Zé Roberto

Der Barfusskicker aus den Slums

Zé Robertos Karriere begann in den Slums von Sao Paulo - nicht gerade ein vielversprechender Ort. Doch auch dort konnte »der Ästhet« Einiges für sein Leben auf dem Fußballplatz lernen.
José Roberto Da Silva, genannt Zé Roberto
Fussball
Kernsatz
José

José Roberto Da Silva, genannt Zé Roberto, ist ein Ästhet, der den schnöden Fußball in die Kunst des »BALLets« hineintanzt. Natürlich ist Zé Brasilianer: Aufgewachsen in den Slums von São Paulo, mit fünf Geschwistern und einem ständigen Kampf ums Überleben. Schuhe zum Kicken gab es genauso wenig wie einen Job für den Vater. Seine Mutter hat größte Schwierigkeiten, die Familie zu ernähren, und nimmt jede kleine Tätigkeit an, um wenigstens für genug Essen zu sorgen. Als der Vater plötzlich die Familie verlässt, beginnt Zés erstaunliche Geschichte:

«Wir wohnten in den Favelas von São Paulo. Viele Fußballfans können sich kaum vorstellen, dass hochbezahlte Fußballer aus so armen Gegenden kommen, aber die ersten Jahre meines Lebens waren tatsächlich ein Kampf ums tägliche Brot. Wir waren zu Hause zu siebt, unsere Wohnung war ziemlich mickrig, und wir hatten noch nicht einmal genug zum Essen. Wenn wir Kinder etwas Süßes wollten, haben wir uns die Bonbons einfach mit Zucker in der Pfanne selbst gemacht. An unserer Haustüre lehnte immer eine alte Gasflasche, weil wir uns kein neues Schloß leisten konnten. Geld für Fußballschuhe gab es natürlich auch nicht, und so wurde ich schon früh zum echten Barfuß-Kicker mit Ballgefühl.

Von Polizei erschossen

Als ich zehn Jahre alt war, verließ mein Vater unsere Familie. Das war ein großer Schock, und hat bei uns allen einen ziemlichen Knacks hinterlassen. Meine Mutter musste uns von nun an alleine versorgen. Und ich begann zu klauen. Am Anfang war es harmlos, hier und da mal was zum Essen, Orangen und Kekse - eben alles, was gut in die kleine Hosentasche passte. Dann hieß es: Gas geben, um von der Bildfläche zu verschwinden. Meine Schnelligkeit auf dem Platz habe ich wohl noch aus dieser »Sprinter-Zeit«.

Eines Tages gerieten zwei meiner Freunde in die Drogenszene. Wenig später musste ich eine der schrecklichsten Erfahrungen meines Lebens machen. Meine Freunde wurden beide von der Polizei erschossen.

Familie am Ende

Meine Mutter hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Sie hat mich getröstet und mir klar gemacht, was für eine Zukunft ich in einem solchen Umfeld hätte. Sie hat mich immer wieder zum Bolzplatz geschickt und gesagt, dass ich dort besser aufgehoben wäre als auf der Straße. Ich habe damals entschieden, mich von Drogen und Kriminellen fernzuhalten, und das war meine erste gute Entscheidung als kleiner Junge.

Weil wir so arm waren, wusste meine Mutter irgendwann nicht mehr weiter und suchte Hilfe. Eines Tages passierte etwas sehr Außergewöhnliches. Meine Mutter war nach langer Zeit wieder in eine Kirche gegangen, um sich für einen Moment zu besinnen. Als sie nach Hause kam, schien sie irgendwie verändert zu sein. Sie erzählte uns von einer merkwürdigen Begegnung mit Gott, die sie dort gemacht hatte. Sie sprach von Gottes Liebe für uns, und dass wir jetzt alle auf Jesus vertrauen sollten. Natürlich haben wir das damals nicht so ganz begriffen. In Brasilien sind die Menschen alle sehr spirituell und erzählen auch sehr oft von Geistererfahrungen. Aber bei meiner Mutter schien das etwas Anderes zu sein. Von diesem Zeitpunkt an beobachtete ich sie sehr genau. In den folgenden Tagen konnte ich sehen, wie der Glaube an Jesus ihr Leben wirklich veränderte. Sie wurde viel ruhiger und gelassener, und der Glaube schien ihr Kraft zu geben. Es wirkte beinahe, als ob irgend jemand auf unsere Familie aufpassen würde, denn einige Dinge liefen von nun an besser für uns.

Der neue Vater

Wenn ich anfangs auch sehr skeptisch war, bin ich, je mehr ich sah, wie glücklich meine Mutter auf einmal war, sehr neugierig geworden, was es denn mit diesem Jesus auf sich hat. Bis zu diesem Moment hatte ich mit Gott nie etwas am Hut gehabt. Also fing ich dann eines Tages einfach damit an, in der Bibel zu lesen. Ich habe darin entdeckt, dass Gott nicht nur unser Vater sein will - der Vater den ich nicht hatte -, sondern, dass er etwas Besonders mit meinem Leben vorhat. Mir wurde klar, dass ich bei Gott Kind sein darf, und er als liebender Vater immer für mich da ist. Er möchte nicht, dass ich irgendwelche Formeln zu ihm spreche, sondern ich kann ihm einfach alles erzählen, was ich auf dem Herzen habe, wie einem besten Freund. Ich war in meiner Jugend immer sehr besorgt um unsere Mutter gewesen und machte mir viele Gedanken um die Probleme, die wir hatten, doch je mehr ich über Gott nachdachte, desto leichter wurde mir ums Herz. So habe ich also angefangen, mit Gott zu reden, nicht nur, wenn es mir schlecht ging, sondern auch in guten Zeiten, um ihm für so viel Schönes im Leben zu danken.

Die besondere Kraft

Die Josefs-Geschichte im Alten Testament ist eine meiner absoluten Lieblingsgeschichten. Solche Geschichten geben mir Kraft und Mut. Josef hat sein Vertrauen auf Gott nie verloren, selbst als er unschuldig im Gefängnis landete. Und er hat dazu noch die Größe gehabt, seinen Brüdern, die ihn nach Ägypten in die Sklaverei verkauft hatten, zu vergeben. Josef ist ein echtes Vorbild für mich - so wie er möchte ich leben.

Das Wichtigste im Glauben ist, dass man sich von Gott geliebt weiß, so wie man ist. Das ist die Grundlage meines Glaubens, und das gibt mir Kraft für alle Situationen im Leben. Denn gerade als Profifußballer bist du ständig gefordert, du brauchst immer wieder neue Kraft für die vielen Spiele. Mein Lieblingsvers in der Bibel (Philipper 4,13) handelt von einer besonderen Kraft: »Ich kann alles durch den, Jesus Christus, der mich mächtig macht.« .»

José Roberto da Silva...
...kam am 6. Juli 1974 in Ipiranga zur Welt
...Verheiratet mit Luciana
...Sohn Endrik
...spielt(e) bei: Portuguesa Sao Paulo, Real Madrid, Flamengo Rio de Janeiro, Bayer 04 Leverkusen und heute bei Bayern München.

Audio-Statement: „Siehst du dich als Vorbild?“

Autor: David Kadel
Quelle: www.fussball-gott.com

Datum: 22.08.2003

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