaft wiedergeborenen Menschen hier, der die Gewissheit hat, dass seine Sünde vor Gott bereits vergeben ist, ob er unrecht tun kann, ohne dafür leiden zu müssen?

Wenn du gesündigt hast und dir dessen bewusst bist, kommst du dir - auch wenn du keinen Zweifel an der Liebe Gottes hast - wie einer vor, dem die Gebeine zerschlagen sind. Ich weiss, es ist so, wenn irgendeine Schuld auf deinem Gewissen lastet. Nun, das, was die Schuld von dem Gewissen wegnimmt, muss unendlich grösser sein als das, was nur eine zeremonielle Verunreinigung zu beseitigen hatte.

Brüder, Schuld auf dem Gewissen ist die wirksamste Schranke, die den Zutritt zu Gott verhindert. Der Herr gebietet seinem Volk, sich ihm zu nahen, und der Weg ist alle Zeit offen. Aber so lange ihr euch der Sünde bewusst seid, könnt ihr von diesem Vorrecht keinen Gebrauch machen. Wir können als Sünder zu Gott kommen, um Vergebung zu suchen, aber solange irgendein Zwist zwischen uns und unserem grossen Vater besteht, können wir nicht als Kinder vor ihn hintreten. Nein, wir müssen rein sein, sonst können wir uns unserem Gott nicht nahen.

Seht, wie die Priester ihre Füsse in dem Becken wuschen, ehe sie dem Herrn Räucherwerk opferten. Wir können nicht Gemeinschaft mit Gott haben, solange in einem gewissen Sinn unbekannte und unvergebene Sünde auf uns ruht. "Lasst euch versöhnen mit Gott", ist ein Text, der sowohl Gläubigen wie Ungläubigen gilt, denn Kinder können ebenso mit dem Vater in Streit liegen, wie Rebellen mit dem König. Das Herz muss eins sein mit Gott, sonst ist keine Gemeinschaft da, und darum muss das Gewissen gereinigt werden.

Der Mensch, welcher unrein war, konnte zur Stiftshütte gehen, wenn nicht ein Gesetz es verboten hätte, und es war möglich, dass er trotz seiner zeremoniellen Untauglichkeit Gott im Geiste anbeten konnte. Abgesehen davon, dass die Verunreinigung vorbildlich war, war sie an und für sich keine Barriere. Aber Sünde auf dem Gewissen ist eine natürliche Mauer zwischen Gott und der Seele. Ihr könnt nicht in die liebevolle Gemeinschaft eingehen, bis das Gewissen ruhig ist. Darum nehmt eure Zuflucht zu Jesus, damit ihr Frieden erhaltet.

Geliebte, wenn unsere Gewissen zarter und empfindsamer wären, würden wir ein ebenso grosses Bewusstsein von der Häufigkeit unserer Unreinigkeit haben, wie der gewissenhafte Israelit es von der Gefahr der zeremoniellen Befleckung haben konnte.

Ich spreche mit allem Ernst aus, dass das Gerede über Vollkommenheit im Fleisch lediglich aus der Unkenntnis des Gesetzes und des eigenen Selbst herrührt. Wenn ich Ausdrücke lese, nach welchen der Schreiber sich frei wähnt von der Sünde in Gedanken, Worten und Taten, tut es mir leid um die betrogenen Opfer der Selbsttäuschung. Je früher dieses Prahlen aus der Gemeinde Gottes verschwindet, desto besser ist es. Gottes wahres Volk hat den Geist der Wahrheit in sich, der es von der Sünde überzeugt und nicht den stolzen und lügnerischen Geist, welcher Menschen veranlasst zu sagen, dass sie keine Sünde haben. Wahre Heilige bleiben in der Busse und in dem beständigen Glauben an das sühnende Blut und wagen es nicht, sich mit dem Pharisäer zu erheben, welcher sagte: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie andere Leute." "Da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer."

Geliebte, nach meiner Erfahrung werden wir durch unser Sein in dieser befleckten Welt ständig befleckt. Solange wir in diesem Leib und in dieser sündigen Welt leben, scheint es mir unvermeidlich, mit der Sünde in der einen oder anderen Form in Berührung zu kommen und jede Berührung mit der Sünde ist befleckend.

