Befreit

Wie Yusuf E. seine Spielsucht überwand

Mit Glücksspielen will Yusuf seine Finanzen wieder in den Griff bekommen. Doch nun packt ihn die Sucht. Er kann kaum mehr an etwas anderes denken als ans Spielen. Acht Jahre lang verbringt er viele Nächte beim Spiel - und verliert viel Geld. Die Situation wird so schlimm, dass sich Yusuf umbringen will. Doch dann erfährt der Muslim überraschend Hilfe - von Jesus.
Wieder glücklich: Yusuf und seine Frau Christine.
Endlich frei: Jesus löste die Fesseln der Spielsucht im Leben von Yusuf.
„Yusuf E. führte ein Doppelleben: im Gottesdienst Christ, aber sonst ein Geldspieler.“

"Wissen Sie, man kann an nichts anderes mehr denken als ans Spielen", sagt der heute 53-Jährige, "man denkt, heute habe ich Glück, heute Abend gewinne ich mein Geld zurück. Und dann spielst du die ganze Nacht und alles ist weg." Begonnen hat es ganz harmlos. Als Jugendlicher spielt Yusuf E. gerne mit Kollegen in einem türkischen Restaurant am Bodensee. Man spielt um Getränke und kleine Beträge. Als er mit 28 Jahren, kurz nach der Heirat mit einer Schweizerin, finanzielle Probleme bekommt, geht er mit mehreren hundert Franken im Sack zum Geldspielautomaten und hofft auf fette Gewinne. Stattdessen bleibt das Geld im "einarmigen Banditen". Weitere Noten setzt er im Kartenspiel mit Freunden ein. "Wir waren etwa 15 bis 20 Männer, die regelmässig in diesem Lokal spielten." Zu dritt und viert spielt man Skat, Poker oder Bridge.

Den halben Lohn verspielt

Manchmal gewinnt Yusuf ein wenig, pokert weiter, nach der Polizeistunde halt zu Hause bei jemandem, zuweilen die ganze Nacht. So geht es Monate und Jahre. Getrieben vom Gedanken, jetzt werde er sein verlorenes Geld endlich zurückholen, verspielt er auch mal den halben Lohn am selben Tag. 1981 muss er erstmals einen Bankkredit aufnehmen. Doch auch dieser Betrag ist schnell wieder weg. Er muss sich von Freunden mit irgendeinem Vorwand Geld pumpen, um die Zinsen zu zahlen. Eine weitere Bank gibt ihm einen Kleinkredit, angeblich, um sich Möbel anzuschaffen. Yusuf entwickelt ein schlaues System des Geldverschiebens und schafft es, immer im letzten Augenblick die Schulden zurückzuzahlen und neues Geld aufzutreiben. Er schläft kaum. Es sei ihm heute wie ein Wunder, dass er mit so wenig Schlaf ausgekommen sei. Immerhin arbeitet er tagsüber hart in einer Glaserei.

Ständige Ausreden und Lügen

Lange kann Yusuf seine Spielsucht, die er damals natürlich selbst nie zugegeben hätte, vor seiner Frau verbergen. Mit raffinierten Ausreden erklärt er seine fast ständige Abwesenheit zu Hause. Oft muss er angeblich einem Freund etwas reparieren oder aus der Patsche helfen. "Ich musste ständig lügen", so Yusuf. Wenn seine Frau verzweifelt nach dem Grund seines Fernbleibens fragt, schiebt er die Schuld auf sie und gibt sich unzufrieden mit der Ehe. Selbst, als seine erste Tochter zur Welt kommt, hält ihn dies nur kurze Zeit an Abenden oder Wochenenden zu Hause. 1982 gesteht er seiner Frau Christine, dass er grosse Schulden habe. Sie leidet, zeigt aber Verständnis, denn erst seit Kurzem hat sie selbst zum christlichen Glauben gefunden, der ihr in der schwierigen Situation Halt gibt. Sie will auch Yusuf von ihrer Erfahrung mit Jesus erzählen. "Lass mich in Ruhe damit", wehrt ihr Mann ab.

Suizid als einzigen Ausweg?

