Christa Gerber

Ein Entscheid von grosser Tragweite

Als Christa Gerber sich während des Theologiestudiums auf die Suche nach mehr macht, ahnt sie nicht, dass ihr folgenschwere Entscheidungen bevorstehen.
El Roi
Schwester Annekäthi

Mit 22 Jahren macht die junge Christa Gerber eine starke Gotteserfahrung. Es geschieht bei einem christlichen Tanzkurs: Mit einem Mal spürt sie Gottes Gegenwart und eine «ganz grosse Freude». Ihr weiterer Lebensweg ist ihr aber klar: Heiraten, Kinder bekommen, das «Übliche» eben. Heute ist Christa Gerber Schwester im El Roi, einem evangelischen Stadtkloster in Kleinbasel und lebt im Zölibat. Wie kommt es dazu, dass die junge Frau das Thema «Heiraten - ja oder nein» später ganz entspannt angeht?

Der Kirche fehlt Entscheidendes

Christa Gerber studiert Theologie und möchte Pfarrerin werden. Sie sucht und findet Literatur zu den sogenannten Evangelischen Räten der «Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam». Auch die mystische Gotteserfahrung aus der Tanzstunde lässt sie nicht los, sie sucht nach einer Deutung. «Plötzlich ergab sich da ein Sinn», erinnert sie sich.

Christa Gerber lernt interessante Figuren wie Theresa von Avila kennen, die als Frau im ultrakonservativen Spanien ein mutiges und tiefes geistliches Leben wagt. Auch von der Radikalität eines Franz von Assisi ist sie angetan. Sie liest von Luther, der im Übergang zur Reformation alle Kloster schliessen lässt und sich wünscht, dass alle so leben wie er, berufen zur Ehe. Statt die Fehler des Mönchtums zu korrigieren, habe man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, resümiert Christa. Doch mit der Abwertung der Berufung zum zölibatären Leben fehle der Kirche etwas Entscheidendes: «Wir haben eine Triebkraft zu Reformen und zu lebendigem Glauben weggeworfen. Ein wichtiges Gefäss ist der Kirche verloren gegangen.»

Beruf oder Berufung?

Nachdem Christa Gerber viel geforscht hat, besucht sie Kommunitäten und lernt viele attraktive Gemeinschaften kennen. Doch der Funke springt bei keiner über. Sie denkt: «Nun ziehe ich das Vikariat durch und mache wichtige Berufserfahrungen». Obwohl sie auch einen Mann kennenlernt, bleibt das kommunitäre Leben attraktiver. Ihr wird bewusst: «Wenn du wirklich zum zölibatären Leben berufen wirst, dann setzt sich das sicher durch! Machen kann ich das nicht.» Denn damals habe sie ihren Beruf noch nicht loslassen wollen.  

«Ich komme nicht zu kurz»

2007 lernt Christa Gerber in Italien ein junges, dynamisches Kloster kennen. In der Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche wird ihr jedoch bewusst, dass sie in der reformierten Kirche bleiben möchte. Die evangelische Kommunität El Roi ist ihr lange bekannt und eine gute Option. Schwester Margrit Schmid, Schwester Ruth Sutter und Schwester Annekäthi Kachel seien eigenständige, interessante Frauen, deren Frömmigkeitsstil und Spiritualität passten; dies habe sie angesprochen worden, so Gerber. Bereits seit 23 Jahren waren die drei Frauen in Kleinbasel im Dienst. 2008 darf Christa Gerber dann einen Monat im El Roi mitleben. Nach und nach kann sie sich vorstellen, in einer Gemeinschaft zu leben, und das Eigene um des Grösseren willen zurückzustellen. Gott habe sie immer wieder gefragt, was sie wollte, und ihre freie Entscheidung gefordert.

Verzicht ist Vertrauen auf Gott

Nun ist Christa Gerber keine Pfarrerin. Sie verzichtete auf die Ausübung dieses von ihr geliebten Berufs. Doch sie weiss: «Verzicht ist Vertrauen, dass ich nicht zu kurz komme. Gott verantwortet mein Leben. Er weiss, was ich brauche. Mich zwingt niemand.» Verzicht heisse, sein Leben wirklich hinzugeben, sich Gott überlassen, und loszulassen. Dies sei ein grosses Risiko und Abenteuer. Und der Mangel, den ein Verzicht mit sich bringt, halte lebendig und wach. Er verweise auf das kommende Reich Gottes.

Datum: 02.10.2012
Autor: Dorothea Gebauer
Quelle: Jesus.ch

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