Unser Herr konnte unter Sündern leben und unbefleckt bleiben, weil nichts Böses in seinem Herzen war; in unserem Fall aber weckt die Sünde das innere Echo und verursacht eine gewisse Zustimmung und Befleckung. Der Wille gibt mehr oder weniger der Versuchung nach und wenn der Wille nicht nachgibt, so spielt die Einbildung den Verräter und die Begierden stimmen dem zu und verraten so die Seele. Auch wenn das geschehen mag mit dem Entschluss, nicht in die Sünde zu fallen, so ist doch der böse Gedanke schon Sünde.

Unsere Mitmenschen sind uns eine schreckliche Quelle der Befleckung. Habt ihr in 4. Mose 19 nicht beachtet, dass, wer einen toten Menschen anrührte, sieben Tage unrein war? Wenn ihr 3. Mose 11,22 lest, werdet ihr finden, dass, wer ein totes Tier anrührte, nur bis zum Abend unrein war. Einen toten Menschen anrühren war siebenmal schlimmer, als ein totes Tier anrühren. Das ist Gottes Schätzung von gefallenen, unwiedergeborenen Menschen und sie ist gerecht, denn gottlose Menschen tun Dinge, die unvernünftige Tiere niemals tun. Alle ungläubigen Menschen beflecken uns, und ich bin nicht sicher, ob ich hier enden darf, denn die Wahrheit geht sicher noch weiter. Ich frage nicht danach, wie ihr eure Gesellschaft aussucht, und ihr solltet das mit der grössten Sorgfalt tun. Aber selbst wenn ihr euch mit keinen anderen als mit Gläubigen verbindet, so werden selbst sie zu der einen oder anderen Zeit ein Anlass zur Sünde für euch werden. Es wird irgend etwas an ihnen, selbst an ihrer Heiligkeit sein, das euch in irgendeiner Weise zur Sünde veranlasst, sei es nur, dass ihr sie vergöttert, oder dass ihr sie beneidet.

Da du ein Mensch von unreinen Lippen bist und unter einem Volk von unreinen Lippen wohnst, kannst du nicht ganz ohne Unreinheit bleiben und darum wirst du es stets nötig haben, den Weg der Reinigung einzuschlagen, den der Herr bereitet und geoffenbart hat.

Beachtet, dass in dem Vorbild die geringste Berührung befleckte. Wenn sie nur einen Knochen aufhoben, nur über ein Grab dahingingen, waren sie unrein. Meine Brüder, auch der Beste unter euch kann kaum einen Bericht von einem Verbrechen in der Zeitung lesen, ohne dass ihm ein Flecken anhaftet. Ihr könnt aneinander nicht Sünde sehen, ohne in der schrecklichen Gefahr zu stehen, dadurch irgendwie angesteckt zu werden. Die Sünde hat eine so durchdringende Eigenschaft, dass sie schon unseren Glanz trübt und sich in unseren Geist einfrisst ehe wir sie wahrnehmen. Der reine und heilige Gott allein ist unbefleckt; aber vor ihm muss auch der Beste der Heiligen sein Angesicht verhüllen und ausrufen: "Unrein, unrein!"

Unter dem alten Gesetz mochten Menschen unrein sein, die es gar nicht wussten. Es mochte jemand einen Knochen berührt haben, oder über ein Grab dahingegangen sein, ohne es zu wissen, aber das Gesetz hatte trotzdem seine Gültigkeit. Ich fürchte, dass unser stolzes Bewusstsein von dem, was wir für innere Reinheit halten, einfach die Stumpfheit unseres Gewissens ist. Wenn unser Gewissen empfindsamer und zarter wäre, würde es da Sünde feststellen, wo wir uns jetzt einbilden, rein zu sein. Da aber der Fleck auf dem Gewissen ist, so ist seine Beseitigung ein viel grösseres Werk, als die Entfernung einer rituellen Unreinigkeit.

Zweitens ist unser Opfer an und für sich grösser. Um euch nicht zu ermüden, will ich nicht jeden Punkt seiner Grösse erwähnen, sondern nur bemerken, dass bei der Schächtung der Kuh das Blut gebracht und siebenmal gegen das Heilige gesprengt wurde, obgleich es tatsächlich nicht hinein kam. So ist in dem Sündopfer, durch welches wir Gewissensfrieden finden, auch Blut; denn "ohne Blutvergiessen geschieht keine Vergebung". Das ist eine feststehende Tatsache und das Gewissen kommt nie zum Frieden, bis es das Geheimnis des Blutes versteht. Wir bedürfen nicht nur der Leiden, sondern des Todes Christi, welcher uns durch sein Blut reingewaschen hat. Der Stellvertreter musste sterben. Der Tod war unser Urteil und Christus leistete dem ewigen Gott den Tod für den Tod. Durch das Bewusstsein von dem stellvertretenden Tod unseres Herrn wird das Gewissen gereinigt von den toten Werken.

