Ellis wartete auf den Tod

Fast 50 Mal im Gefängnis gelandet

Der frühere Herumtreiber Ellis Brasher war tief in seine Alkohol-Sucht verstrickt. Seine Eskapaden brachten ihn fast fünfzig Mal hinter Gitter. Seine Perspektive war ernüchternd: «Ich hoffte auf den Tod.» Doch 55 Jahre später ist er noch immer am Leben. Heute bilanziert er: «Wunder geschehen jeden Tag.»
Ellis Brasher

Noch immer wundert sich Ellis Brasher, dass Gott ihn all die Jahre hat überleben lassen, in denen er sich von Bar zu Bar, von Stadt zu Stadt und von Gefängnis zu Gefängnis durchschlug. Er wollte nichts mehr, als das nächste Bier runterkippen und herumschwirren.

Fast fünfzig Mal sei er unter Arrest gestellt worden, in vier verschiedenen Bundesstaaten und in neun Gefängnissen. Sein Leben würde Stoff bieten für einen Outlaw-Film: Alkohol, sich mit den falschen Leuten herumgetrieben, mit den falschen Mädchen gesprochen und da und dort eine Schlägerei. Stets hatte er Mühe, einen Job zu behalten. Und es war nicht unüblich, dass ihn ein Chef oder Mitarbeiter aus dem Gefängnis abholen musste.

25. Arrest mit 25

«Ich bin überzeugt, dass Gott mich am Leben gelassen hat, damit ich heute Zeugnis geben kann», ist Brasher überzeugt. Obschon es lange ausgesehen hat, als würde sein Leben durch einen frühen Tod ausgelöscht, ist er nun seit 55 Jahren trocken und seit 51 Jahren mit seiner Frau Irene verheiratet.

Aufgewachsen war Brasher in einem kirchlichen Umfeld, als Sohn eines Dekans. Doch dass Ellis eine Schwäche für Alkohol hat, war von seinem ersten Schluck an offensichtlich und bald begann die Abwärtsspirale. Bei seinem 25. Arrest war er 25 Jahre alt, dieser beinhaltete eine Gefängnisstrafe von sechzig Tagen in einem Knast in Mississippi. Der Sheriff, ein Freund der Familie, drängte ihn dazu, eine sechswöchige Entzugskur zu machen, welche der Bundesstaat kostenlos anbot. Angesichts seiner gesundheitlichen Probleme willigte er ein und tatsächlich sah es während einiger Zeit gut aus. Er hielt sich von der Flasche fern, nahm ein Medikament und ging zurück zur Arbeit.

«Ich begann, auf den Tod zu hoffen»

Doch nach weniger als drei Monaten hing er wieder an der Flasche, schlief im Auto – und bald wieder im Gefängnis. Diesmal versuchte seine Mutter, die inzwischen Witwe war, einen neuen Weg: Sie zog mit ihm nach Corpus Christi, Texas, was Ellis begrüsste, da er in Mississippi kaum noch eine Arbeitsstelle finden würde. Und es funktionierte. Für sechzig Tage.

Als Brasher wieder zu trinken begann, starb er beinahe. Eines Tages wurde er auf Geheiss der Gefängnisleitung für eine intravenöse Injektion ins nächste Spital gebracht, weil er unter so starken Schmerzen litt, dass sie fürchteten, er würde die nächste Nacht nicht überleben. Ein anderes Mal wollte er sich das Leben nehmen; er hätte es wohl auch getan, wenn nicht seine Mutter und seine Schwester ihn gebraucht hätten. Den Versuch, mit dem Trinken aufzuhören, hatte er aufgegeben. «Ich dachte, ich würde wohl auf den Tod hoffen müssen.»

Der Ausraster

Wenn Brasher arbeitete, suchte er gleich nach Feierabend die nächste Bar. Eine seiner liebsten Biere war «Hi-Hat», das in einer Spelunke von einem rund 1,90 grossen und 125 Kilogramm schweren Hünen namens Jack ausgeschenkt wurde – ein Mann, der unglücklicherweise einmal austickte, als die beiden zusammensassen. «Ohne Vorwarnung schlug er mir mit der flachen Hand ins Gesicht.» Ellis fiel von seinem Hocker unter den Billardtisch. Jack beugte sich über ihn und drohte: «Komm heraus, ich werde dich umbringen.»

Brasher, rund 30 Zentimeter kleiner und nur etwa 70 Kilo schwer, wertete seine Chancen als nicht besonders hoch. Dennoch stürzte er sich auf den Riesen, rang ihn zu Boden und hielt ihn schliesslich im Schwitzkasten. Jack kam kaum noch zu Atem und er versprach, Ellis nicht weiter zu behelligen, wenn er ihn losliess. Brasher liess von ihm ab und rannte weg.

Feuer

Eine andere Nacht hätte er jedoch beinahe nicht überlebt. Als er bei seiner Mutter übernachtete, kehrte er einmal betrunken heim und steckte – ohne es zu bemerken – sein Bett mit einer Zigarette an. Bereits füllte der Qualm den Raum. Doch seine Mutter erwachte, riss ihn aus dem Bett und löschte das Feuer. Am Morgen fragte Ellis, was geschehen war. «Als ich in den Schlafraum schaute, war das Bett auf die Sprungfedern der Matratze runtergebrannt und diese lagen überall im Zimmer herum.»

Es sollte sein letzter Drink gewesen sein, damals im Januar 1962. Er sagte, dass er mit Gottes Kraft den Ausstieg schaffen werde und schloss sich den Anonymen Alkoholikern an.

Rund sechs Jahre später erzählte ihm ein Mitarbeiter von Jesus Christus. Die beiden führten Gespräche über den Glauben. Doch es sollten weitere 25 Jahre vergehen, bis Ellis den Weg in eine Gemeinde fand. «Im Hinterkopf waren die Gedanken daran oft. Häufig wenn ich reiste, las ich im Hotelzimmer in einer Gideon-Bibel und dachte, dass ich eigentlich mehr tun müsste.»

«Wunder geschehen jeden Tag»

Als er 1990 in eine Gemeinde ging, dauerte es ein paar Wochen, bis er sein Leben ganz Jesus Christus anvertraute. Angetan hatte es ihm der Lebensbericht eines anderen Mannes, der ein ähnliches Leben wie er durchgemacht hatte. Bald darauf liess er sich taufen. Heute besuchen Ellis und seine Frau die Calvary Baptist Church in Rusk, Texas.

Brasher wünscht sich, dass durch seine Geschichte andere von der verändernden Kraft des Evangeliums hören. Und dass jeder, selbst ein Alkoholiker, der Dutzende Male im Gefängnis war, gerettet werden kann. Ellis ermutigt zudem Menschen, die diesen Glauben bereits erlebt haben, anderen davon zu erzählen. Heute betont Brasher: «Wunder geschehen jeden Tag!»

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Datum: 08.05.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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