Er war einer der bekanntesten Manager in Deutschland, bis er wegen Steuerhinterziehung und Untreue ins Gefängnis musste. Heute sagt Thomas Middelhoff, dass er Gott dafür dankbar ist.
Dr. Thomas Middelhoff
Im Interview mit
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) bestätigte der frühere Manager Dr. Thomas
Middelhoff diese Sicht, obwohl der Interviewer, Rainer Schmidt, das bezweifelte; niemand sei doch fürs Gefängnis dankbar.
«Es war offensichtlich notwendig»
Middelhoff antwortete
darauf in dem Interview mit der FAZ: «Aber ich hätte sonst nicht erkannt,
dass ich mich charakterlich so verändert habe und hätte dieses alte, nicht
authentische, schlechte Leben weitergelebt. Es hat wahnsinnig weh getan, aber
es war offensichtlich notwendig.»
Über viele Jahre gehörte Middelhoff zur Spitze der
deutschen Wirtschaft, zuletzt als Vorstandsvorsitzender des Karstadt-Mutterkonzerns
Arcandor und davor als Chef des Medienkonzerns Bertelsmann.
«Manager oder Politiker
sprechen zu selten selbstkritisch über ihre Fehler»
Die
FAZ führte das Interview anlässlich des neuen Buches von Middelhoff unter dem
Titel «Schuldig». Hier untersucht er die Ursachen seines
Scheiterns. Das Buch sei eine «Analyse meiner Fehler».
Einigen Kapiteln stellt er Zitate von
Dietrich Bonhoeffer voran. «Ich will Jüngeren zeigen, welche Fehler sie vermeiden sollten.
Manager oder Politiker sprechen zu selten selbstkritisch über ihre Fehler. Ich
denke, das ist falsch«, so Middelhoff über sein zweites Buch.
Neuer Weg: Ohne Gott
nicht vorstellbar
Schmidt spricht ihn im
Interview auf seinen Glauben an. «Wenn man so gescheitert ist wie ich», erklärt Thomas Middelhoff, «kann
ich mir gar nicht vorstellen, ohne den Glauben an Gott einen neuen Weg zu
nehmen. Der Glaube hat mich im Gefängnis aufrecht gehalten, er füllt mich
heute aus, er ist Teil meines Glücks, das ich täglich erfahre. Der Glaube
gibt mir die Gewissheit: Egal, wie tief man als Mensch fällt, Gott hält einen
dennoch. Für diese Erkenntnis bin ich dankbar.»
Obwohl er seine Einflussmöglichkeiten und sein
Vermögen verloren hat, bezeichnet sich Middelhoff als glücklich,
er sei heute ein sehr zufriedener Mensch.