Ferner, die Kuh selbst wurde geopfert. Nachdem das Blut von dem Priester gesprengt worden war, wurde das Opfer völlig vom Feuer verzehrt. "Christus hat sich selbst durch den ewigen Geist Gott geopfert." Unser Herr gab seine ganze Person mit allem, was dazugehörte, damit er unser stellvertretendes Opfer sei. Er opferte sich selbst, seine Person, sein Leben, sein eigenes Selbst an unserer Stelle.

Aber Brüder, wenn eine arme Kuh, nachdem sie geopfert und verbrannt wurde, die Unreinen rein machte, wieviel mehr werden wir durch Jesus gereinigt werden, der sich selbst opferte, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnte? Welch ein Opfer ist das!

Dem wird hinzugefügt, dass unser Herr dies "durch den ewigen Geist" tat. Die Kuh war kein geistliches, sondern ein materielles Opfer. Das Geschöpf wusste nichts von dem, was vorging. Es war das unfreiwillige Opfer. Christus aber stand unter dem Impuls des Heiligen Geistes, der auf ihm ruhte, und er war bereit, sich selbst zum Opfer für die Sünde hinzugeben. Deshalb hatte sein Tod um so grösseren Wert, denn die Willigkeit des Opfers erhöhte dessen Wert bedeutend.

Mit der Menschheit Christi, unseres Herrn, war ein ewiger Geist verbunden, und durch ihn gab er sich selbst Gott. Er war sowohl Gott als Mensch, und diese seine ewige Gottheit verlieh den Leiden als Mensch einen unendlichen Wert, so dass er sich in der Energie seiner ewigen Kraft und Gottheit als ein ganzer Christus opferte. O, welch ein Opfer ist das auf Golgatha! Einer, der beides - Gott und Mensch ist, hat sich als ein Opfer für uns gegeben. Ist nicht das tatsächliche Opfer unvorstellbar grösser, als das in dem Vorbild? Muss es nicht äusserst kraftvoll sein, um unser Gewissen zu reinigen?

Nachdem die Kuh verbrannt war, wurde die Asche zusammen gekehrt. Was nun verbrannt werden konnte, war verbrannt. Unser Herr wurde ein Opfer für die Sünde, was blieb von ihm? Nicht ein wenig Asche, sondern ein ganzer Christus, welcher nie mehr stirbt, sondern ewig unveränderlich lebt. Er ging unbeschädigt durch das Feuer des Gerichtes und lebt und betet für uns. Es ist die Aneignung seines ewigen Verdienstes, was uns rein macht und ist nicht dieser ewige Verdienst unvorstellbar grösser, als die Asche von einer Kuh es jemals sein kann?

Nun möchte ich euch einen Augenblick daran erinnern, dass unser Herr ohne Makel, rein und vollkommen war, und doch - Gott machte den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde. "Er war ein Fluch für uns" - ja ein Fluch, wie geschrieben steht: "Verflucht ist jeder, der am Holz hängt." Jene rote Kuh wurde, obwohl sie ohne Fehler war und nie ein Joch getragen hatte, als etwas Unreines angesehen. Sie wurde unrein und musste ganz verbrannt werden, denn Gott kann Unreines nicht dulden.

Seht und bewundert, dass Gottes eigener, anbetungswürdiger Sohn in unfassbarer Herablassung und unaussprechlicher Liebe die Stelle der Sünde, die Stelle der Sünder einnahm und unter die Übeltäter gerechnet wurde. Er musste sterben, musste an ein Kreuz gehängt, musste von Menschen und selbst von Gott verlassen werden. "Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern." "Der Herr liess ihn treffen unser aller Schuld" nicht nur die Bestrafung, sondern die Sünde selbst wurde auf den ewig Hochgelobten geworfen.

