„Sie war so perfekt“
Eines Abends kommt Debbie (17) heim und sagt zu Daddy: „Jetzt habe ich den Mann meines Lebens gefunden! Ihn will ich, ihn werde ich bekommen.“ Ein halbes Jahr später ist es so weit. Sie ist total verliebt. Die Beauty und der Sunnyboy – das Traumpaar.
Halbe Sachen gibt’s nicht für Debbie. Um ihm zu gefallen, um ihm zu genügen, prüft sie sich kritisch im Spiegel. Wo hat sie ein Kilo zuviel? Ihn kümmert das nicht – aber sie fährt sich fest. Eine Spirale beginnt sich zu drehen. Sie will alles tun, damit die Beziehung funktioniert.
Erbrechen als Ventil
Das Erbrechen wird zum Ventil für den Druck, den Debbie in sich spürt. Wenn sie sich von ihm verletzt fühlt, isst und bricht sie. Und das in immer kürzeren Abständen. Die Bulimie schwächt sie. Nach einigen Monaten arbeitet sie nur noch halbtags.
Sie will es schaffen, aus eigener Kraft – und spürt doch, dass sie Hilfe braucht. Sie schluckt eine Menge Tabletten, aber so auffällig, dass es die Eltern gleich merken. In der Klinik versucht sie sich aufzufangen und die Beziehung wieder zu kitten. Weitere Aufenthalte folgen, doch da fühlt sie sich als Christin nicht verstanden. Sie kommt nach Hause, weil sie die Lehre abschliessen will.
Schmerz, der immer wieder kommt
Sie wird immer dünnhäutiger, empfindlicher. Erträgt das Leben nicht mehr, stürzt ab in Depressionen. Sie weint in ihrem Zimmer. Die Bulimie bleibt ihr Begleiter. Manchmal geht der Vater mit ihr Auto fahren, wenn sie ihren Schmerz spürt. Sie wünscht, nachts eingeschlossen zu werden.
Eine Zeitlang geht es ihr besser. In der Klinik heisst es, sie sei nicht suizidgefährdet. Obwohl es geschieht, dass Menschen mit Ess- und Brechsucht sich das Leben nehmen. Eines Morgens ist sie sehr niedergeschlagen. Die Mutter redet ihr zu, betet mit ihr. Debbie weist sie ab. „Wir geben dich nie auf“, sagt ihr die Mutter unter Tränen.
„Ciao Mami“
Kurz vor elf Uhr kommt sie aus dem Zimmer und sagt ausdruckslos: „Ciao Mami“. Sie geht aus dem Haus – und kommt nicht mehr heim. „Vier Tage haben wir sie gesucht. Gesehen haben wir sie nie mehr“, seufzt die Mutter. „Als man sie gefunden hatte, wollte man uns ihren Anblick ersparen.“
Ihren Eltern und Grosseltern und den besten Freundinnen hinterlässt Debbie Abschiedsbriefe. In jedem Brief kommt durch, dass das Leben nur mit Jesus Sinn macht. Mit der Grossmutter hat sie viel über den Glauben gesprochen. Ihr schreibt sie, dass sie Jesus ihr Herz geben soll.
„Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Leben ohne meine Schwester weitergehen kann. Wir weinten zwei Wochen lang. Es tat wohl, dass viele Freunde aus der Kirchgemeinde kamen und mit uns weinten.“ Und die Mutter fügt an: „Wir empfingen viele Zeichen, die uns trösteten.“
Im „Fenster zum Sonntag“ auf SF2 am 19. + 20.11.2005 :
http://www.sonntag.ch/tv/detail.asp?ID=966
Hilfe bei Essstörungen im Internet
www.netzwerk-essstoerungen.ch
www.schnaeggehuus.com
Datum: 17.11.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch