«Keine Zeit»

Machen Sie eine Standortbestimmung

Nebst Autoren unserer Zeit haben sich früher schon unzählige Philosophen und Naturwissenschafter mit dem Phänomen «Zeit» auseinandergesetzt. Was bedeutet sie? Warum wurde sie den Menschen gegeben? Wie kann man sie sinnvoll nutzt?
Wie nutzt man die Zeit an besten?

Stellen Sie sich einmal vor, die Zeit würde Sie nicht mehr kümmern und wäre für Sie nicht mehr relevant. Einfach in den Tag hineinleben, ohne Uhr und ohne die allgegenwärtige Zeit. Was würde geschehen? Fraglos, man wäre bald nicht mehr «dabei» und könnte am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen, denn alle andern richteten sich weiter nach der Uhr!

Das Phänomen Zeit

Viele Menschen leben mit der Zeit, ohne dass sie sich darüber Gedanken machen. Sie bestimmt und ordnet unser Leben und den ganzen sozialen Ablauf. Die Zeit gibt unserem Tag Struktur. Man kann bestimmen, wann man wieder aufstehen will. Man verabredet sich mit andern zu einer bestimmten Zeit. Man richtet sich nach Fahrplänen, Uhren und Menschen.

Die Zeit kann weder aufgehalten, noch beschleunigt oder verlangsamt werden. Zeit ist auch Geschichte, Leben das Spuren hinterliess. Jedes Leben ist geprägt durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und jeder Mensch hat seine eigene «Uhr», seine ganz persönliche Vergangenheit, seinen eigenen Zeitpfad.

Zeit ist relativ. Man kann ohne einen Bezugspunkt keine Aussagen über zeitliche Abläufe treffen. Es gibt Tage da vergeht für den einen die Zeit schnell und für den andern quälend langsam.

Gabe Gottes

Die Zeit sollte den Menschen nicht knechten, sondern ihm dienen. Gott hat in sechs Tagen die Welt erschaffen und ruhte am siebten Tag. Er gab den Menschen eine Orientierung durch die Abfolge von Tag und Nacht und durch die saisonalen Veränderungen in der Natur. Er gab den Menschen die Zeit für Arbeit und Erholung, für das aktive Leben und den Schlaf.

In der Bibel findet man viele Verse mit Feststellungen und Verheissungen zum Thema Zeit. Zum Beispiel:

  • «Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.» (Die Bibel, Prediger 3, Vers 1)

  • «Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.» (Markus 13,33)

  • «Denn tausend Jahre sind vor dir wie ein Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.» (Psalm 90, 4)

Gottes Zeitrechnung und Plan ist geheimnisvoll und mit unserem Verstand nicht zu begreifen. Er bemisst die Lebensspanne jedes Menschen. Keiner weiss, wann seine Erdenzeit abgelaufen ist.

Heilsam!

Durch Jesu Menschwerdung gibt es auch eine geistliche Zeitdimension. Sie lautet für den bekehrten Menschen: Sünde, Gesetz und Tod gehören der Vergangenheit an; Freiheit, Gnade, Versöhnung sind die Gegenwart; Hoffnung und Auferstehung sind die Zukunft.

Keine Zeit?

Die Zeit ist uns Menschen gegeben, und wir können sie gestalten. Der Umgang mit der Zeit muss allerdings gelernt sein! Das «Keine-Zeit-haben» ist der Gegenpol von «Sich-Zeit-lassen» oder «Sich-Zeit-nehmen». Wer hat dies schon immer im Griff? Manchmal gelingt es einem besser, sich Zeit zu nehmen und sich Zeit zu lassen. Manchmal aber ist man auch der Gehetzte und Gejagte und man leidet unter der Zeitnot. In jedem Menschenleben gibt es aber auch Zeiten, in denen man zu viel Zeit hat: Kinder, Arbeitslose, Rentner und Kranke klagen manchmal über Langeweile.

