Bibelstudium: Markus 14,55-65

Bibelstudium

55 Währenddessen versuchten die Hohenpriester und alle Mitglieder des Gerichtshofes durch falsche Zeugenaussagen Jesus so zu belasten, dass sie ihn zum Tode verurteilen konnten. Aber sie fanden nichts. 56 Viele Zeugen brachten falsche Anschuldigungen gegen Jesus vor, doch ihre Aussagen widersprachen sich. 57 Schliesslich erklärten einige Männer: 58 «Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete: 'Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreissen und dafür in drei Tagen einen anderen aufbauen; den aber werden keine Menschen errichten.'» 59 Doch auch ihre Aussagen waren voller Widersprüche, so dass die Hohenpriester damit nichts anfangen konnten. 60 Jetzt erhob sich der Hohepriester, stellte sich mitten unter die hier Versammelten und fragte Jesus: «Was antwortest du darauf? Hast du das gesagt oder nicht?» 61 Aber Jesus schwieg. Noch einmal fragte ihn der Hohepriester: «Bist du Christus, der Sohn Gottes?» 62 «Ja, der bin ich», antwortete Jesus. «Ihr werdet den Menschensohn an der rechten Seite Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels wiederkommen sehen.» 63 Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: «Das genügt! Wir brauchen keine weiteren Zeugen. 64 Ihr habt ja selber seine Gotteslästerung gehört. Wie lautet euer Urteil?» Einstimmig beschlossen sie: «Er muss zum Tode verurteilt werden.» 65 Sie begannen, Jesus zu quälen: Einige spuckten ihm in sein Gesicht, verbanden ihm die Augen und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. «Na, du Prophet», verhöhnten sie ihn, «sag uns, wer hat dich geschlagen?» Auch die Männer, die Jesus abführten, schlugen ihn.

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

14,55-59 Obwohl es hier nicht ausdrücklich erwähnt wird, scheint in Vers 55 der Bericht über die mitternächtliche Versammlung des Sanhedrin vorzuliegen. Die 77 religiösen Führer hatten den Hohenpriester zum Vorsitzenden. In dieser besonderen Nacht missachteten die Pharisäer, Sadduzäer, Schriftgelehrten und Ältesten, aus denen sich der Sanhedrin zusammensetzte, die Regeln, die für ihren Dienst galten, aufs äusserste. Sie durften sich nicht während der Nacht oder eines jüdischen Festes versammeln. Sie durften natürlich ebenfalls keine Zeugen bestechen, damit diese einen Meineid leisteten.

Ein Todesurteil durfte nicht vollstreckt werden, ehe nicht eine weitere Nacht nach dem Urteilsspruch vergangen war. Wenn sie sich nicht in der Halle aus gehauenem Stein im Tempelbezirk versammelten, war ihr Urteil nicht bindend.

Im Bestreben, den Herrn Jesus aus dem Weg zu schaffen, zögerte die öffentliche Gewalt nicht, ihre eigenen Gesetze zu brechen. Ihre energischen Bemühungen förderten eine ganze Gruppe falscher Zeugen zutage, doch konnten sie kein gemeinsames Zeugnis geben. Einige zitierten den Herrn falsch, indem sie behaupteten, der Herr habe gedroht, den Tempel, "der mit Händen gemacht ist", abzubrechen, "und in drei Tagen . . . einen anderen" aufzubauen, "der nicht mit Händen gemacht ist". Was Jesus wirklich gesagt hat, steht in Johannes 2,19. Die Zeugen verwechselten absichtlich den Tempel in Jerusalem mit dem Tempel seines Leibes.

14,60-62 Als der Hohepriester Jesus befragte, antwortete er zunächst nicht. Als er jedoch unter Eid (Matth 26,33) gefragt wurde, ob er der Messias sei, "der Sohn des Hochgelobten", antwortete der Herr, dass er es sei. Er handelte damit im Gehorsam gegen 3. Mose 5,1. Dann, um jeden Zweifel auszuräumen, welchen Anspruch er stelle, sagte er dem Hohenpriester, dass er "den Sohn des Menschen sitzen . . . zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels" sehen werde. Damit meinte er, dass der Hohepriester ihn öffentlich als Gott eingesetzt sehen werde. Während seiner Zeit auf Erden war die Göttlichkeit Jesu in einem menschlichen Körper verborgen. Aber wenn er in Macht und grosser Herrlichkeit wiederkehren wird, dann wird der Schleier weggenommen und jeder wird genau wissen, wer er ist.

14,63.64 Der Hohepriester verstand genau, was Jesus meinte. Er "zerriss seine Kleider" zum Zeichen seiner gerechten Entrüstung über diese angebliche Gotteslästerung. Der Israelit, der der erste hätte sein sollen, den Messias zu erkennen und zu empfangen, schrie am lautesten bei seiner Verurteilung. Aber nicht er allein, sondern der gesamte Sanhedrin20) war sich einig, dass Jesus Gott gelästert hatte und sie "verurteilten ihn . . ., dass er des Todes schuldig sei".

14,65 Die nun folgende Szene war ausserordentlich grotesk. Einige Mitglieder des Sanhedrin fingen an, den Sohn Gottes anzuspeien, ihm die Augen zu verbinden und ihn herauszufordern, ihnen die Namen seiner Peiniger zu nennen. Es ist fast unglaublich, dass der hochgepriesene Retter solch einen Widerspruch der Sünder gegen sich selbst zu erdulden haben sollte. Die Diener (die Tempelpolizei) beteiligten sich an dem Skandal, indem sie ihn ins Gesicht schlugen.

Datum: 23.11.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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