Jesus in der Mitte

«Da war jemand, der wusste mein Vakuum zu füllen»

Er nahm als Jugendlicher täglich 200 Milligramm Anabolika, um Anerkennung und Bestätigung zu finden. Sie wurde mit 16 Monaten von ihren überforderten Eltern zur Tante nach Jugoslawien abgeschoben. Frank und Jasna Bucher haben beide eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Und beide haben eine Erfahrung gemacht, die ihr Leben komplett veränderte. Hier erzählt das Ehepaar seine Geschichte.


Frank und Jasna Bucher

Mein Name ist Frank Bucher, und wir wohnen im wunderschönen Aargau in Suhr bei Aarau. Wir haben zwei Söhne; Jason ist fünf Jahre alt und Simeon ist sechs Monate alt.

Aufgewachsen bin ich als jüngster Sohn, ich habe noch zwei Brüder, in einem wohlbehüteten Elternhaus. Ich bin dankbar, dass ich liebe und verständnisvolle Eltern habe. Ihre oberste Priorität war immer: Wenn du ein Problem hast, egal was für ein Problem es ist, komm zu uns und wir reden darüber. Leider habe ich mir das nicht immer zu Herzen genommen und mir in der Jugendzeit doch einigen Ärger eingehandelt.

Alles nur Fassade

Nach meiner Lehrausbildung genoss ich mein Leben in vollen Zügen. Jedes Wochenende war irgendwo eine Party, ich trank und nahm auch leichte Drogen. Ich glaubte damals, nichts könne mich aufhalten. Ich merkte überhaupt nicht, dass das alles nur Fassade war und ich mich selbst belog. Kurze Zeit später fing ich mit Bodybuilding an. Ich habe mit diesem Sport angefangen, weil ich dachte, mit einem besseren Aussehen wachse automatisch das Selbstvertrauen. Nach einem Jahr intensiven Training bemerkte ich, dass sich der Körper nicht so entwickelte, wie ich es mir vorgestellt hatte. So kam es, dass ich anfing, Anabolika einzunehmen. Aber an Stelle der vorgeschriebenen Menge von 2 bis 5 Milligramm habe ich täglich 200 Milligramm genommen. Ich bekam Muskeln, von denen ich keine Ahnung hatte, dass sie überhaupt existieren. Ich hatte das Gefühl, ich sei der Grösste. Und so kam es wie es kommen musste. Mein Körper fing an zu rebellieren. Ich bekam Angstzustände, wurde depressiv. Ein Leben unter normalen Umständen war gar nicht mehr möglich. Der Höhepunkt war erreicht, als eines Tages meine rechte Körperhälfte völlig gefühlstaub wurde. Es folgte eine Zeit von längeren Spitalaufenthalten und ich brauchte fast fünf Jahre, bis ich einigermassen wieder aus dem Tief herausgekommen bin.

Eigentlich hätte ich eine Lehre daraus ziehen sollen, aber mein Leben bestand weiterhin aus Partys, viel Alkohol und ständigem Suchen nach Anerkennung und Bestätigung.

Jasna erzählt weiter.

«Ich wusste nicht, wohin ich gehörte»

Meine Eltern waren jung, als sie heirateten und gleich darauf in die Schweiz einwanderten. Ihr Ziel war es, Geld zu verdienen und rasch wieder nach Hause zu gehen. Ich bin hier in Zürich zur Welt gekommen. Gleich nach meiner Geburt kam ich in ein Kinderheim, wo ich von Montag bis Freitag war, bloss an den Wochenenden war ich bei meinen Eltern. Meine Eltern waren beide berufstätig, arbeiteten viel. Da sie keinen anderen Ausweg mehr sahen, beschlossen sie, als ich gerade 16 Monate alt war, mich zu meiner Tante nach Jugoslawien zu bringen. Bei dieser Familie habe ich die ersten paar Jahre meines Lebens verbracht. Kurz bevor ich in den Kindergarten kam, haben mich meine Eltern wieder zu sich in die Schweiz geholt. In diesen ersten fünf Jahren meines Lebens habe ich zweimal meine Familie gewechselt. Diese Herumschieberei, das Gefühl, nicht zu wissen, wohin man gehört, hat mich jahrelang begleitet.

Als ich fünf war, kam meine Schwester zur Welt. Gleich acht Wochen nach der Niederkunft ging meine Mutter wieder zur Arbeit. Meine Schwester und ich waren in einem Tageshort platziert. Zum Glück war meine Schwester ein kleines anhängliches Baby, das keinen Tag ohne unsere Mutter sein konnte. Unsere Mutter gab daraufhin ihren Tages-Job auf, war tagsüber für uns da und ging dann abends für ein paar Stunden arbeiten.

Wie ein ausgetrockneter Schwamm

Mein Leben war geprägt von einer anderen Kultur. Ich lebte in zwei Welten. Die eine war die Schweiz, wo ich zur Schule ging und meine Freundinnen hatte. Die andere war meine Familie, meine Sprache, mein Herz. Wir gingen jedes Jahr, wie so viele Ausländer, in die Heimat in die Ferien. Ach, war das schön. Ich liebte dieses Land. Aber glauben sie mir, so wie ich hier in der Schweiz eine Ausländerin war, so war ich es auch dort. Wieder dieses Gefühl, nicht zu wissen, wohin man gehört?!