Die Klugen unserer Zeit sagen, es sei unmöglich, dass dem Unschuldigen rechtmässig Sünde zugerechnet werde. So sagen die Philosophen, aber Gott erklärt, dass es geschehen ist: "Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht." Darum war es möglich, ja es ist geschehen. Das Opfer ist also viel grösser. "Wieviel mehr" - können wir freudig ausrufen, indem wir daran denken - "wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von den toten Werken, damit ihr dem ewigen Gott dient!"

Nun wollen wir noch einen Schritt weitergehen. Wie die Verunreinigung und das Opfer grösser waren, so ist auch die Reinigung viel grösser. Die reinigende Kraft des Blutes muss viel grösser sein, als die reinigende Kraft des Wassers, das mit der Asche der Kuh vermischt war. Denn zunächst konnte dieses das Gewissen von der Sünde nicht reinigen, aber die Annahme des Sündopfers kann es und tut es.

Habt ihr je gefühlt, wie das Sündopfer Christi durch den Heiligen Geist eurem Gewissen angeeignet worden ist? Dann bin ich gewiss, dass die Veränderung bei euch so plötzlich und herrlich gewesen ist, als ob die mitternächtliche Finsternis in den Mittagsglanz verwandelt worden wäre.

Ich erinnere mich seiner Wirkungen auf meine Seele noch sehr gut, wie es meine Ketten zerriss und mein Herz vor Freude hüpfen machte. Aber ich habe es seitdem ebenso kräftig erlebt. Denn wenn ich mich vor Gott prüfe, geschieht es manchmal, dass ich mein Auge auf irgendein Unrecht richte, das ich getan habe, und ich tue es wieder, bis es sich wie ein nagender Wurm oder wie feurige Kohlen in meine Seele einfrisst. Ich habe versucht anzunehmen, dass der Fehler in mir entschuldbar ist, oder dass gewisse Umstände es mir fast unmöglich machten, anders zu handeln. Aber ich habe mein Gewissen damit nicht beruhigen können. Doch ich kam bald zur Ruhe, als ich vor den Herrn trat und ausrief: "Herr, auch wenn ich dein geliebtes Kind bin, ich bin wegen dieser Sünde unrein; eigne mir wieder das Verdienst des Sündopfers meines Herrn an, denn Du hast gesagt: 'Wenn jemand sündigt - wir haben einen Fürsprecher beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.' Gott, höre seine Fürbitte und vergib mir meine Sünden."

Meine Brüder, der Friede, der uns dann geschenkt wird, ist sehr süss. Ihr könnt ohne ihn nicht erhörlich beten und dankt Gott dafür, dass ihr es nicht könnt. Es ist etwas Schreckliches, unter dem Schuldgefühl mit Andachtsübungen fortfahren zu können, als ob das Gewissen ganz ruhig wäre. Das ist ein böses Kind, das glücklich sein kann, während der Vater ihm zürnt. Das liebende Kind kann nichts tun, bis ihm vergeben worden ist.

Nun, das Sprengen der Asche über den Unreinen war in seiner Wirkung nicht umfassend, insofern zwischen der Ursache und Wirkung keine offenbare Beziehung bestand. Nehmt an, ein Israelit wäre unrein gewesen und mit diesem Wasser besprengt worden. Er konnte nun zum Hause des Herrn hinaufgehen, aber hätte er irgendwelchen Grund für die Veränderung sehen können? Er konnte sagen: "Ich habe das Wasser der Entsündigung erhalten und bin rein; aber abgesehen davon, dass Gott es so angeordnet hat, kann ich nicht einsehen, wie die Besprengung jener Asche mich rein machen kann."

Brüder, wir wissen, wie es kommt, dass Gott uns gereinigt hat, denn wir wissen, dass Christus an unserer Stelle gelitten hat. Die Stellvertretung erklärt das Geheimnis und darum hat sie eine viel grössere Wirkung auf das Gewissen als ein äusseres Ritual, welches nicht erklärt werden konnte.

Die Zeit drängt und darum will ich nur noch sagen, dass, wie die Asche von der Kuh für das ganze Lager zur Verfügung stand, so sind Christi Verdienste für sein ganzes Volk da. Wie die Asche so aufbewahrt wurde, dass sie jedem zugänglich war, so können wir jederzeit kommen und die reinigende Kraft des kostbaren Opfers Christi in Anspruch nehmen. Wie ein blosses Besprengen die Unreinen rein machte, so könnt ihr kommen und rein werden, selbst wenn euer Glaube nur schwach ist und ihr wenig von Christus zu erhalten scheint. Der Gott der unendlichen Barmherzigkeit gebe es euch, die Kraft des grossen Opfers zu erkennen, nicht erst nach drei oder sieben Tagen, sondern sofort und den Frieden nicht nur für kurze Zeit, sondern auf immer.

