Nordkorea: Sie gründete einen Hauskreis im Gefangenenlager
Hea-Woo (Bild: Open Doors Youth)
Nach ihrer
Flucht nach China wurde die Nordkoreanerin Hea-Woo Christin – und kurz darauf
von der Geheimpolizei zurück in die Heimat geschickt. Dort endete sie im Gefangenenlager und bat
Gott nur um zwei Dinge: dass er ihr hilft zu überleben und dass ihr Leben
ein Zeugnis sein kann.
Hea-Woo kommt aus
Nordkorea. 1997 starb ihre über 20-jährige Tochter an Unterernährung inmitten
einer grossen Hungersnot im Land. Hea-Woos Ehemann floh nach China und kam durch
dortige Christen zum Glauben an Jesus. Als die Geheimpolizei ihn schnappte,
wurde er in ein nordkoreanisches Gefangenenlager gebracht, wo er sechs Monate
später starb. «Es schockierte mich, dass mein Mann Christ geworden war, aber
ich wusste instinktiv, dass er die Wahrheit gefunden hatte», berichtet Hea-Woo.
Im Lager
Wenig später floh
sie selbst nach China – und kam dort durch diverse Ereignisse ebenfalls zum
Glauben an Jesus. Aber auch sie wurde von der Geheimpolizei aufgegriffen und in
ein nordkoreanisches Lager verschleppt. «Als ich beim Lager ankam, war ich
schockiert vom Schild über der Eingangstür: 'Versuche nicht zu fliehen, sonst
wirst du getötet!'»
Für sie war jeder Tag im Lager wie Folter. «Wir mussten um
5 Uhr aufstehen und die Wächter zählten uns. Zum Frühstück erhielten wir ein
paar Löffel voll Reis. Dann mussten wir ausserhalb des Lagers auf dem Feld
arbeiten.» Nach der Arbeit traf man sich im Lager zu einer Kritikrunde – jeder
musste erklären, was er den Tag über falsch gemacht hatte. Danach gab es ein
wenig zu essen und daraufhin folgte ideologisches Training – in anderen Worten Gehirnwäsche. «Es war so schwer, wach zu bleiben.» Erst um 22 Uhr durften sie
schlafen gehen.
«Ich hatte oft
Angst und fühlte mich allein. Ich betete zu Gott, dass er mir hilft zu
überleben.» Und sie bat ihn, dass sie eines Tages ihre Geschichte erzählen
könnte. Wenn jemand im Camp starb, lagen die Leichen oft tagelang herum, bis
die Wächter sie einsammelten und verbrannten. Dann wurde die Asche auf der
Strasse verstreut. «Jeden Tag liefen wir über diese Strasse und ich dachte
jedes Mal: 'Eines Tages werden die anderen Gefangenen über mich laufen.'»
Eine mutige
Entscheidung
Bibeln waren
natürlich nicht erlaubt – doch jeden Tag meditierte Hae-Woo über Psalm 23.
«Auch wenn ich mich im Tal des Todes befand, hatte ich keine Angst – Gott
tröstete mich jeden Tag. Und er gab mir die Kraft, anderen Häftlingen zu
helfen.» Das wenige Essen, was sie erhielt, teilte sie mit den Kranken und half
ihnen, ihre Kleider zu waschen.
«Gott ermutigte mich sogar, einigen Gefangenen
von ihm zu erzählen. Fünf Personen kamen zum Glauben und wir hatten geheime
Treffen auf der Toilette oder in anderen Verstecken. Auch sie befanden sich an
der Schwelle des Todes und ich konnte ihnen eine Hoffnungsbotschaft
weitergeben. Wir alle überlebten das Lager, weil wir aufeinander achteten.»
Hae-Woo brachte ihnen die Bibelverse bei, an die sie sich erinnerte, und auch
viele Lieder, die sie fast unhörbar leise miteinander sangen.
Vom Kummer zur
Freude
Nach einigen
Jahren wurde Hae-Woo freigelassen. «Gott hatte meine Gebete gehört. Er half
mir, nach Südkorea zu flüchten.»
Das war 2010. Heute ist Hae-Woo über 70 Jahre
alt. In den vergangenen Jahren absolvierte sie ein Theologiestudium und reiste
mit Hilfe der Organisation Open Doors durch viele Länder, um ihre unglaubliche Geschichte zu erzählen. «Mein Leben ist letztlich so ein Segen. Jedes Leiden, jeder
Kummer, den ich erlebt habe, bedeutet mir jetzt so viel. Ich lief damals durch
das Tal des Todes und heute werde ich von Gott gebraucht wie reingewaschenes
Gold. (…) Gott hat mein Leben vom Kummer in Freude verwandelt. Und ich bin so
gesegnet, weil Gott mich als Botschafter in dieser Welt gebraucht.»