Wie iranische Christen die Zeit im Gefängnis aufarbeiten
Wer als Christ im Iran ins Gefängnis muss, wird
körperlich und emotional gefoltert, da die Regierung hofft, dass Christen auf
diese Weise ihrem Glauben absagen. Viele berichten nach ihrer Entlassung, wie
sie Gott ganz spürbar erlebten. Das Missionswerk Open Doors setzt sich mit
Partnern für diese mutigen Christen ein.
Mojtaba wurde von seinen Schwindelanfällen geheilt.
Erst kürzlich fand eine
Schulung in der Türkei für über 30 iranische Christen statt, die in der
Vergangenheit wegen ihres Glaubens ins Gefängnis mussten. Die meisten von ihnen
waren früher Leiter von Hausgemeinden im Iran und wohnen jetzt als Flüchtlinge
in der Türkei.
Ein Sicherheitspuffer
Mojtaba zum Beispiel leitete
früher eine iranische Hausgemeinde und ist heute Seelsorger für
persischsprachige Christen in der Türkei. Das erweckte in ihm zunächst
schmerzhafte Erinnerungen. In der Schulung lernte er, was er tun kann, um
körperlich und geistlich gesund zu bleiben. «Nach der Haft begann ich durch den
Stress der Erinnerungen an Schwindel zu leiden. Dies ging nach einer Weile weg,
kam aber wieder, als ich hier in der Türkei begann, andere Christen zu beraten
– diese Aufgabe beinhaltet sehr viel Emotionales.»
In der Schulung wurde ihm
geraten, einen Sicherheitspuffer zu schaffen. «Ich habe gelernt, eine gewisse
Distanz [zu den Problemen der anderen] aufzubauen.
Auf lange Sicht kann ich ihnen so besser helfen.» Seither musste er auch in seiner Gemeinde einige Probleme angehen, die
Schwindelanfälle sind trotzdem weg.
Versuchung für Pastoren: Tun als sei man
stärker
Eindrücklich ist auch die Geschichte von Wahid, der heute eine Kirche mit 200 Mitgliedern in der Türkei leitet. Für ihn
war es besonders wichtig, mit Menschen reden zu können, die dasselbe
durchgemacht haben wie er. «Wir verstehen einander und konnten voneinander
lernen. Ich habe viel geweint, aber ich wurde auch sehr getröstet.»
Gerade für Pastoren ist
die Situation sehr schwer, da sie kaum jemand haben, mit dem sie über die Zeit
im Gefängnis reden können. «Als Leiter ist es eine grosse Versuchung, so zu tun
als sei man stärker als man wirklich ist.» Umso wichtiger war die Zeit mit
Leidensgenossen und die Möglichkeit, die Wunden der Seele heilen zu lassen.
Weltweite Gebete sind wichtig
Trotz der schlimmen
Erfahrung im Gefängnis möchten einige der ehemaligen Pastoren wieder zurück in
den Iran. Beispielsweise Saman (Name aus Sicherheitsgründen geändert). Für ihn
ist es nicht einfach als Flüchtling in der Türkei, auch in den Westen möchte er
nicht aufgrund des hektischen Lebens. «Vielleicht bringt Gott mir hier etwas
bei, das ich brauchen kann, wenn ich zurück in den Iran gehe.»
Besonders wertvoll war
für ihn bei der Schulung aber die Erkenntnis, dass Christen auf der ganzen Welt
auch für ihn beten. «Für mich ist es ermutigend zu wissen, dass meine
Geschichte erzählt wird und dass Menschen für mich beten. Sie können sich nicht
vorstellen, was es mir bedeutet, zu wissen, dass ich nicht alleine in dieser
Situation stehe.»