Ein Anruf änderte alles

Warum eine Mormonen-Professorin «Zion» hinter sich liess

Lynn Wilder war eine engagierte Mormonin. Sie unterrichtete als Professorin an der Prestige-Uni in Alpine, das sie «Zion» nannte. Gerade war einer der Söhne auf der zweijährigen Pflicht-Missionsreise – bis er eine Entdeckung machte, wegen der ihn die Leiter unverzüglich heimschicken und vor den hohen Rat zitiert haben wollen. Das stellte das Familienleben auf den Kopf…
Lynn Wilder

«An einem Freitag im Januar 2006 erhielt ich in Alpine, Utah, von meinem dritten Sohn Micah einen Anruf, der mein Leben veränderte», erinnert sich Lynn Wilder. «Meine Familie und ich, wir lebten gerne in 'Zion'. Mein Mann und ich entschieden uns, hier zu wohnen, als wir uns als junge Erwachsene den Mormonen anschlossen.» «Zion» deshalb, weil in Alpine anno 1850 einige Mormonen-Familien siedelten, später wuchs daraus die heutige Ortschaft.

«Während acht Jahren arbeitete ich als Professorin an der 'Brigham Young University', dem Flaggschiff der Schule der 'Heiligen der letzten Tage'.» Lynns Mann war Priester, Tempel-Mitarbeiter, Seminar-Lehrer und Präsident der Sonntagsschule. Die beiden ersten Söhne Josh und Matt gingen auf die obligatorische, zweijährige Missionsreise. «Ich habe auf Christen hinabgesehen, die der Bibel folgten. Aus meiner Sicht hatten sie einen Teil des Evangeliums, doch wir hatten die Fülle. Ich war überzeugt, dass die Mormonen-Zugehörigkeit mein ewiges Leben sichert.»

Der Weg nach «Zion»

Sie und ihr Mann traten den Mormonen im Alter von 25 Jahren bei, nachdem deren Missionare an ihre Tür geklopft hatten. «Wir waren beide in protestantischen Gemeinden aufgewachsen, hatten aber selten in der Bibel gelesen. Wir dachten, dass der Beitritt für Christen eine gängige Option sei – rund 85 Prozent der Konvertiten haben einen biblisch-christlichen Hintergrund. Und wir waren einfach nicht darauf vorbereitet, auf die Fragen und Aussagen der Missionare zu reagieren», berichtet Lynn Wilder.

Bald waren die beiden selbst in der Gemeinschaft aktiv, ihre vier Kinder wurden entsprechend grossgezogen. Unzählige Stunden wurden in Anrufe für die Bewegung investiert, in das Lesen der Schriften, in Versammlungen, dem Einhalten der Gesundheitsregeln und vielem mehr. 1999 wurde Lynn schliesslich an der Universität angestellt, die Familie zog nach «Zion».

Der Anruf

Das Leben der Familie schien gut zu kaufen, die Jahre zogen ins Land. Bis etwas völlig Unerwartetes das perfekte Mormonen-Leben unterbrach. Drei Wochen vor dem Ende seiner zweijährigen Missionsreise rief Micah an, um mitzuteilen, dass er früher heimgeschickt werde – eine horrende Schande in der Mormonen-Kultur. Er hatte das Neue Testament gelesen und war dabei einem anderen Jesus begegnet, als er im Mormonentum dargestellt ist. «Ein Gott der Gnade, nicht der Werke, so dass niemand sich rühmen kann. Micah war fasziniert», erzählt Lynn Wilder.

In einem Raum voller Mit-Missionare hatte er von seiner Entdeckung berichtet. Er glaubte nun an Jesus allein. «Er berichtete ihnen, dass er einen tiefen, aufrichtigen Glauben gefunden habe, der das Mormonentum nicht einschliesst. Das ging nicht gut.. Die Leiter sagten, dass er den Geist des Teufels in sich habe und dass sie in nun heimsendeten. Zurück in Utah sollte er vor den Hohen Rat gebracht werden. Damit er nicht exkommuniziert wird, liessen wir ihn in ein Flugzeug setzen, dass ihn aus Utah raus brachte – unsere Familie war in Aufruhr.»

Mormonen oder Bibel?

Bevor er das Flugzeug bestieg, bat Micah seine Eltern, das Neue Testament zu lesen. Und das taten sie. «Ich begegnete einem Gott der Gnade. Ich kam kaum zum Essen und Schlafen.» Lynn las und las. Die Fragen über das Mormonentum, die sie über Jahre hinweg gehortet hatte, brachen nun hervor. Sie erkannte: «Erlösung geschieht nicht durch die Mormonen-Kirche, sondern nur durch Jesus. Ich sah nun klar, dass das Mormonentum ein anderes Evangelium zeigt als die Bibel.»

Als sie die Bibel las, erwachte in ihr ein enormer Hunger nach Gott, sie fühlte sich in einer enormen Geschwindigkeit zu ihm hingezogen. Im Oktober 2006 schauten Michael, Lynn und Tochter Katie gemeinsam den Film «Luther». «Ich war bewegt zu sehen, wie Martin Luther mit der katholischen Kirche ringen musste. Und ich fragte mich: Glaubte ich weiterhin dem Mormonen-System, das Gehorsam gegenüber den Gesetzen fordert und wo Anordnungen über meine Vergebung entscheiden? Oder glaubte ich der Bibel, die lehrt, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist?»

Die Umkehr

Die folgende Nacht war der Moment der Umkehr: Lynn wendete sich ganz Jesus Christus zu. «Ab diesem Augenblick wurde Gott für mich persönlich. Ich sprach mit ihm und wollte nach seinem Willen leben.» Er antwortete unter anderem durch die Bibel oder während des Gebets. «So etwas hatte ich noch nie erlebt.»

Sie erhielt eine Arbeitsstelle, obschon sie gar nicht danach gesucht hatte, und konnte so die Universität verlassen. Ihr Haus konnte am gleichen Tag, an dem sie bei den Mormonen ausgetreten war, verkauft werden. «Das muss das sein, was die Christen eine persönliche Beziehung mit Jesus nennen», dachte sie in dem Augenblick.

Sie entdeckte, dass Jesus nicht durch Gesetze oder Verordnungen einer Religion definiert wurde. Er war real! «Diese greifbare Beziehung veränderte mein Leben.» Bald fanden auch die anderen Familienmitglieder zu Jesus.

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Zum Thema:
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Datum: 16.05.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christianity Today / Unveiling Mormonism

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