Wie Josephs Knochen

Ungeahnter Einfluss, der über den Tod hinausreicht

Wenn wir im Glauben auf Gottes Aufforderungen reagieren, kann unser Einfluss ungeahnte Dimensionen annehmen.
Die Israeliten, die Josephs Knochen mit nach Kanaan nahmen, mussten einen Sarkophag wie diesen schleppen.
Hudson Taylor

Als die Israeliten unter Moses Leitung Ägypten verliessen, nahmen sie ein merkwürdiges Paket mit sich: «Mose nahm den Sarg mit den Gebeinen Josefs mit. Josef hatte nämlich den Israeliten ein Versprechen abgenommen und gesagt: 'Gott wird euch bestimmt eines Tages zu Hilfe kommen und euch aus Ägypten herausführen. Dann nehmt auch meine Gebeine von hier mit!'» (2. Mose, Kapitel 13, Vers 19)

Von den zwölf Brüdern hätte man meinen können, dass Joseph am stärksten mit Ägypten verbunden war. Zwar hatte er dort einen unschönen Beginn, aber letztlich war Ägypten doch sehr gut zu ihm gewesen und er hatte dort ein einflussreiches und luxuriöses Leben gehabt. Trotzdem war er der einzige der zwölf Brüder, der diese Anweisung gab. Denn Joseph war ein Mann des Glaubens, der auf Gott hörte, selbst als er von einer heidnischen Religion umgeben war und sicherlich durch seine Position immer wieder an heidnischen Ritualen teilnehmen musste. Er sagte seinen Brüdern (in 1. Mose, Kapitel 50, Verse 24-25): «Mein Leben geht bald zu Ende. Aber Gott wird euch zu Hilfe kommen, darauf könnt ihr euch verlassen. Er wird euch aus Ägypten herausführen und in das Land bringen, das er Abraham, Isaak und Jakob versprochen hat. Schwört mir, dass ihr meine Gebeine mitnehmt, wenn Gott euch nach Kanaan bringt!»

300 Jahre später erinnerte sich Mose an diesen Schwur, suchte nach Josephs Sarg und bereitete ihn für den Transport vor.

Eine Erinnerung an Gottes Treue

So ein ägyptischer Sarg war sicherlich ganz schön schwer. Warum bestand Joseph darauf? Warum tat er das den Israeliten an? Konnte er nicht einfach in Ägypten begraben werden, so wie seine Brüder und Söhne? Nein. Weil er etwas begriffen hatte: Wir können noch Einfluss auf Menschen haben, selbst wenn wir schon längst gestorben sind. Das wird in der Kunst noch deutlicher: Wir lieben immer noch Shakespeares Theaterstücke, selbst 300 Jahre nach seinem Tod. Wir bewundern (und bezahlen eine Menge) für Van Goghs Bilder, auch noch 100 Jahre nachdem er gestorben ist. Auch Herrscher und Politiker der Geschichte beeinflussen uns bis heute.

Joseph hinterliess weder Kunstwerke noch beeinflusste seine Herrschaft das spätere israelische Reich. Doch sein geistlicher Einfluss war enorm: Seine Knochen bei den Israeliten waren jeden Tag eine sichtbare Erinnerung an Gottes Treue. Stellen Sie sich die Flüche der Israeliten vor, die nach dem Auszug aus Ägypten täglich den schweren Sarg durch die Wüste schleppen mussten. Wenn dann jemand sich beschwerte, sagte sicherlich ein anderer: «Sag das nicht. Er war der Urgrossenkel unseres Vaters Abraham. Er wurde gezwungen, in Ägypten zu leben, aber er wusste, dass er eines Tages zurück in das Land kommen würde, das Gott Abraham versprochen hatte. Wenn ich diesen Sarg sehe, stärkt das mein Vertrauen darauf, dass Gott dieses Versprechen uns gegenüber erfüllen wird.»

Hudson Taylor: Der Beginn des Wachstums

Einen ähnlichen Einfluss hatte Hudson Taylor, ein Pionier-Missionar in China im 19. Jahrhundert. Er lernte chinesisch, zog sich chinesische Kleider an und ging an Orte, an denen nur Chinesen lebten. Sein Ziel war es, chinesische Christen nicht in englische Christen zu verwandeln, sondern sie zu chinesischen Christen in chinesisch geführten Kirchen zu machen.

Taiylor starb 1905. 45 Jahre später übernahmen die Kommunisten das Land und warfen alle Missionare aus dem Land. Die Aussicht war düster. In den 1970er Jahren kamen Debatten auf, ob es überhaupt noch Christen in China gibt. Und dann hörte man nach und nach Berichte über ein Netzwerk von Tausenden einheimischen, chinesisch geleiteten Hausgemeinden, die das geistliche Leben über 25 Jahre der Verfolgung im Untergrund aufrecht erhalten hatten. Auf dieser Grundlage wuchs das Christentum so sehr, dass es heute bis zu 100 Millionen chinesische Christen gibt. Hierbei spielte Hudson Taylor und sein Einfluss, dass die Kirchen von Chinesen selbst geleitet würden, eine grosse Rolle.

Im Glauben auf Gottes Anweisung reagieren

Natürlich kann der Einfluss nach dem Tod auch negativ sein, das sehen wir auch in der Bibel (etwa 2. Könige, Kapitel 24, Vers 4). Doch wir haben während unseres Lebens die Möglichkeit, Grundlagen zu legen, die unsere Welt beeinflussen können, wenn wir schon lange nicht mehr leben, sei das in unserer Familie, unserer Gemeinde, an unserer Arbeitsstelle oder sonst wo.

Das gelingt nicht, indem wir ein Imperium aufbauen, sondern indem wir Josephs Vorbild folgen. «Weil Josef an Gottes Zusagen glaubte, konnte er vor seinem Tod voraussagen, dass die Israeliten Ägypten eines Tages wieder verlassen würden. Er rechnete so fest damit, dass er anordnete, sie sollten bei ihrem Weggang seine Gebeine mitnehmen.» (Hebräer, Kapitel 11, Vers 22) Wenn wir im Glauben auf Gottes Aufforderungen reagieren, kann unser Einfluss ungeahnte Dimensionen annehmen.

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Datum: 18.02.2019
Autor: Michael Gowen / Rebekka Schmidt
Quelle: Evangelical Focus / Übersetzt und gekürzt von Livenet

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