Das letzte Wort eines Menschen ist besonders bedeutsam. Die letzten Worte des ehemaligen Papstes Benedikt XVI., bevor er am vergangenen Samstagmorgen starb, waren «Jesus, ich liebe dich» – auf Deutsch.
Dies berichtete zuerst
die argentinische Zeitung «La Nacion» am Samstagabend. Laut dem Bericht rief
der Privatsekretär des Ex-Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, unmittelbar
danach Papst Franziskus an, der als erster Besucher ans Totenbett trat, den
Verstorbenen segnete und für ihn betete.
Papst Benedikt XVI. war
von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Mit seinem vorzeitigen Rücktritt,
den er mit schwindenden körperlichen und geistigen Kräften begründete, schrieb
er Kirchengeschichte. Einen vergleichbaren Vorgang hatte es erst einmal
gegeben, vor 700 Jahren, als Coelestin V. 1294 nach nur wenigen Monaten das Amt
wieder abgab.
Denker und Theologe
Die – oft wütend
angegriffene – konservative, gläubige Grundhaltung des Theologen Ratzinger
gründete zutiefst in seiner Beziehung zur Person Jesus Christus. «Sein Leben
lang hat Joseph Ratzinger sich mit Jesus von Nazareth beschäftigt, ihn als
Professor, als Bischof, als oberster Glaubenshüter, als Papst zu verstehen
gesucht», erklärt die Einleitung zu seinem dreibändigen Hauptwerk «Jesus von
Nazareth». Als Kardinal hatte er mit dem Buch begonnen. Nach seiner Wahl zum
Papst nutzte er jede freie Minute zum Weiterschreiben. Dieses Werk ist die
Summe eines grossen Theologenlebens – wohl das persönlichste Buch, das Joseph
Ratzinger und das überhaupt je ein Papst geschrieben hat.
Zentrales Bekenntnis
Das Ergebnis
jahrzehntelanger Forschung ist bei Papst Benedikt XIV. offenbar nicht primär Wissen,
sondern Liebe. Sein letztes Wort «Jesus, ich liebe dich» zeigt in grosser
Klarheit auf, worum es beim Christsein im Tiefsten geht – wenn man Position,
Amt, Reflexion, Dogma, ja auch Theologie auf der Seite lässt. Hier spricht das
Herz. Natürlich sind Kopf und Hände beteiligt, aber schlussendlich zählt das,
wonach Jesus nach seiner Auferstehung auch seinen Jünger Petrus fragte (nachdem
der so ziemlich alles vermasselt hatte): Hast du mich lieb? Sehr unvollkommene
Menschen – ja, auch Papst Benedikt XVI. war Sünder, was er sicher selbst am
besten wusste – finden in Jesus ihren Freund, ihren Erlöser und die
personifizierte Hoffnung, die mit dem Sterben keinesfalls aufhört, sondern nur
in eine neue Phase übergeht: vom Glauben zum Schauen.
Christen können im
Vorletzten viele Unterschiede ertragen, wenn sie sich im Letzten – der Liebe zu
Jesus – treffen. Da wird ein Papst zum Bruder. Jesus machts möglich.