Nach Egotrip angekommen

Vom rastlosen Zyniker zum Jesus-Nachfolger

Raphael Scheible, früher ein «egoistischer Antitheist», suchte sein Glück im Spass und Erfolg. Er wollte seine heutige Ehefrau vom Glauben abbringen, bis er sich in einem Gottesdienst aus Mitleid und Gruppenzwang selbst für diesen Weg entschied. Hier erzählt er seine Geschichte:
Raphael Scheible (Bild: zVg)

In meiner Kindheit kam ich mit dem katholischen Glauben in Kontakt. Ich erlebte die Unmündigentaufe in der katholischen Kirche und nahm an der Kommunion teil. Als Kind wohl wissentlich, dass Gott da ist, distanzierte ich mich immer weiter von Gott. Am Ende meines Zivildienstes widerfuhr mir ein schwerer Motorradunfall, der mich beinahe das Leben kostete. Ich musste neu laufen und meinen Körper kontrollieren lernen. Wenige Monate später war ich auf wundersamer Weise wieder so fit, dass ich mein geplantes Informatikstudium antreten konnte.

Wandel zum Antitheisten

Im zweiten Semester, nach der Trennung meiner damaligen Freundin, entsinnte ich mich an meine Wurzeln und fand mich betend in einer Kirche wieder. Doch irgendwie begegnete Gott mir nicht und was ich betete trat nicht ein. Im Laufe meines Masterstudiums wurde ich verbittert und zu einem narzisstischen und egoistischen Antitheisten (eine Weltanschauung, die jeden Glauben als nicht sinnvoll ablehnt oder sogar bekämpft, genaue Definition von «Antitheismus» hier bei Wikipedia).

Ich fing an, Deutschland zu hassen und suchte mein Glück zusammen mit meiner neuen Freundin in einem Auslandssemester in Kanada. Getrennt von meinem gewohnten Umfeld und meiner Freundin, die in einer benachtbarten Stadt untergebracht war, entpuppte sich der Aufenthalt zu einem Horrortrip. Meine damaligen Pfeiler, auf die ich mein Leben gebaut hatte, waren Spass (vor allem sexueller Natur) und Erfolg. Aufgrund meiner Depression entfiel der Erfolg und aufgrund der örtlichen Trennung von meiner Freundin entfiel auch der Spass. Ich war leer und alles war anstrengend. Mein Umfeld litt unter mir.

Zurück in Deutschland

Als ich dann nach Deutschland zurückkam, kehrte ich in mein 1-Zimmer-Appartment am Rande der Stadt zurück. Kurz darauf trennte sich meine Freundin von mir. An jenem Abend erinnerte ich mich an eine WG in Zentrumsnähe, in der ich Jahre zuvor gelebt hatte und verspürte plötzlich den seltsamen Drang, zu einer Dönerbude nahe dieser WG zu radeln. Dort angekommen, begegnete ich einem alten Mitbewohner, der mich in die WG auf ein Bier einlud. Dort traf ich meine heutige Ehefrau, Theresa. Sie hatte einen Freund bei sich zu Besuch: einen werdenden Pastor. Wir verbrachten zusammen einen unvergesslichen Abend und der erste Kontakt zu Theresa, einer Nachfolgerin Jesu, war hergestellt.

Suche nach Wahrheit

Zeitgleich stellte ich vieles auf der Welt in Frage. Mit einem Freund zusammen suchte ich die Wahrheit. Wir wurden zu Ökojüngern und lebten sogar einmal zeitweise ohne Kühlschrank und lange vegan. Nach Monaten Funkstille und Nachtrauern meiner Ex, entstand reger Konakt zu Theresa. Sie konfrontierte mich mit einer anderen Form von Wahrheit und begegnete mir sehr warmherzig. Durch sie war ich mit Gott konfrontiert. Als Antitheist war jedoch mein Ziel, ihr den Glauben auszureden. Dennoch wurden wir sehr gute Freunde und dann später auch ein Paar. Nach drei Jahren Bekanntschaft mit Theresa, drohte sie samt ihrem geistlichen Leben aufgrund meines Charakters und Unglaubens kaputt zu gehen. Als ihr das klar wurde, entschied sie, sich von mir zu trennen. Im Gebet bat sie Gott, ihr dabei zu helfen. Ich wusste nichts davon, denn aus meiner Sicht war alles gut.

Mittlerweile war ich mit meinem wahrheitssuchenden Freund in eine 2er-WG gezogen, als Theresa ihn eines Tages fragte, ob er sie in den Gottesdienst begleiten würde. Als er einwilligte, schloss ich mich ihm an. Am Ende des Gottesdienst bekehrten mein wahrheitssuchender Freund und ich uns unbeabsichtigt aufgrund eines Aufrufs des Pastors. Wir liessen uns dann auf das Kommende ein. Mein Mitbewohner tat es aus Mitleid, weil sich keiner meldete und ich, weil er es tat. Direkt nach dem Übergabegebet, was wir vor versammelter Gemeinde beteten, konnte ich keinen Effekt zugeben. Als ich Jesus jedoch um Vergebung meiner Sünden bat, merkte ich etwas in meinem Herzen – Jesu Fuss war drin. Ich hatte auch einen speziellen Traum in der Nacht.

Von Dämonen befreit

Die Gemeinde lud uns in den laufenden Alphakurs ein, an dem wir diszpliniert teilnahmen. Wir wollten mal sehen, wo dort der Hund begraben ist. Am Alphawochenende, an dem es exzessiv um den Heiligen Geist ging, konnte jeder für sich beten lassen. Als ich an der Reihe war, brach ich in Tränen und Lachen im Wechsel aus, gefolgt von einem inneren Frieden, den ich so noch nie dauerhaft gespürt hatte. Ich war zu Hause angekommen und hatte die Wahrheit gefunden. Mein Mitbewohner erlebte auch etwas Spezielles. Ein paar Wochen später liessen wir uns beide taufen. Heute weiss ich, dass ich an jenem Tag von Dämonen befreit wurde – jedoch nicht von allen.

Noch zwei Jahre lief ich unwissentlich mit einem weiteren Dämon in mir herum. Eines Abends bei einem Gebetstreffen begann Gott plötzlich stark zu wirken: Menschen fielen um und wurden freigesetzt. Als mir die Hände aufgelegt und Freisetzung befohlen wurde, spürte ich, wie sich innerlich etwas an meinem Rücken festkrallte, dann aber schlussendlich mit einem lauten Schrei aus mir ausfuhr. Bereits zwei Tage zuvor hatte Gott mir den Impuls gegeben, zu fasten. In der Folge nahm der Friede nochmals zu.

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Datum: 29.12.2020
Autor: Raphael Scheible
Quelle: Jesus.ch

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