Etwas muss ich euch noch erklären. Nach der jüdischen Tradition erklärte Salomo, dass er nicht verstehen kann, warum die Asche von der Kuh jeden unrein machte mit Ausnahme derer, welche bereits unrein waren. Bei dem Lesen habt ihr erfahren, dass der Priester, der Mann, der die rote Kuh schlachtete, die Person, welche die Asche zusammen kehrte und der, welcher die Asche mit Wasser vermischte und sprengte, dass sie alle durch diese Handlungen unrein wurden und dass die Asche andererseits die Unreinen rein machte.

Ist das nicht dem Geschehen von der ehernen Schlange ähnlich? Durch Schlangen wurde das Volk gebissen und durch eine eherne Schlange wurden sie geheilt. Dadurch, dass Christus als unrein erachtet wurde, werden wir rein und die Wirkung seines Opfers ist ähnlich der der Asche, denn beides offenbart die Unreinigkeit und beseitigt sie. Wenn ihr rein seid und des Todes Christi gedenkt, welch ein Bewusstsein von der Sünde bringt euch dieses Nachdenken. Ihr beurteilt die Sünde nach dem Opfer. Wenn ihr unrein seid und euch Christus naht, so nimmt er die Sünde hinweg. Wenn wir denken, dass wir rein sind, so lässt uns beim Anblick des sühnenden Blutes sehen, wie unrein wir sind, und wenn wir uns als unrein richten, gibt die Aneignung des sühnenden Opfers unserem Gewissen Frieden.

Zu welchem Zweck geschah das nun alles? Diese geopferte Kuh - ich verstehe das, denn sie liess den unreinen Israeliten zu dem Vorhof zu - aber dieser Christus Gottes, der sich ohne Fehler durch den ewigen Geist Gott geopfert hat, zu welchem Zweck geschah das? Die Absicht war und ist ein viel höherer Dienst. Wir sollen gereinigt werden von den toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen. Die toten Werke sind abgetan. Gott spricht dich frei, du bist rein und fühlst es. Was nun? Wirst du für die Zukunft die toten Werke verabscheuen? Sünde ist Tod. Sei bemüht, dich davon fern zu halten. Insofern du von dem Joch der Sünde errettet bist, gehe hin und diene Gott. Da er der lebendige Gott ist und offenbar den Tod hasst und derselbe vor ihm etwas Unreines ist, halte du dich zu lebendigen Dingen.

Opfere Gott lebendige Gebete und lebendige Tränen, liebe ihn mit einer lebendigen Liebe. Vertraue ihm mit lebendigem Glauben und diene ihm mit lebendigem Gehorsam.

Lebe sein Leben. Habe nicht nur Leben, sondern habe es reichlich. Er hat dich von der Unreinigkeit des Todes gereinigt, so lebe nun in der Schönheit und Herrlichkeit und Vortrefflichkeit des göttlichen Lebens und bitte den Heiligen Geist, dich zu beleben, damit du in völliger Gemeinschaft mit Gott bleibst.

Wenn eine unreine Person gereinigt worden wäre und dann gesagt hätte: "Ich will den Herrn nicht anbeten, noch ihm dienen" - wir würden ihn für ein elendes Wesen halten und wenn jemand hier wäre, der da sagen würde: "Meine Sünden sind mir vergeben, und ich weiss das, aber ich will für Gott nichts tun", dürften wir wohl ausrufen: "Elender Mensch!" Welch ein Heuchler und Betrüger muss ein solcher Mensch sein.

Wo eine Seele Vergebung aus den Händen des Herrn empfängt, fühlt sie, wie in ihr die Liebe zu Gott erwacht und wächst. Wem viel vergeben ist, wird sicherlich viel lieben und viel für den tun, durch welchen er diese Vergebung empfangen hat.

Der Herr segne euch um Jesu willen! Amen.

Datum: 25.01.2008
Autor: Charles H. Spurgeon
Quelle: Christus im Alten Testament

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