«Jesus nahm mein Leben aus dem Müll und säuberte es»
Als die
15-jährige Muslimin Islèm einen Film sieht, in dem jemand zu Jesus betet,
beginnt eine lange Suche. Gibt es überhaupt Christen in ihrem Land, die sie
fragen könnte? Die Suche gefährdet auch ihr Leben. Trotzdem gibt sie nicht auf.
Islèm (Name aus
Sicherheitsgründen geändert) wächst in einem islamischen Land Nordafrikas auf –
ein pflichtbewusstes muslimisches Mädchen. Ihr Vater ist strenger Muslim und
auch sie glaubt an ihren Gott und mag die Geschichten, die sie hört. Trotzdem steigen
schon bald Zweifel in ihr auf. «Alles begann, während ich noch in der
Grundschule war. Ich sah einen Film, in dem eine Frau immer zu Gott betete – zu
Jesus. Sie fragte ihn ganz viel. Aber sie wandte sich auch an Gott, um ihm zu
danken, weil er etwas für sie getan hatte. Das war komisch für mich, denn im
Islam bitten wir Gott, dass er uns Dinge gibt, aber wir haben nie daran
gedacht, ihm für etwas zu danken.»
Das ist der
Beginn von Islèms geistlicher Reise. «Ich trug einen Hijab, betete und las im
Koran, aber an dem Abend spürte ich etwas anderes – ich war besorgt. Und ich
tat das, was diese Frau getan hatte: Ich betete und dankte Gott.»
Die
erste Christin Nordafrikas?
Um Fragen auf
ihre Antworten zu erhalten, durchsucht sie Facebook und Youtube. «Ich
versuchte, Menschen zu finden, die über Jesus reden. Ich wollte mehr wissen
über die Beziehung zwischen Gott und mir. Ich war kein Christ, aber ich
glaubte, dass es jemanden namens Jesus gibt. Und ich versuchte herauszufinden,
wer Jesus war.» Doch wirkliche Antworten findet sie nicht und wendet sich nach
einem Monat enttäuscht wieder ab. «Ich dachte, ich bin die erste Person in
Nordafrika, die Christ werden könnte. Für mich waren Christen Menschen, die im
Ausland wohnten, in den USA, Frankreich, in Italien.»
«Warum ich?»
Doch dann bricht
ihre Familie auseinander. Die Eltern streiten sich ständig, ihr Vater wird
sogar aggressiv, bis er die Familie ganz verlässt. Das verändert die bisher so
pflichtbewusste Muslimin Islèm. Sie beginnt zu rauchen, wird selbst
gewalttätig. «Ich versuchte sogar, Selbstmord zu begehen, indem ich eine
Überdosis an Medikamenten schluckte, und schnitt mir die Adern auf.
Psychologisch gesehen war ich völlig am Ende, ich konnte nur noch über den Tod
nachdenken.» In dieser Zeit kommt sie aufgrund einer Niereninfektion ins
Krankenhaus und muss zwei Monate allein dort bleiben. «Eines abends fragte ich
Gott: Warum ich? Du hast gemacht, dass meine Mutter mich als Baby bekommt und dass
ich dieses Leben lebe. Das ist nicht normal, warum hast du mich geschaffen?
Damit ich verletzt werde und so ein Leben lebe? Wenn du Gott bist, dann zeig,
wie herrlich du bist und wer du bist. Entweder, ich sterbe, oder zu zeigst mir,
was du für mich bereit hälst!» Am nächsten Tag darf sie das Krankenhaus
verlassen.
Endlich
Kontakt zu Christen
Wieder zu Hause,
beginnt sie erneut mit ihrer Suche. Auf Facebook findet sie eine Seite von
Christen in ihrem Land und kontaktiert sie. Sie erhält auch Antwort, doch die
Christen sind zunächst skeptisch – zu gefährlich ist es, sich in ihrem Land als
Christen zu outen. «Die Leute, mit denen ich sprach, sahen auf meinem Profil,
dass alle meine Posts mit dem Islam zu tun hatten, und dachten, ich sei von
ISIS.» Erst nach einiger Zeit beginnen sie, ihr zu vertrauen. Ein Mädchen der
Gruppe besucht sie und bringt ihr eine Bibel.
So bekommt Islèm Kontakt
zu einer Kirche, die sie auch sofort besucht. «Eines Tages sprach der Pastor
über Johannes, Kapitel 14, Vers 6: 'Ich bin der Weg, die Wahrheit und das
Leben'. Und während er den Text erklärte, spürte ich, dass er alle Fragen
beantwortete, die ich im Krankenhaus gehabt hatte. An dem Tag, am 8. November
2013, wurde ich Christ.» Zwei Jahre später, mit nur 17 Jahren, lässt sie sich
taufen.
«Ich kann
Jesus nicht verlassen»
Bis heute weiss
ihr Vater und der Rest der Familie nichts von ihrer Entscheidung, nur ihre
Mutter weiss Bescheid. Ihr Vater würde sie vermutlich umbringen, wenn er von
ihrer Konvertierung erfahren würde. Bei einem Streit über religiöse Dinge griff
er bereits einmal zu einem Messer. Doch einen Halt hat die heute 22-Jährige in
ihrem Pastor und dessen Frau. Und täglich wächst sie im Glauben. «Jesus ist wie
Sauerstoff, denn ohne Sauerstoff kann man nicht atmen. Wenn Jesus nicht in
meinem Leben wäre, wäre ich heute nicht hier, ich wäre nicht am Leben. Ich
hätte mein Studium nicht wieder aufgenommen, würde kein normales Leben leben.
Bevor ich Jesus kennenlernte, hatte ich zwei Möglichkeiten: entweder dieses Leben
oder sterben. Es ist, als ob es aus dem Müll genommen und gesäubert wurde. Ich
habe mich verändert und trotz der Schwierigkeiten in meinem Leben kann ich
Jesus nicht verlassen. Egal, was in meinem Leben geschieht, kann ich Jesus
nicht verlassen!»