Wer zu viel Zeit hat, spricht nicht darüber, denn die «Zeitreichen» finden in unserer Gesellschaft weniger Beachtung als die, die Zeitnot haben. Wer über «keine Zeit» klagt, ist gesellschaftlich anerkannt. Wer zugibt, viel Zeit zu haben, disqualifiziert sich selbst und scheidet aus der Gesellschaft derer aus, die etwas leisten.

Viele Verlockungen

Sowohl zu viel Zeit wie auch zu wenig Zeit zu haben, ist belastend. Wie aber kriegt man die richtige Balance? Viele suchen in Seminaren für Zeitmanagement Antwort auf diese Frage.

Man sollte diese Frage eigentlich vor Gott bewegen. Er weiss am besten, wo man seine Prioritäten setzen sollte und wie man mit Zeit umgehen könnte und sollte. Gott wollte bestimmt keine gehetzten Kinder. Doch das Angebot unserer Multioptionsgesellschaft ist so gross und so verlockend, dass man es sich nicht verkneifen kann, da und dort auch mitzumachen und vieles mitzuerleben, das eigentlich gar nicht sein müsste. Sie lässt uns buchstäblich keine Ruhe.

Zeitgewinn

Schon immer wünschten sich die Menschen, mehr Zeit zu haben. In einem bestimmten Sinn ist dieser Wunsch erreicht worden. Menschen haben sich mehr Zeit «geschaffen». Haushaltmaschinen, Werkzeuge, Apparate, Motoren, Roboter und Computer helfen, Zeit einzusparen. Trotz all dieser Hilfen und Zeitsparer stellt sich niemals das Gefühl ein, mehr Zeit zu haben, denn die 24 Stunden des Tages können sie nicht verlängern. Trotzdem spart man mit all diesen Dingen Zeit ein. Man muss sich deshalb die Frage gefallen lassen, was man mit der gewonnenen Zeit denn eigentlich macht?

Die Zeit auskaufen

Man kann darüber jammern, wie die Zeit vergeht, oder man kann sie positiv nutzen. Alle Menschen wollen ihre Lebenszeit auskaufen. Wer nach dem Tod kein Ziel hat, will dem Leben hier und heute so viel wie möglich abgewinnen und die Zeit, die ihm bleibt, auskosten. Christen mit ihrer Jenseitshoffnung hingegen wollen am Reich Gottes mitbauen. Deshalb wollen auch sie die Zeit möglichst auskaufen.

Wie füllt man seine Zeit nun am besten aus? Jeder Mensch muss diese Frage für sich persönlich beantworten. In der Hektik des Alltags finden dazu viele kaum die nötige Ruhe. Doch im Urlaub bleibt Zeit für eine Standortbestimmung. Viele haben den Wunsch, im Alltag nicht mehr so weiterzumachen wie vorher. Aber wie?

Eine Standortbestimmung

Hilfreich ist, das Leben einmal vom Ende her zu betrachten. Stellen Sie sich diese Fragen:

  • Wo möchte ich mit 65 oder 85 stehen?

  • Worauf möchte ich einmal zurückschauen?

  • Was hat bestehenden Wert?

  • Was ist eigentlich mein Lebensauftrag?

Was ist der Sinn Ihres Lebens?

Überdenken Sie Ihre Lebensbereiche in diesem Sinn und schreiben Sie Ihre Ziele auf! Machen Sie sich auch Gedanken, wie Sie diese Ziele erreichen wollen? Es lohnt sich, betend darüber nachzudenken. Damit kann ein Papier entstehen, das Sie über Jahre hinweg begleitet und das Sie immer wieder hervorziehen, um erneut eine Standortbestimmung vorzunehmen.


Buch zum Thema:
Reinhold Ruthe: Gönn dir Zeit. Die Kunst, ohne Hektik zu leben


Datum: 20.10.2011
Autor: Esther Reutimann
Quelle: Chrischona Magazin

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