Bibelstudium: Matthäus 27,1-10

Bibelstudium

An die Römer ausgeliefert

1 Am frühen Morgen fassten die Hohenpriester und die Führer des Volkes den Beschluss, bei den römischen Behörden die Vollstreckung des Todesurteils über Jesus zu beantragen. 2 Sie schickten ihn gefesselt zu Pilatus, dem römischen Gouverneur.

Judas begeht Selbstmord

3 Als Judas, der Verräter, sah, dass Jesus zum Tode verurteilt worden war, bereute er bitter, was er getan hatte. Er brachte den Hohenpriestern und Führern des Volkes das Geld zurück. 4 «Ich habe eine grosse Schuld auf mich geladen und einen Unschuldigen verraten!» bekannte er. 5 «Was geht uns das an?» gaben sie ihm zur Antwort. «Das ist deine Sache!» Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Dann lief er fort und erhängte sich. 6 Die Hohenpriester sammelten die Münzen ein, waren aber der Meinung: «Dieses Geld dürfen wir nicht in den Tempelschatz legen, weil Blut daran klebt!» 7 Nachdem sie die Sache besprochen hatten, beschlossen sie, eine Tongrube zu kaufen und diese als Friedhof für die Fremden zu benutzen. 8 Noch heute heisst dieser Friedhof «Blutacker». 9 Auf diese Weise erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: «Sie nahmen die dreissig Silbermünzen - soviel war er dem Volk Israel wert - 10 und kauften das Land von den Töpfern, wie Gott es befohlen hatte.»

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

27,1.2 Die dritte Phase des religiösen Prozesses fand am Morgen vor dem Sanhedrin statt. Kein Fall durfte am gleichen Tag abgeschlossen werden, an dem er begonnen worden war, es sei denn, der Angeklagte wurde freigesprochen. Ehe das Urteil verkündet wurde, sollte eine Nacht vergehen, "damit Gefühle der Gnade Zeit haben, zu entstehen". In diesem Falle scheint es so, als ob die religiösen Führer jede Regung der Barmherzigkeit ausschliessen wollten. Immerhin kamen sie zu einer morgendlichen Sitzung zusammen, um ihrem Urteil auch Gültigkeit zu verleihen, denn nächtliche Prozesse waren verboten.

Unter der römischen Verwaltung hatten die Juden nicht das Recht, ein Todesurteil zu fällen. Deshalb führten sie Jesus nun schnell vor den "Statthalter Pontius Pilatus". Obwohl sie die Römer sehr hassten, waren sie doch gewillt, diese zu benutzen, um ihren grösseren Hass zu stillen. In der Gegnerschaft gegen Jesus werden die grössten Feinde zu Freunden.

27,3.4 Judas erkannte seine Sünde, dass er "schuldloses Blut überliefert" hatte. Deshalb wollte er das Geld den Hohenpriestern und Ältesten zurückbringen. Diese Erzverräter, die nur wenige Stunden zuvor eifrig mit Judas zusammengearbeitet hatten, wollten mit der Sache nun nichts mehr zu tun haben. Das ist der Lohn des Verrates. Judas bereute seine Tat, aber das war nicht die göttliche Busse, die zur Bekehrung führt. Er bereute die Tat wegen ihrer Folgen. Er war weiterhin nicht gewillt, Jesus Christus als Herrn und Retter anzuerkennen.

27,5 In seiner Verzweiflung warf er "die Silberlinge in den Tempel", wohin nur die Priester gehen konnten. Dann brachte er sich um. Wenn wir diesen Bericht mit dem in Apostelgeschichte 1,18 vergleichen, dann können wir schliessen, dass er sich an einem Baum aufhängte und entweder der Ast brach oder das Seil riss, worauf sein Körper in einen Abgrund fiel und aufplatzte, so dass seine Eingeweide heraustraten.

27,6 Die eigentlichen Schuldigen waren die Hohenpriester, die nun zu "geistlich" waren, das Geld "in den Tempelschatz zu werfen, weil es Blutgeld ist". Aber sie hatten dieses Geld gegeben, damit ihnen der Messias übergeben würde. Das schien sie jedoch nicht zu stören. Wie der Herr gesagt hatte, hielten sie die Aussenseite des Bechers rein, doch innerlich waren sie voller Hinterlist, Verrat und Mord.

27,7-10 Sie verwendeten das Geld, um den Acker eines Töpfers zu kaufen, auf dem dann unreine Heiden beerdigt werden sollten. Sie wussten ja nicht, wieviele Heiden in ihr Land strömen und ihre Strassen mit Blut besprengen würden. Für dieses schuldige Volk ist er seitdem der "Blutacker" geworden.

Die Hohenpriester erfüllten unwissentlich die Prophezeiung Sacharjas, dass mit dem Lohn etwas von einem Töpfer gekauft werden würde (Sach 11,12.13). Erstaunlicherweise gibt es für den Abschnitt bei Sacharja eine zweite Lesart, dort steht "Schatz" statt "Töpfer".

Die Priester scheuten sich, das Blutgeld in den Tempelschatz zu tun, und so erfüllten sie die Weisagung der anderen Lesart, indem sie es dem Töpfer für sein Feld gaben. (Aus dem englischen Material des Bibellesebundes.)

Matthäus schreibt diese Prophezeiung Jeremia zu, während sie offensichtlich aus Sacharja stammt. Er nennt hier wahrscheinlich Jeremia als Autor, weil dieser Prophet als erster in der von ihm benutzten und zitierten Buchrolle stand. Dies war nach der alten Anordnung so, wie sie in vielen hebräischen Manuskripten erhalten und aus der talmudischen Tradition geläufig ist. Eine ähnliche Verwendung finden wir in Lukas 24,44, wo das Buch der Psalmen als Bezeichnung für den ganzen dritten Abschnitt des hebräischen Kanons dient.

Datum: 05.09.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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