Libanese hörte auf Gottes Stimme und rettete 300 Menschenleben
Ein seltsames Gefühl
brachte Pastor Said Deeb in Beirut am 4. August dazu, die fast 300 Erwachsenen
und Kinder im Gemeindezentrum nach Hause zu schicken. Heute weiss er, dass es
der Heilige Geist war – und er rettete ihnen allen das Leben.
Pastor Said Deeb (Bild: Facebook)
Es ist ein grosses
Gebäude, dass die Life Center Church in Beirut besitzt – nur zwei Kilometer vom
Hafen entfernt. In vielen Klassenräumen erhalten Flüchtlingsfamilien, überwiegend aus Syrien, Jüngerschafts- und Bibelunterricht, Essen und Lebenshilfe. 34
Mitarbeiter kümmern sich jeden Tag um viele Erwachsene und rund 240 Kinder. Auch am
Morgen der verhängnisvollen Explosion.
An diesem Tag hatte Pastor
Said Deeb, Leiter der Life Center Church, plötzlich ein seltsames Gefühl. Es
war eine undefinierbare «Mischung aus Wut und Trauer» und er spürte ein unmittelbares Drängen,
alle Leute nach Hause zu schicken. «Ich kann es nicht erklären, aber ich
spürte, dass etwas Schlimmes passieren würde.» Er war in einem Gebetstreffen, aber das
innere Drängen und die Unruhe gingen nicht weg und er beschloss, dem Gefühl
nachzugeben und alle nach Hause zu schicken.
Er zwang sie, zu gehen
«Ich weiss nicht, warum, aber
ich war richtig unhöflich und sagte allen: 'Geht nach Hause, geht nach Hause,
schliesst das Zentrum!'» Natürlich stiess er auf Unverständnis. Mitarbeiter und
Teilnehmer hatten teilweise lange Anfahrten hinter sich. Das Küchenteam war
mitten im Kochprozess, um hinterher Essen an Flüchtlinge und Arme verteilen zu
können. Doch Pastor Deeb gab nicht auf. «Ich sagte, dass ich nicht weiss,
warum, aber bitte geht nach Hause und kommt Sonntag wieder – und es war erst
Dienstagnachmittag» und normalerweise öffnet das Zentrum jeden Tag seine
Türen.
Heute weiss der Pastor, dass
es der Heilige Geist war, der ihn entgegen aller Logik das Zentrum schliessen
liess. «Sie dachten alle, ich sei verrückt geworden, aber sie und ich wussten
nicht, dass es der Heilige Geist war, der mich dazu brachte.»
Knapp 300 Menschen
gerettet
Das zerstörte Life Center nach der Explosion
Kurze Zeit später gab es
die heftige Explosion, die über 200 Menschen der Stadt das Leben kostete, Tausende
verletzte und Hunderttausende obdachlos machte. Aber Pastor Deeb weiss, dass die
Todeszahl sich sicherlich verdoppelt hätte, wenn sie das Zentrum nicht dicht
gemacht hätten. Die Glasscheiben wurden von einer Seite des Gebäudes auf die
andere geschleudert – alles, was sich in den Räumen befand, wurde
herumgeschleudert und vielfach zerstört. Zwölf Jahre Aufbauarbeiten waren wie ausgelöscht. «Die Decken stürzten
zu Boden, die Lampen, die Bilder, die Türen, Türrahmen, Glastüren…» Wären die
fast 300 Menschen im Zentrum geblieben, wären heute vermutlich alle tot.
Putzen und Kochen
Seit der verhängnisvollen
Explosion sind alle mit dem Wiederaufbau des Zentrums beschäftigt – und mit der
Vorbereitung und Verteilung von Essen und Lebensmitteln. «Alle begannen mit
aufräumen, aber ich dachte: Jetzt sind alle hungrig.» So wurde als allererstes
die Küche wieder aufgebaut «und wir begannen mit Kochen, machten Sandwiches und
warme Mahlzeiten und begannen mit dem Verteilen. Mit der einen Hand machten wir
sauber, und mit der anderen Hand gaben wir den Armen um uns herum essen.»
Hilfe
erhalten die Mitarbeiter von Freiwilligen aus dem ganzen Libanon. Jeden Tag
verteilen sie 400 warme Mahlzeiten, 500 Sandwiches und Tausende Wasserflaschen.
Finanzielle Unterstützung bekommen sie zudem aus der ganzen Welt, auch aus der
Schweiz und Deutschland. «Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich das
Gefühl habe, dass die Internationale Kirche sich vereint hat, um dem Libanon
und Beirut zu helfen.»