Ein
Nahtoderlebnis kann erschreckend und herrlich zugleich sein; das zeigt Urs Diem
in seinem Gespräch mit Wunderheute, wo er von seinen Erfahrungen aus dem
künstlichen Koma berichtet.
Urs Diem aus dem Thurgau war im November 2021 aufgrund
einer Corona-Erkrankung mit Lungenentzündung und Sauerstoffmangel für mehrere
Wochen im Krankenhaus. Nach zehn Tagen im Kantonsspital Frauenfeld wurde er für
14 Tage ins künstliche Koma versetzt, intubiert und wegen Platzmangels auf die
Intensivstation im Kantonsspital Glarus verlegt. Danach hielt er sich noch drei
Wochen zur Erholung in der Reha-Klinik in Mammern auf, bevor er wieder
nachhause gehen konnte.
«Wie wird das nur enden?»
Etwa während drei Wochen war Diems Zustand sehr
kritisch, und die Ärzte und seine Familie wussten nicht, ob er den Virus überleben
würde. Seine Frau bekam jeden Tag vom Krankenhauspersonal Bescheid und erhielt
immer die Nachricht: «Wir wissen noch nicht, auf welche Seite Ihr Mann kippen
wird.»
Als Diem in Frauenfeld an der Beatmungsmaschine
hing, dachte er sich: «Wie wird das nur enden? Werde ich je wieder mit meinen
Enkelkindern Fussball spielen können? Werde ich noch einmal mit meinen Freunden
und Verwandten zusammen sein können?»
Während der Zeit im künstlichen Koma hat Urs Diem
nichts bewusst miterlebt, aber «in meinem Unterbewusstsein – in der Bibel
steht, im menschlichen Geist – habe ich sehr viel mitbekommen. Dabei habe ich
spezielle Erfahrungen gemacht».
Schrecklich und wunderschön
Diem hat im Koma viele verschiedene Eindrücke
erlebt; zwei davon waren besonders einprägsam: «Die eine Erfahrung war schrecklich. Ich musste
mit einem Würgeband um den Hals Runden drehen und bekam keine Luft mehr. Wie
ich das überlebt habe: natürlich dank den wertvollen Gebeten.»
Das andere Erlebnis war dagegen wunderschön. Urs Diem erzählt: «Es spielte sich vor der
Himmelstüre ab. Eigentlich war es gar keine Tür, sondern ein Tor, ein riesiges
Fenster, und es hat herrlich gestrahlt, heller als das weisseste Weiss. Eine
wunderbare Liebe floss durch dieses Fenster, aber ich war nicht drin, sondern
nur davor. Und davor zu sein, ist schrecklich, weil du dann reingehen und nicht
nur davorstehen willst. Ich habe sehr gelitten.»
«Wieso darf ich nicht rein?»
Diem konnte Jesus bei dieser Erfahrung zwar nicht
persönlich sehen, aber er ist sich sicher, dass Jesus direkt bei ihm war. Er
fragte Jesus: «Wieso darf ich nicht rein?» Diem hat gehört, wie Menschen neben
ihm in den Himmel gekommen sind. Das Tor habe sich geöffnet, neben ihm sei ein
Rauschen vorübergezogen und dann habe er wahrgenommen, dass jetzt jemand den
Himmel betreten haben muss. «Dann ist das Fenster wieder zugegangen, und die
Person war drin. Ich habe gesagt: 'Ja, und ich?' Später wurde mir dann bewusst,
dass meine Zeit noch nicht gekommen ist, dass ich noch einen Auftrag zu
erfüllen habe. Deshalb durfte ich wieder zurück zu meinen Lieben, und darüber
sind wir natürlich sehr froh und dankbar.»
Diese Erfahrung hat Diem gezeigt, dass es
tragisch ist, nicht in den Himmel zu kommen und dass es wunderbar ist, wenn man
es hineinschafft. «Den Glauben an Jesus habe ich dadurch nicht verloren,
sondern erst recht Schub für ein Leben mit ihm gewonnen.»
Wieder bei Null anfangen
Als Diem wieder aus dem Koma erwachte, war er elf
Kilogramm leichter. Er konnte weder reden noch laufen, weil bei ihm ein
Luftröhrenschnitt durchgeführt werden musste und seine Muskeln vom langen
Stillliegen geschwächt waren. «Ich musste auch wieder richtig Denken lernen. In
der Zeit im Koma und in den Wochen danach in der Reha habe ich mich nur auf
Jesus fokussiert und auf meine Frau, die mir täglich beistand. Meine Welt war
nicht offen, wie sie normalerweise ist, sondern sehr schmal. Das war am Anfang
rudimentär: Ich konnte kein Handy bedienen, keinen Code eingeben, keine Wörter
schreiben.»
Diem musste wieder bei Null anfangen und alles, selbst
etwas zu essen und zu schlucken oder richtig zu atmen, neu lernen. Nach und
nach hat es Diem geschafft, sich all diese Fähigkeiten erneut anzueignen. Auf
diesem Weg hatte Diem von vielen Menschen Unterstützung, die ihm geholfen und
für ihn gebetet haben. «Zusätzlich haben mich Gottes Hilfe und mein eigener
Wille angefeuert. Es war erschreckend und herrlich zugleich, das miterleben zu
dürfen.»
Neue Prioritäten und wichtiger Auftrag
Durch die Erfahrungen, die Diem im künstlichen
Koma gemacht hat, veränderte sich auch seine Beziehung zu Gott. «Die
Prioritäten in meinem Leben haben sich verschoben. Vorher habe ich in der Bibel
gelesen und bin in den Gottesdienst gegangen. Das war und ist mir immer noch
sehr wichtig. Aber jetzt konzentriere ich mich viel weniger auf das Weltliche
und wende mich mehr ab von all den Ängsten hin zum Vertrauen. Den Menschen von
Jesus zu erzählen, ist der Hauptauftrag, den ich vor dem Himmelstor erhalten
habe. Denn wir befinden uns in der Endzeit, und deshalb ist es umso dringender
und wichtiger, anderen Jesus näherzubringen.»
Diem
verweist darauf, dass er durch diese Erlebnisse nicht nur von Gott lesen,
sondern ihn wahrhaftig erfahren konnte. «Was ich da erlebt habe, war realer,
als dass wir jetzt hier stehen. Es war eine tiefgreifende Erfahrung – die prägt
für die Ewigkeit.»