Mit IS-Kämpfern in einer Zelle

«Ich merkte, dass Gott mich aus einem Grund ins Gefängnis gebracht hatte»

Immer wieder hört man von verhafteten Christen, betet für sie, unterschreibt Petitionen, doch wie es ihnen im Gefängnis ergeht, weiss man selten. Petr Jasek verbrachte 14 Monate in sudanischer Haft, zusammen mit IS-Terroristen. Heute wieder in Freiheit, berichtet er, was er dort erlebte.
Petr Jasek
Petr Jasek in sudanesischem Gefängnis

Er wurde der Spionage beschuldigt und landete deshalb Ende 2015 im sudanischen Gefängnis – zusammen mit zwei einheimischen Pastoren (Livenet berichtete). Dabei war Petr Jasek nichts weiter als ein Missionar des Werkes «Voice of the Martyrs» (VOM), das verfolgte Christen weltweit unterstützt. Zu 20 Jahren Haft wurde der Tscheche im Januar dieses Jahres verurteilt. «Sie hielten mich für eine sehr gefährliche Person», berichtet er im Interview mit CBN News. «Sie sagten, dass ich für eine Spionage-Organisation namens VOM arbeite. Sie dachten wirklich, VOM sei eine Spionage-Organisation…»

2015 hatten Medien weltweit von seiner Gefangenname berichtet und Millionen Christen aus aller Welt hatten für ihn und seine Freilassung gebetet und eine Petition unterschrieben, die dann auch fruchtete: Nach 14 Monaten Haft wurde er kurz nach der Urteilsverkündigung wieder freigelassen. Heute ist er dankbar für die Ermutigung durch Briefe und die Gebete von den vielen Christen. Auch als er plötzlich in seiner Zelle sudanesische Frauen hörte, die nahe am Gefängnis Lobpreislieder sangen, berührte ihn das zutiefst.

«Plötzlich schrien sie 'Allahu Akbar'»

Denn die Haft war nicht einfach. Zunächst kam er mit IS-Kämpfern in eine Zelle. Er merkte dies erst, als er auf ihre Bitte hin, etwas Aktuelles zu erzählen, von dem Terroranschlag in Paris berichtete. «Als ich sagte, dass dabei 129 Menschen getötet wurden, unterbrachen sie mich schrien mehrere Minuten lang 'Allahu Akbar'. Sofort wusste ich, mit was für Leuten ich mich dort befand, und erzählte ihnen keine weiteren News.»

«Eines der IS-Mitglieder war aus Libyen, mit 12 Jahren wurde er zum Bodyguard von Osama Bin Laden in Tora Bora. Später ging er nach Libyen zurück und war einer der Männer, die die 20 Kopten am Libyschen Strand umbrachten. Er holte eine dicke Angelschnur aus seiner Tasche und zeigte mir, wie er damit eine Person in wenigen Sekunden töten könnte. Dann sagte er mir, wenn ich Amerikaner oder Russe gewesen wäre, hätte er mein Genick sofort gebrochen und mich getötet.» Sie nannten ihn «dreckiges Schwein» oder «dreckige Ratte». Wenn er sich beschwerte, schlugen sie auf ihn ein, mit der Faust oder mit Stöcken, bis er sich mit seinem neuen Namen abfand. «Ich war jetzt einfach nicht mehr Petr, sondern 'dreckiges Schwein'.»

Der Grund seiner Haft

In den ersten vier Monaten bat er Gott ständig, dass er ihn zurück zu seiner Familie bringen würde. Doch dann lernte er eritreische Gefangene kennen. «Mit einem Mal verstand ich, dass es einen Grund gab, weshalb ich im Gefängnis bin; um das Evangelium diesen Menschen weiterzugeben. Ich begann, mutiger meinen Mund zu öffnen und das Evangelium auch mit den Muslimen zu teilen, die in meiner früheren Zelle waren.»

Und er merkte, wie Gott ihn schon Jahre zuvor auf diese Erfahrung vorbereitet hatte. Sein Vater hatte ihm damals Peter Wurmbrands Buch «In Gottes Untergrund» geschenkt und ihn gebeten, es zu lesen. Dies half ihm auch, die schlimmen Monate im Gefängnis zu überleben. Leider verstarb sein Vater im Alter von 89 Jahren während seiner Haft. Doch Petr ist sich sicher: «Er wäre heute sehr stolz auf mich.»

«Alles kommt von Gottes Gnade»

Heute ist Petr Jasek wieder in Tschechien. Doch durch die Erfahrung ist er ein anderer Mensch geworden. «Wenn du in so eine Situation kommt, merkst du, dass alles, was du hast, aus Gottes Gnade kommt. Im Gefängnis kannst du nicht aus eigener Kraft überleben, es ist seine Kraft, die dich durchträgt. Man muss demütig und treu sein bis zum letzten Augenblick. In dem Moment sind wir Sieger inmitten von schweren Situationen, durch unseren Glauben an Jesus Christus.»

Zum Thema:
Brief aus dem Gefängnis: «Gott macht keine Fehler!»
Sudanesischer Pastor befreit: Unterschriften öffnen Gefängnis-Tore
Schwere Strafen: 12 bis 23 Jahre Haft für Christen im Sudan

Datum: 25.07.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CBN

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service