Zwei Jahre später besteht die Schuldenlast aus insgesamt drei Bankkrediten. Der Druck ist enorm. Immer mehr erkennt Yusuf seine auswegslose Situation. "Wohin führt das alles?", fragt er sich, "wie komme ich da je wieder raus?" Einen Moment denkt er ans Abhauen. Doch es wird ihm schnell klar, dass man ihn wieder finden würde. Die Vorstellung der Schande hindert ihn daran. So schickt er seine Familie zu den Schwiegereltern und plant die Flucht aus dem Leben: Selbstmord, der wie ein Unfall aussieht. Damit würden die Kredite verfallen und für seine Familie wäre durch die Versicherung gesorgt. Aber innerlich ist Yusuf verzweifelt. Als Muslim ist er sich bewusst, dass Suizid vor Allah nicht richtig ist. Und so betet er vor der letzten Nacht weinend: "Allah, hörst du mich? Ich weiss, es ist Sünde, aber ich sehe keinen andern Weg mehr. Bitte vergib mir!" Erschöpft schläft er ein.

Ein erster Schritt im Glauben

Als Yusuf am andern Morgen durch das Telefon seiner Frau geweckt wird, geschieht etwas Merkwürdiges: Die Last auf seinem Herzen ist weg. Er spürt so etwas wie Hoffnung in sich. Die beiden treffen sich für ein Gespräch. "Yusuf, was ist passiert? Du bist ganz anders, ist etwas geschehen?", fragt Christine, als sie ihn sieht. Die Anspannung der letzten Tage ist von seinem Gesicht gewichen. Für Christine ist es ein Zeichen, dass Jesus ihren Mann angerührt hat. "Darf ich mit dir beten?". Etwas widerstrebend erlaubt er es ihr. Drei Wochen später reisen sie zu einem mehrtägigen christlichen Treffen ins Tessin. Yusuf fühlt sich hier wohl und er entscheidet sich, sein Leben künftig Jesus Christus anzuvertrauen. Wieder zu Hause schliessen sie sich einer christlichen Kirche an und Yusuf lässt sich taufen.

Rückfall und Befreiungsschlag

Eigentlich will er nur schnell in jenem Lokal einen Kaffee trinken. Doch die Kollegen überreden ihn "nur zu einem kleinen Spielchen, nichts weiter". Yusuf kann nicht widerstehen und gerät wieder in die alte Situation. "Schlimmer als vorher", sagt er heute. Mehr als zwei Jahre zieht ihn die Spielerei in den Bann. Zwar mimt er am Sonntag den Christen in der Kirche, innerlich ist er gespalten: "Ich führte ein Doppelleben." Wenn er nur an diesem Restaurant vorbeigehen will, zieht es ihn wie einen Magneten hinein. Er habe nichts machen können. Mittlerweile hat er Schulden in fünfstelliger Höhe. Seine Frau und Christen aus verschiedenen Kirchen, die ihn kennen, beten viel für ihn. Wieder geht er an eine christliche Freizeit in den Bergen, diesmal allein. Es ist eine Fastenwoche. Dort begegnet er Männern und Frauen, die ihn ermutigen, mit Gott ganze Sache zu machen. Yusuf bekennt vor Gott alle seine Fehler, auch Schuld aus seiner Vergangenheit wird ihm bewusst. Er bittet Jesus Christus um Vergebung. Das ist der Befreiungsschlag. Der Bann des Glückspiels ist gebrochen. Total verändert kommt er nach Hause. Seine Frau kann es kaum fassen. Er ist wie ein anderer Mensch. Mit der Spielsucht ist auch seine Nikotinsucht weg. Es zieht ihn nicht mehr in jenes Lokal. Freunde aus der Kirche helfen ihm und es ergeben sich gute Abzahlungsmöglichkeiten. Zwar wird er noch jahrelang Geld zurückzahlen müssen, doch das Grundproblem ist gelöst. Ein völlig neues Leben beginnt für Yusuf, Christine und die ganze Familie.

Datum: 25.08.2008
Autor: Fritz Herrli
Quelle: Jesus.ch

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