Er war einmal

Im Griff der Kaufsucht

Ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer haben Mühe, ihre Einkaufsgewohnheiten zu kontrollieren. Peter Berger war jahrelang im Griff der Kaufsucht.
Das Beste gut genug: Peter im Sportgeschäft.
Zahlen, die schmerzen.
Peter Berger
Mit seiner Frau Dorothe konnte Peter seine Sucht ablegen.

"Es war wie ein Zwang, ich konnte nicht anders! Ich wusste, eigentlich kann ich es mir gar nicht leisten, aber ich musste es einfach haben. Die Lust zu kaufen war viel zu gross", so beschreibt Peter Berger heute sein Verhalten. Vor gut zehn Jahren kaufte er sich ohne Bedenken die schicksten Sportbekleidungen oder die edelste Stereoanlage, auch wenn das weit über seinen finanziellen Möglichkeiten lag.

Er konnte nicht Nein sagen, wenn ihm etwas angeboten wurde. An der Weinmesse in den Berner Messehallen liess sich der gelernte Käser gerne erlesene Weine einschenken. Nach ausgiebiger Degustation unterschrieb er dann freizügig Bestellungen von mehreren tausend Franken. "Es war ein grossartiges Gefühl, ich fühlte mich dabei wie ein König", erinnert er sich.

Auf grossem Fuss

Als Single lebte er auf grossem Fuss. Vielen seiner Kollegen sass das Geld locker in der Tasche, da wollte er mithalten. "Ich sehnte mich nach Anerkennung und Liebe und wollte bei meinen Kollegen Eindruck machen, ich verglich mich auch mit anderen." Berger war mit acht Geschwistern in einfachen Verhältnissen im Emmental aufgewachsen. Der christliche Glaube prägte die Familie. Peter lernte Käser, arbeitete erst im Beruf und dann in einer Glacefabrik. Nach einigen Jahren wechselte er den Beruf und wurde Pfleger in einem Altersheim.

Die Sehnsucht steigt

"Die Sehnsucht nach Anerkennung wurde grösser, ich kaufte immer mehr und die Schulden stiegen", so Berger. "Ich begann Kredit aufzunehmen, um den Wein zu bezahlen, dann folgten weitere Kredite, um die Steuern, die Krankenkassenprämien und die Zinsen bezahlen zu können." Mit der Zeit wuchs der Schuldenberg auf über 50'000 Franken. Mit jeder neuen Rechnung stieg auch die Angst. Peter Berger versteckte die Rechnungen irgendwo zuunterst in einer Schublade. "Ich wollte der Realität nicht in die Augen schauen. Ich dachte: aus den Augen aus dem Sinn. Ich musste aber immer wieder daran denken, und die Last wurde mit der Zeit schwerer."

Ein schwerer Rucksack

Peter hatte mit dem christlichen Glauben gebrochen - bis eine seiner Schwestern an Krebs erkrankte. Die Familie versammelt sich an ihrem Krankenbett, um für sie zu beten. Auch Peter ist dabei. "Mir ist es damals schlecht gegangen, ich wusste nicht mehr weiter mit meinen Schulden." Als seine Geschwister merken, dass es Peter schlecht geht, kommt es zu einer offenen Aussprache. Dann beten seine Eltern mit ihm. "Da konnte ich im Gebet Gott meine ganze Last hinlegen. Ich bat Jesus, neu in mein Leben zu kommen." Nach dem Gebet ist Peter erleichtert: "Ich spürte, wie ich frei wurde, als hätte ich einen Rucksack abgelegt."

Ab diesem Zeitpunkt macht Peter keine Schulden mehr und beginnt seelsorgerliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er zieht nach Biel, wo er sich der landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu anschliesst. Seinen Schuldenberg versteckt er jedoch solange als möglich und spricht auch nicht mit seinem Seelsorger darüber.

Abtragen des Schuldenbergs

1999 heiratet er, noch mit 40'000 Franken verschuldet. Ein halbes Jahr später erfolgt die erste Lohnpfändung. Seine Frau Dorothe ist komplett überrascht. Peter hat keine andere Wahl: Er orientiert seine Eltern, Verwandten, Freunde und auch die Kirchgemeinde. Nun geht's ans Aufräumen. Das Haushaltsgeld wird weitgehend gekürzt, Bergers leisten sich nur das Allernotwendigste. Stück für Stück tragen sie den Schuldenberg ab. Viele helfen mit, eine Frau stellt ein zinsloses Darlehen zur Verfügung. In den folgenden eineinhalb Jahren tragen Peter und Dorothe 38'000 Franken Schulden ab.

Peter hat sich berufsbegleitend zum Sozialtherapeuten weitergebildet. Er hat gelernt, Nein zu sagen und macht heute sein Kaufverhalten transparent. Immer wieder spricht er mit anderen darüber. "Wenn ich heute was kaufe, frage ich mich vorher immer, brauche ich das wirklich? Wenn das nicht ganz klar ist, dann Tschüss. Heute habe ich die Kauflust im Griff und nicht sie mich, wie früher." Er betet jeden Morgen mit seiner Frau zusammen ein Gebet um Schutz und Bewahrung vor falschen Versprechungen und vor der Kaufsucht.

Datum: 20.04.2009
Autor: Willy Seelaus
Quelle: Jesus.ch

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