Mit Gott auf Du

Ein Student findet zurück

Schon als Kind spürte Roman Bernhard eine tiefe Geborgenheit in der Umgebung der Kirche. Aber als Konfirmand bekam er dann so seine Zweifel. Die eigentliche Wende erlebte er als Student.
Roman Bernhard

Mein Weg hin zu Gott, oder besser: zurück zu Gott, begann in meiner Kinder- und Jugendzeit. Gott spielte für mich schon früh eine bedeutende Rolle. Ich war als Einzelkind in der Umgebung der Evangelischen Landeskirche aufgewachsen, und in Lagern, Wochenenden und anderen kirchlichen Anlässen hatte ich die Gemeinschaft mit andern Kindern genossen. Ich spürte dort eine tiefe Geborgenheit. Von den Eltern und vom Bibel- und Religionsunterricht in der Schule sog ich alles über das Christentum in mich auf, was ich nur mitkriegen konnte. Freude hatte ich vor allem an den vielen Geschichten. So wurde mir ein freundliches, durchaus positives Bild von Gott und dem Christentum vermittelt.

Auf dem Weg zur Konfirmation jedoch wurde ich skeptisch und hinterfragte meine kindlichen Vorstellungen. Immer weniger konnte ich mich mit ihnen identifizieren. Alles erschien mir irgendwie gekünstelt, konstruiert, lebensfremd. Vor allem die Institution Kirche störte mich. Ich betrachtete sie als Profiteur eines menschlichen Gedankengebäudes. Gott, Glaube und Kirche waren für mich damals eins. Eine Kirche, die mir vorschreibt, ich müsse mindestens 12 Mal in den Jugendgottesdienst gehen, um konfirmiert zu werden, die brauchte ich nicht. Also sagte ich mich nach der Konfirmation (Geschenke nimmt man ja gerne entgegen) davon los und ging meinen eigenen Weg.

Während fünf Jahren sprach ich kein einziges Gebet mehr - und es ging gut. Diese ganze Zeit über lebte ich nach meinen eigenen Wünschen, Gefühlen und nach meiner Vernunft. Ich hielt es mit dem Lustprinzip, war aktiv in verschiedenen Vereinen, engagiert in der Jugendarbeit, machte Musik, trieb Sport, sozusagen immer auf Achse - und es ging gut. Das sollte aber alles anders werden, als ich meine Matura erfolgreich abgeschlossen hatte.

Bis jetzt waren alle meine Schritte mehr oder weniger vorgezeichnet. Aber was sollte nun werden? Ich wurde unsicher, fühlte mich irgendwie ohne Halt. Alle freundlichen Ratschläge von verschiedenen Menschen brachten nicht viel. Es fehlte mir eine innere Überzeugung, wie es denn nun weitergehen sollte. Diese Ungewissheit frass mich innerlich auf. Ich wurde unzufrieden mit mir selbst, obwohl doch alle Abschlüsse für meine Fähigkeiten sprachen.

In dieser Haltung also begann meine Studienzeit in Zürich. Es war nicht einfach, so im Ungewissen jeden Tag zwei Stunden Zugfahrt auf mich zu nehmen, Zeit zu haben, um nachzudenken über meinen Weg. Und ich dachte nach. Ich dachte an früher. "Was war denn anders?", fragte ich mich. Da kam mir ein erstes Mal seit langem Gott in den Sinn. "Nein, Gott kann es nicht sein, ich schaffe das auch ohne ihn!", sagte ich mir. Und es blieb die Ungewissheit. Ich fühlte mich allein, sah keinen Ausweg, obschon all dies meinem spontanen Naturell gar nicht entsprach. Die Menschen um mich herum verstanden meine Unzufriedenheit nicht. Was sollte ich tun?

Irgendetwas wollte, dass ich im Februar '95 in ein Skilager ging, das Skilager von Campus für Christus. Es sei preiswert, und falls das eine Sekte sei, könne ich ja mit meinem GA wieder nach Hause fahren, vereinbarte ich mit meinen Eltern. Nach Hause ging ich, ja, aber als veränderter Mensch, voller Tatendrang und Freude im Herzen. Was war geschehen? Ich lernte Menschen kennen, die eine innere Ausstrahlung verströmten, die mich faszinierte. Ich spürte von Beginn weg eine Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft und Liebe unter den Teilnehmern. In all den Lagern, die ich während meiner Jugend mitgeleitet hatte, hatte ich so etwas nie erlebt. Auch in mir selber spürte ich eine Veränderung: Eine Freude schien zu sein, ich sah meinen Lebenssinn deutlich vor mir. Mir wurde klar, dass in meinem Leben nicht Karriere, materieller Wohlstand und Anerkennung bei den Mitmenschen im Zentrum stehen sollten, sondern Jesus. Was zählt, ist primär meine Beziehung zu Gott und meinen Mitmenschen! So wurde ich Christ.

Seitdem hat Gott mein Leben grundlegend verändert: Ich lebe viel bewusster, versuche in jeder Situation mein Bestes zu geben und ich selber zu sein, ohne Rollen und Masken. Gott hat mir einen neuen Halt geschenkt, der mich für meinen weiteren Weg motiviert. Auch für andere Menschen will ich ein Vorbild, ein Licht sein. Christsein ist für mich zur Lebensaufgabe geworden, denn Gott braucht mich so, wie ich bin, und er gibt mir dafür die nötige Kraft.

Was ich in all meinen Kindes- und Jugendjahren nie vermittelt bekam, war die Tatsache, dass Gott etwas Persönliches ist, dass man zu Gott eine persönliche Beziehung pflegen kann und soll, die durch Geben und Nehmen gekennzeichnet ist. Die Schlussfolgerung, dass Gott, Glaube und Kirche eins seien, stellt sich jetzt im Nachhinein zwar als Fehler heraus, doch habe ich so persönlich für mein Leben viel dazugelernt. Und wer weiss: Vielleicht hätte ich Gott ohne diesen Trugschluss nicht so früh in meinem Leben kennen lernen können, was schade gewesen wäre, denn was mich wirklich begeistert:

Gott hält stets zu mir! Er liebt mich, freut sich mit mir und berät mich in allen Lebensfragen ganz persönlich, treu und zuverlässig.


Webseite: www.campuslive.ch

Datum: 15.12.2003
Quelle: Jesus.ch

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