Portrait

„Christsein und Esoterik sind zwei Paar Schuhe“

Monika Dietler führt eine gutgehende Praxis für Fussreflexzonenmassage und andere Heiltechniken. Ihre Erfolge schreibt sie auch dem Gebet zu. Doch echt glücklich wird sie damit nicht. Ihr Bericht:
„Ich bin der glücklichste Mensch“: Monika Dietler kommt mit weniger aus – und hat mehr Zeit.
„Das halbe Dorf kam zu mir, um Gebresten zu kurieren“: Heute vertraut die Heilpraktikerin allein auf die Kraft Gottes.
„Man muss sich entscheiden“: Monika Dietler ist von Zwängen und Wutanfällen freigeworden.

Wenn ich jemand behandelte, betete ich zugleich zu Gott. Zwischendurch geschahen Wunder. Bei einem Mann verschwand ein Tumor. Für mich war das Gott. Das halbe Dorf kam zu mir, um Gebresten zu kurieren.

Nach meinem Austritt aus der katholischen Kirche im Sommer 2004 suchte ich einen Gottesdienst, der mir die Erfüllung bringt. Im Berner Oberland besuchte ich verschiedene Kirchen. Im April 2005 kam ich durch eine Bekannte ins Christliche Lebenszentrum CLZ in Spiez. Gleich im ersten Gottesdienst wusste ich: Das ist, was ich gesucht habe. Am folgenden Dienstag besuchte ich zum erstenmal das Gebet der Frauen. Sie beteten mit ihren eigenen Worten. Das hatte ich nicht gekannt; wir lasen zu Hause vorgegebene Gebete.

„Herr, öffne mir die Augen!“

Im Herbst wurde im Gottesdienst die Geschichte vom blinden Bartimäus erzählt, der am Strassenrand bettelte und zu Jesus schrie, weil er sehend werden wollte. Ich betete aus tiefem Herzen zu Jesus: ‚Öffne mir die Augen, wenn ich etwas sehen soll, was ich noch nicht sehe. Mach mir die Augen auf.’

Weitere Gedanken machte ich mir nicht. Beim Hinausgehen sah ich ein Heft über Esoterik. Ich blätterte darin; da mir die Themen vertraut waren, wollte ich es zurücklegen. Da warf eine Frau, die daneben stand, ein, das müsse ich lesen. „Nun, ich kenne das alles, ich praktiziere seit 12 Jahren“, sagte ich. Die Frau war höchst erstaunt und wiederholte mit Nachdruck, ich solle es lesen.

Andere Mächte im Spiel

Zu Hause war ich echt aufgeregt. Am selben Tag las ich das Heft, alle Artikel, von vorn bis hinten. Die Lektüre schüttelte mich durch. Alle meine Kundinnen und Kunden hatten doch die Behandlungen geschätzt – sollte ich ihnen geschadet haben? Ich las, dass bei den Praktiken nicht nur göttliche, sondern andere Mächte im Spiel waren, dass daher Symptome verschwinden, aber anderseits Depressionen und Zwänge auftreten konnten.

Für mich brach eine Welt zusammen. Mir wurde klar: Ich muss mein Geschäft schliessen. Es ist ein Gräuel vor Gott. Die Bibelzitate und die Aussagen waren eindeutig. Aber wie sollte ich den Wandel meiner Familie klar machen? Mir wurde bewusst, dass sich mit der Esoterik Habsucht bei mir eingeschlichen hatte. Auch die Wutausbrüche wiesen auf ein tiefer liegendes Problem hin.

Die gut gehende Heilpraxis schliessen?

Zwei Wochen später ging ich nach Gottesdienst nach vorne und sprach mit zwei Seelsorgerinnen. Ich bekannte meine Sünden und bereute sie und übergab mein Leben Jesus. Die beiden beteten für mich. Seitdem ist alles anders geworden.

Ich beschloss, die Praxis auf Anfang 2006 zu schliessen. Mein Mann verstand nicht, warum ich die allseits geschätzte und einträgliche Tätigkeit aufgeben wollte, aber er war einverstanden. Die Bibel nennt Praktiken, die Gott nicht gefallen. Ab sofort konnte ich Akupressur nicht mehr mit gutem Gewissen anwenden.

Ein Buch von Dr. Matthias Kropf über alternative Heilmethoden half mir zu unterscheiden. Wirbelsäulentherapie und Schröpfen biete ich weiter an. Ich habe den Leuten gesagt, dass ich niemand mehr zum voraus einschreibe. Wer anruft, kann vorbeikommen. Über Jahre hatte ich von Januar bis April mit Akupressur dem Heuschnupfen vorgebeugt. Damit habe ich aufgehört.

Gottes Grenzen akzeptieren

Entscheidend ist für mich, dass Gott das nicht will, dass es darum schlecht ist. Von meiner katholischen Erziehung weiss ich um Gut und Böse. Wir sollen uns vom Bösen trennen. Die chinesische Anschauung von Yin und Yang, die sich ergänzen, hatte ich übernommen, aber doch weiter an Gott geglaubt – was mir im Nachhinein seltsam erscheint.

Meine Kundschaft – die meisten sind strenge Katholiken – sieht die esoterischen Techniken als vereinbar mit dem Glauben an. In den letzten Wochen sind in meinem Dorf erneut Praxen für chinesische Medizin aufgegangen. Mich beschäftigt, dass den Leuten die Klarheit fehlt. Heute ist mir klar: Christsein und Esoterik sind zwei Paar Schuhe. Man muss sich entscheiden. Gott kann alles – es braucht nur ihn. Wir können beten; dadurch geschehen Heilungen. Ich habe radikal umdenken müssen: An Chakren und Energieflüsse glaube ich nicht mehr. Alle Steine sind von Gott geschaffen, aber wir sollen ihnen nicht Kräfte zuschreiben.

Seit Anfang Jahr habe ich grundsätzlich nichts Esoterisches mehr gemacht, bloss noch Druckmassagen. Das Schild draussen habe ich abmontiert. Seltsam: Niemand hat mich gefragt, warum ich die Methoden nicht mehr anwende. Acht Säcke vollgestopft mit esoterischer Literatur hat mein Sohn weggeführt.

Von Zwängen befreit – jetzt habe ich Zeit

Meine Praxis hatte mir bis im letzten Herbst tiefe Befriedigung verschafft; seit jenem Tag machte mir die Arbeit Mühe. Dafür haben sich die Zwänge gelöst, die ich an mir festgestellt hatte. Heute habe ich das Gefühl, dass Gott mir immer wieder die Hand hat geben wollen. Und ich zog sie zurück. Er hat mir mehrmals seine Fülle gezeigt und angeboten.

Im Nachhinein bin ich überzeugt, dass dunkle Mächte im Spiel waren. Seitdem ich mich von ihnen lossagte, ist etwas wie eine Befreiung geschehen. Ich habe Zeit, Betagte im Dorf zu besuchen, und mache für sie Einkäufe. Einsamen bringe ich eine Suppe. Bereut habe ich meinen Entschluss noch nie. Der Kleiderkaufzwang ist weg. Ich bin der glücklichste Mensch, ausgeglichen, ruhig – und ich komme mit ganz wenig aus. Statt wie früher zu meditieren, bete ich und höre dann, was Gott mir sagen will.

Lesen sie auch den ersten Teil:
Die lange Suche nach dem Glück

Datum: 24.04.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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