Bibelstudium: Lukas 11,45-52

Bibelstudium

Vorbilder, die verführen

45 «Meister», rief einer der Schriftgelehrten dazwischen, «damit beschimpfst du auch uns!» 46 Jesus erwiderte: «Ja, ich warne euch! Ihr bürdet den Menschen unerträgliche Lasten auf, aber ihr selber denkt nicht daran, diese Lasten auch nur mit einem Finger anzurühren. 47 Wehe euch! Ihr baut Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. 48 Damit wollt ihr die Propheten ehren, doch ihr bestätigt nur die Schandtaten eurer Väter; denn ihr habt die gleiche Gesinnung wie sie. Sie haben die Propheten getötet, ihr vollendet ihr Werk, indem ihr Denkmäler baut. 49 Deshalb hat Gott in seiner Weisheit gesagt: Ich werde ihnen Propheten und Apostel schicken; doch sie werden einige von ihnen töten und die anderen verfolgen! 50 Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen für den Mord an allen Propheten seit die Welt besteht: 51 von Abel angefangen, bis hin zu Zacharias, den ihr im Tempel zwischen Brandopferaltar und Heiligtum ermordet habt.3 Ja, noch diese Generation wird dafür die Verantwortung tragen müssen. 52 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten! Denn durch eure Lehren verhindert ihr, dass die Menschen den Weg zur Wahrheit finden. Ihr selbst kommt zwar ohnehin nicht in Gottes Reich; aber - was schlimmer ist - allen, die hineinwollen, versperrt ihr den Zugang.»

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

11,45 Die "Gesetzesgelehrten" waren die Schriftgelehrten. Sie waren Experten auf dem Gebiet der Auslegung und Erklärung des mosaischen Gesetzes. Doch ihre Fähigkeiten beschränkten sich darauf, anderen zu sagen, was sie zu tun hätten. Sie handelten selbst jedoch nicht danach. Einer der Gesetzesgelehrten bemerkte die Schärfe der Worte Jesu und erinnerte ihn daran, dass er, als er gegen die Pharisäer redete, auch die Gesetzesgelehrten beleidigte.

11,46 Der Herr benutzte dies als Gelegenheit, auch einige der Sünden der Gesetzesgelehrten herauszustellen. In erster Linie bedrückten sie die Menschen mit allerlei gesetzlichen "Lasten", doch halfen sie ihnen nicht beim Tragen dieser Lasten. Wie Kelly anmerkt: "Sie waren bekannt für die Verachtung der Menschen, von denen sie sich rühmen liessen."40) Viele ihrer Regeln waren reines Menschenwerk und beschäftigten sich mit im Grunde unwichtigen Nebensächlichkeiten.

11,47.48 Die Gesetzesgelehrten waren heuchlerische Mörder. Sie gaben vor, die Propheten Gottes zu bewundern. Sie gingen sogar soweit, Denkmäler über den "Grabmälern der Propheten" zu errichten. Dies war scheinbar ein echtes Zeichen ihres tiefen Respektes vor den alttestamentlichen Propheten. Doch der Herr Jesus wusste es besser. Während sie sich äusserlich von ihren jüdischen Vorfahren distanzierten, die die Propheten "getötet" haben, folgten sie ihnen in Wahrheit auf dem Fusse. Während sie "die Grabmäler der Propheten" bauten, planten sie den Tod des grössten aller Propheten Gottes, nämlich des Herrn Jesus selbst. Und sie würden fortfahren, die treuen Propheten und Apostel Gottes zu ermorden.

11,49 Wenn wir Vers 49 mit Matthäus 23,34 vergleichen, sehen wir, dass Jesus selbst "die Weisheit Gottes" ist. Hier zitiert er "die Weisheit Gottes": "Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden." Im Matthäusevangelium zitiert Jesus nicht aus dem AT oder aus einer anderen Quelle, sondern stellt es als eine eigene Aussage hin. (Siehe auch 1. Korinther 1,30, wo von Christus als der Weisheit gesprochen wird.) Der Herr Jesus verheisst, dass er "Propheten und Apostel" zu den Menschen seiner Generation "senden" werde, und dass diese Menschen sie "töten und vertreiben" würden.

11,50.51 Er würde "von diesem Geschlecht ...das Blut aller" Sprecher Gottes fordern, angefangen vom ersten Fall, der im AT verzeichnet ist, "dem Blut Abels", bis hin zum letzten Fall, "dem Blut Zacharias, der zwischen dem Altar und dem Haus umkam" (2. Chron 24,21). Das 2. Chronikbuch war das letzte Buch in der jüdischen Reihenfolge der Bücher des AT. Deshalb erinnerte der Herr an die Skala der Märtyrer, als er Abel und Zacharias erwähnte. Als er diese Worte aussprach, wusste er genau, dass die zu seiner Zeit lebende Generation ihn zum Tod am Kreuz verurteilen würde und so die Reihe der Verfolgungen der Männer Gottes zu einem schlimmen Höhepunkt führen würden. Weil sie ihn ermorden wollten, würde "das Blut aller" vorhergehender Zeitalter über sie kommen.

11,52 Schliesslich beschuldigt der Herr Jesus die "Gesetzesgelehrten", dass sie "den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen" hätten, d. h. dass sie den Menschen das Wort Gottes vorenthalten hätten. Obwohl sie nach aussen hin sich zur Schrifttreue bekannten, weigerten sie sich jedoch störrisch, den Einen anzunehmen, von dem die Schrift spricht, und sie "hinderten" andere daran, zu Christus zu kommen. Sie wollten selbst nicht zu ihm kommen und sie wollten auch nicht, dass andere ihn annahmen.

Datum: 29.01.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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