Propheten der Bibel

Amos - Gott geht gegen das Unrecht vor

Wer würde nicht Prophet werden, wenn Gott redet? Amos antwortet mit einer anderen Frage: Wer würde sich nicht fürchten, wenn ein Löwe brüllt?
Die Sonne geht auf
Recht – in allen Völkern
… und Verachtung der Armen
Propheten der Bibel
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Gott tut nichts, ohne seinen Dienern, den Propheten, seine Absichten offenbart zu haben (Die Bibel, Amos, Kapitel 3, Verse 7-8). Amos lebt im 8. Jahrhundert vor Christus. Er ist ein Viehhirt aus dem Südreich Juda, überwältigt von Gottes Gerichtsbotschaften fürs prosperierende Nordreich Israel und seine Oberschicht – er kann nicht anders, als sie auszurichten.

Recht – in allen Völkern

Jahwe, der Gott der Israeliten (die zwölf Stämme, Juda und Israel, Süd- und Nordreich umfassend), steht global für Recht ein. In einer prophetischen Rundschau unterwirft Amos die umliegenden Kleinstaaten seinem Urteil: Ihre grausame Kriegführung, Machtgier und Bundesbruch werden vergolten. «Ich sende Feuer an die Mauer von Tyros, und es wird seine Paläste fressen» (1,10). Doch auch Juda und Israel werden nicht ausgenommen, da sie die Weisung Jahwes verworfen, da sie «den Armen für ein Paar Schuhe verkauft haben» (2,4.6). Besonders verwerflich: Statt auf Jahwes Propheten zu hören, sind sie ihren eigenen Lügen nachgelaufen (2,4.12). Dass er sie «allein von allen Sippen des Erdbodens» erwählt, befreit und mit einem Land beschenkt hat, bewahrt sie nicht vor seinem Gericht über ihr Fehlverhalten (3,2).

Urbaner Luxus …

Als Landmann vom Süden nimmt Amos den Luxus in Samaria, der Hauptstadt des Nordreichs (Häuser aus Elfenbein, Betten aus Damast), und den aufwändigen Betrieb an den staatlichen Heiligtümern in Bet-El und Gilgal ins Visier (3,9-15). Denn das System lebt von der Unterdrückung der Unterschichten, denen Gerechtigkeit vorenthalten wird. «Ihr tut den Hilflosen Gewalt an und unterdrückt die Armen» (4,1). Dabei hätten die Verantwortlichen wieder und wieder Anlass gehabt, zu Gott zurückzukehren; er hat sie Unglück, Pest und Hunger erleben lassen, um sie an seine Gebote zu erinnern (4,4-11). Die Konfrontation mit Jahwe, dem Gott des himmlischen Heeres, ist unausweichlich (4,12,13).

… und Verachtung der Armen

«Sucht den Herrn und bleibt am Leben! … Verwüstung lässt er hereinbrechen über das, was stark ist … Sie hassen den, der den (Gerichts-)Entscheid fällt im Tor, und verabscheuen den, der untadelig redet. Darum, weil ihr dem Hilflosen Pachtzins auferlegt und Abgaben vom Getreide von ihm nehmt: Häuser aus Quadersteinen habt ihr gebaut, doch darin wohnen werdet ihr nicht» (5,4.9-11). Amos prangert die Korruption an, die den Mittellosen um sein Recht bringt, und fordert kategorisch: «Hasst das Böse und liebt das Gute und bringt das Recht zur Geltung im Tor. Vielleicht ist Jahwe, der Gott der Heerscharen, dem Rest Josefs gnädig» (5,15).

Irre Erwartung

Völlig vermessen ist es, von Gottes Eingreifen am «Tag Jahwes» Gutes zu erwarten: «Er ist Finsternis, nicht Licht» (5,18). Jahwe verabscheut die hohle Religiosität der Feste und Feiern; «weg von mir mit dem Lärm deiner Lieder!» (5,23). Amos verlangt stattdessen soziale Gerechtigkeit auf dem Boden von Gottes Geboten: «Möge das Recht heranrollen wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein Fluss, der nicht versiegt!» (5,24). «Ihr habt das Recht in Gift verwandelt und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut» (6,12). Die Mächtigen in den Palästen haben die Verbannung zu gewärtigen; «die Stadt mit allem, was darin ist, liefere ich aus» (6,8); ein feindliches Heer wird keine Ecke von Nord- und Südreich verschonen.

Die Gerichtsansagen werden unterlegt mit Visionen, in denen Amos Gottes Heimsuchung zweimal abzuwehren vermag. Die dritte macht deutlich: «Die Heiligtümer Israels werden in Trümmern liegen», das Königshaus dem Schwert verfallen (7,9). Der Prophet lässt sich vom Oberpriester von Bet-El, der ihn beim König verklagt, nicht aus dem Land drängen noch zum Schweigen bringen; jener wird mit seiner ganzen Familie umkommen (7,17).

Gottes Wort – ausser Reichweite


Wie reifes Obst für den Verzehr, ist Israel wegen Profitgier und schreiender Ungerechtigkeit reif für Gottes Gericht: «Ich werde nicht länger an ihm vorbeigehen – an jenem Tag werden die Lieder im Tempel zu Geheul» (8,2.3). Die Strafen Gottes werden hart ausfallen, und irgendwann werden die Geschlagenen nach Jahwes Wort verlangen, «aber sie werden es nicht finden» (8,12).

Dem Gericht Gottes, so die fünfte Vision, entkommt keiner. «Würden sie es mit Verbissenheit bis ins Totenreich schaffen, holte meine Hand sie auch von dort, und stiegen sie hinauf in den Himmel, holte ich sie auch von dort herab» (9,2). Denn Jahwe gebietet über das himmlische Heer; «er berührte die Erde, dass sie wankte» (9,5).

Die Sonne geht auf

Am Ende der düsteren Ansagen, wie ein Schimmer des Morgenlichts nach unendlich langer Nacht: Bei dem Gericht über Israel, bei dem «alle Sünder in meinem Volk durch das Schwert sterben», wird doch ein Rest am Leben bleiben. «Ich werde das Haus Jakob nicht völlig tilgen. Spruch Jahwes.» Es kommt ein Tag, an dem er «die verfallene Hütte Davids aufrichten» und das Geschick Israels wenden wird: Überlebende werden verwüstete Städte aufbauen, die Früchte ihrer Gärten essen und für immer auf ihrem Land bleiben (9,7-15).

Fazit: Ohne soziale Gerechtigkeit und Gottesfurcht gibt es kein Überleben.

In dieser Reihe:
Micha - Gott sorgt für sein Recht
Hosea - Gott liebt und richtet sein Volk
Joel - Gott giesst seinen Geist aus

Lesen Sie am Montag den nächsten Text der Reihe «Propheten in der Bibel».

Zum Thema:
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Datum: 31.12.2010
Quelle: Jesus.ch

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