FEG-Jugendpastor Michael Dufner

«Wie ich aufhörte, Stille Zeit zu machen»

Der Titel von Michael Dufners Kolumne im aktuellen Magazin «feg.ch»-Magazin überrascht. Wie sein «Geständnis» genau zu verstehen ist, lesen Sie hier. Livenet publiziert die Kolumne hier mit freundlicher Genehmigung der FEG.
Mann mit iPad und Kaffee in der Hand vor Bibel, die auf dem Tisch liegt.
Michael Dufner

Alles begann mit einem Satz, den ich in einem Buch gelesen hatte: «Was wäre, wenn Gott ihnen sagen würde, sie müssten keine Stille Zeit mehr machen?» Dieser Satz löste einen Konflikt in mir aus. Denn eigentlich wusste ich, was ich zu antworten hatte. Aber ich spürte, wie mein Herz sagte: «Oh, das wäre schön, dann hätte ich mehr Zeit für mich, die Kinder und …. und…»

«Jesus, was soll ich tun?»

Diese Empfindungen erschreckten mich. Ich wollte doch gar nicht so denken! Und doch blieb der Gedanke hängen. Aber ich war doch davon überzeugt: Die Zeit mit Jesus am Morgen ist die beste Zeit in meinem Tag. Was denn jetzt? Bin ich übermüdet, werde ich krank, bin ich verwirrt? Ich ging zu Jesus und fragte ihn, was das bedeute. «Jesus, ich will nicht so sein. Du weisst, ich liebe dich. Das ist ja tragisch! Anscheinend empfinde ich die Zeit mit dir als Last. Das tut mir mega leid. Das will ich nicht! Kannst du mir helfen?»

Die Antwort von Jesus war krass! Ehrlich. Ich glaube, er hat manchmal viel weniger Angst um uns als wir selber es haben. Auf alle Fälle antwortete er mir: «Michi, mach für einen Monat einfach keine Stille Zeit!»

Einfach mal pausieren...

Okeeeey…!? Jetzt war ich erst recht verunsichert. Denn würde Jesus wirklich so etwas sagen, oder täuschten mich meine Gedanken? Ich beschloss zu gehorchen. Einen Monat hielt ich keine Stille Zeit. Keine Zeit am Morgen, in der ich mich zurückzog, um zu beten, die Bibel zu lesen. Keine Zeit, in der ich mich zurücknahm und nicht gestört werden wollte, wo ich in der Frühe ungeteilte Zweisamkeit mit Jesus pflegte.

Ich spürte, wie mein Herz auflebte, eine Last von mir abfiel. Aber doch quälte mich das Gewissen. Und so machte sich der nächste Konflikt in meinem Kopf breit: Was passiert jetzt? Bin ich jetzt dann weniger gesegnet? Was, wenn Jesus meine Predigten, meine Inputs nicht mehr segnet? Ja, ich weiss, das klingt krass. Und natürlich hätte ich das nie so laut gesagt. Aber mein Herz fühlte so. Und ich nahm wahr, dass ich gar nicht so empfand wie es mein Kopf verstanden hatte.

Mehr oder weniger Segen?

Anscheinend glaubte ich an einen strafenden und belohnenden Gott, statt an einen gütigen Gott, der mir schon alles gegeben hatte. Die Tage und Wochen zeigten mir: Nein, Gott segnet nicht mehr oder weniger. Und so kam eine immer grössere Leichtigkeit in mein Leben. Unverkrampft, locker, einfach aus Freude mit Jesus im Leben sein. Ich lernte, das schlechte Gewissen («Michi, du machst keine Stille Zeit!») als Einladung von Jesus zu sehen: «Bete jetzt mit mir!»

Es vergingen mehrere Tage, bevor es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Auf einmal bemerkte ich, dass ich nicht mehr auf meine Herausforderung, auf das Durcheinander meiner Gefühle und auf meine Konflikte schaute, sondern auf Jesus selbst. Mir wurde in diesem Moment plötzlich klar: Ich machte Stille Zeit, deshalb war es eine Last. Und Jesu Satz «Michi, mache für einen Monat keine Stille Zeit!» war keine Aufforderung, die Stille Zeit bleiben zu lassen, sondern seine Einladung, dass ER mir Zeiten der Stille schenken wollte.

Die neue Erkenntnis

Ich brauchte drei Wochen, um diese Erkenntnis richtig einzuordnen – aber diese drei Wochen hatten sich gelohnt. Ich folgte dieser Einladung und betete zu Jesus: «Ja gerne, mach du meine Stille Zeit!» Ich entdeckte während der darauf folgenden Tage so viel Geniales. Wir sind z.B. soooo gesegnet mit den blauen Plakaten, auf denen Bibelverse stehen. Diese Bibeltexte wurden mir zur täglichen Bibellese. Oder auch in vielen Mails habe ich Gottes Wort plötzlich entdeckt. Vorher überlas ich all die Verse, welche ich vielfach mit einem Grusswort zugestellt bekam. Ich hatte ja keine Zeit, sie aufmerksam zu lesen, ernst zu nehmen und sie zu verinnerlichen. Doch jetzt wurden sie Liebesbotschaften von meinem Jesus. Oder meine Kinder, die mich oft nervten, weil sie so früh wach waren und mich in meiner Stillen Zeit störten, wurden jetzt Botschafter der Liebe Gottes.

Jesus öffnete mir die Augen dafür, dass Er in meiner Stillen Zeit wirksam sein will. Das begeistert mich so sehr und gibt mir eine neue Tiefe in meiner persönlichen Stillen Zeit. Bis heute ist es das, was mich begeistert an der Stillen Zeit: Ich begegne Jesus und seinem Wirken.

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Datum: 27.12.2017
Autor: Michael Dufner
Quelle: feg.ch-Magazin

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