Der Vater bemerkte Rob nur, wenn er ihn verprügelte
«Ich habe mein
Leben im Gefängnis verbracht und Gott hat mich freigelassen», sagt der
Australier Rob Young heute. Er wurde in eine Familie mit extremer häuslicher
Gewalt und Kriminalität hineingeboren. Sein Weg war vorgezeichnet,
zumindest teilweise…
Rob Young (Foto: Kairos)
Robs
Eltern konsumierten massenweise Drogen und Alkohol. Er hatte eine ältere
Schwester und einen jüngeren Bruder und wurde verprügelt, wenn er sich nicht um
sie kümmerte. Seine Eltern sah er ständig streiten.
«Mein
Vater nahm nur dann Notiz von mir, wenn er mich verprügelte oder wenn ich Fussball
spielte. Also wurde ich gut im Fussball.»
Einen
ersten Vorgeschmack, wie Familienleben auch sein kann, erhielt er mit zwölf
Jahren, als er eine Nachbarsfamilie besuchte.
Mit der Zeit war er häufiger dort als daheim. Die Nachbarn wurden ihm wie
Pflegeeltern.
Ausser Kontrolle
In
seinen späteren Jugendjahren geriet sein Leben ausser Kontrolle. Zwar wollte er
nicht wirklich in Verbrechen verwickelt werden, doch mit der Zeit lernte er das
Gefängnis von Innen kennen. «Als ich das erste Mal im Gefängnis für Erwachsene
landete, war ich noch nicht ganz 18-jährig. Da ich im 'Jugendgefängnis' gewesen
war, war ich wie ein Zirkusdirektor... Ich passte mich an und übernahm die
Kontrolle.»
Er
habe keinen Respekt vor irgendeiner Autorität gehabt. Die längste Zeit am Stück
verbrachte er sechs Monate hinter Gittern. «Ich kam raus und ging wieder rein.
Ich habe alles versucht: Drogentherapie, Beratung und alle Selbsthilfegruppen,
die man sich vorstellen kann. Man beginnt zu glauben, dass es nichts und
niemanden gibt, der sich darum kümmert. Niemand hat gemerkt, dass ich wegen all
meiner Familienangelegenheiten zusammengebrochen bin.»
Gewohnt, den Schmerz zu verbergen
Wegen
eines Sorgerechtsstreits um die eigenen Kinder habe er versucht, sich das Leben
zu nehmen. «Man gewöhnt sich daran, die Schmerzen zu verbergen.» Er
merkte, dass sich etwas ändern muss.
Als
ihn ein Gefängnis-Seelsorger fragte, ob er im «Kairos»-Programm (einem
Bibelkurs) mitmachen wolle, war er dabei. «Ich hatte nichts zu verlieren.»
Mittendrin «sah» Rob seine Tochter als Neugeborenes in seinen Armen und konnte
sogar ihren sanften Babygeruch riechen. «Gott sagte mir, er würde mir wieder zeigen, wie man liebt», erinnert sich Rob.
Liebe gespürt
Die
Auswirkungen des Programms waren tiefgreifend. Die Bibel machte nun plötzlich Sinn
für ihn. «Ich
las über Petrus in der Apostelgeschichte, wo ein Licht in der Zelle leuchtete
und ein Engel des Herrn erschien. Wow! Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass
Gott sich um mich kümmerte und in meinem Leben sein wollte.»
Als
Rob Christ wurde, verändert er sich völlig. Er wurde vor etwa fünf Jahren zum
letzten Mal entlassen, und statt wie früher kehrte er nicht mehr zu seinen alten
Gewohnheiten zurück. Freiwillige aus dem Programm besuchten ihn. «Diese Jungs
kamen und halfen mir wirklich. Ich habe jetzt viele Freunde.»
«Wie ein Baby»
«Ich
habe Liebe, Hoffnung und Glauben gefunden, als mir völlig fremde Menschen beistanden.
Ich wurde wie ein munteres Baby, als Gott mir diese Liebe zeigte.» Er habe ihm
so viel Liebe gezeigt. «Ich musste einmal ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Ich hörte, wie einer Frau gesagt wurde, dass ihre Mutter es nicht schaffen
würde. Ich sah, dass sie ein Kreuz am Hals trug und sagte: 'Behalte deinen
Glauben, Liebes'. Sie drehte sich herum. 'Kennst du Gott?', fragte sie mich.
Ich antwortete: 'Ja, ich habe ihn vor vier Jahren im Gefängnis kennengelernt.'»
Rob
Young staunte: «Sie erzählte mir etwas, das mich umgehauen hat: 'Meine Mutter
schreibt seit vielen Jahren an Gefangene.' Also ging ich zu ihrer Mutter, die
im Sterben lag, und erzählte ihr, dass sie einen Unterschied macht; ich war im Gefängnis Christ geworden. Sie sagte: 'Der Herr segne dich' und schloss ihre Augen.»
Inzwischen
ist auch die Beziehung zu seiner Familie geheilt. Gott hat zudem die
Beziehung zu einem Polizisten verändert, der ihn verhaftet hatte. Sie sind
jetzt Freunde. «Wenn Gott das tun kann – ich hatte einen tiefen Hass auf die
Polizei –, dann kann er alles tun.»