Ich habe hier in Zürich die Schule besucht und habe eine kaufmännische Lehre in einem Treuhandbüro abgeschlossen. Meine damalige Arbeitskollegin war eine aufgestellte, frohe und liebenswürdige Person. Sie faszinierte mich mit ihrer Lebenserfahrung, aber auch mit ihrer Lebenseinstellung. Sie war es, die mir damals von Jesus erzählte.

Dass dieser Jesus mich liebt und all mein Verlangen stillen kann. Dass er mir Geborgenheit schenken will und mir vergibt, wo ich schuldig geworden bin. Dass er derjenige ist, der mir aus aller Not helfen kann, und dass ich bei ihm zur Ruhe kommen kann. Ich sog alles auf, wie ein ausgetrockneter Schwamm. Auch wenn ich Vieles nicht verstand, wusste ich immer, dass das, was sie mir erzählte die Wahrheit war. Kurze Zeit später lud sie mich an ein Vortragstreffen der «Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute» (IVCG) ein. Ich sass da und hatte das Gefühl, der Referent rede nur zu mir. Woher konnte er wissen, was tief in meinem Innersten vor sich ging?

Besondere Wärme

Zu dieser Zeit ging vieles in meinem Leben schief. Ich war an einem Punkt angelangt, wo ich wirklich nicht mehr weiter wusste. Als ich eines Tages weinend meiner Arbeitskollegin, von all meinen Problemen erzählte, antwortete sie daraufhin: «Jasna, du weisst alles, was ich dir über Jesus erzählt habe. Nur er kann dir helfen. Bitte ihn, in dein Leben zu kommen und dir zu helfen.» Ich ging ins Büro meines Chefs, er war gerade in der Mittagspause, ich faltete meine Hände und sprach eine einfaches Gebet: «Herr Jesus, komme in mein Leben, ich weiss nicht mehr weiter.» Mit diesem kurzen Gebet übergab ich Jesus mein Leben. Es ist nichts Aufregendes passiert, aber ich verspürte eine besondere Wärme.

Schritt für Schritt bin ich mit Jesus gegangen. Die Probleme haben sich nicht von heute auf morgen gelöst. Nein, aber geborgen in Jesus war ich fähig Bäume auszureissen. Endlich wusste ich, wo ich zuhause war und immer noch bin. Endlich wusste ich, da ist jemand, der hat mich von Anfang an geliebt und mich nie verlassen oder abgeschoben. Da war jemand, der wusste mein Vakuum zu füllen. Die Ruhelose fand ihre Ruhe! Ich bin einen langen Weg gegangen. Vieles war mit Schmerzen, Aufarbeitung und Loslassen verbunden. Aber der Weg hat sich gelohnt. Auch dieses Gefühl überall eine Fremde zu sein, hat sich durch Jesus in ein neues Bild gewandelt: Ich bin heute eine glückliche Schweizerin mit bosnischen Wurzeln.

Mit Gott ist alles möglich

1997 lernte ich Frank kennen. Nach dem ich schon vieles erlebt hatte, wusste ich mittlerweile genau, was ich wollte: Einen Mann, der mit mir und Jesus in der Mitte den Weg gehen würde. Ohne Wenn und Aber. Das habe ich dann Frank an unseren ersten Rendez-vous gleich vermittelt. Eineinhalb Jahre später waren wir verheiratet! Ohne Jesus wüsste ich nicht, wie unser Leben aussehen würde: Ein Mann mit seiner Vergangenheit, eine Frau mit meiner Vergangenheit, kann das gut gehen? Menschlich gesehen hätten wir kaum eine Chance gehabt.

Aber mit Gott, der uns all unsere Schuld vergibt, alle unsere Gebrechen und Verletzungen heilt, uns neu macht, ist es möglich.

Frank erzählt weiter.

Das Lechzen nach Annerkennung hatte ein Ende

Und so kam es, dass Gott, mir die Frau meines Lebens schenkte. Wir lernten uns an einer Geburtstagsfeier kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und redeten fast die ganze Nacht hindurch. In der darauf folgenden Woche rief ich sie an und wir haben in dieser Woche sicher 15 Stunden miteinander telefoniert. Was mich sehr beeindruckte, war, dass sie mir gleich von Anfang an erzählte, sie stehe im Glauben zu Jesus Christus. Eine Woche später trafen wir uns wieder und während wir miteinander diskutierten, waren wir uns einig, dass wir heiraten würden. Das nach einer Woche, wo wir uns doch kaum kannten!

Bei unseren täglichen Gesprächen erzählte sie mir immer wieder von Jesus. Anfangs Dezember 1997 nahm sie mich dann das erste Mal zu einer Weihnachtsfeier der IVCG Zürich mit. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was mich dort erwartete, doch schon beim Eintreten in den Saal überkam mich ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme. Jasna hat mir danach fast jeden Abend aus der Bibel vorgelesen. Für mich war das so entspannend, dass ich jedes Mal dabei eingeschlafen bin! Dennoch lernte ich Jesus jeden Tag ein wenig besser kennen. Ich war aber auch skeptisch. Konnte dieser Jesus heute genau so wirken und verändern, wie er das damals tat? Könnte er diesem ständigen Suchen nach Anerkennung und Sinn ein Ende setzen? Gäbe es bei ihm wirklich Antworten auf meine Fragen?

«Bist du schon aufgesprungen?»

Im Mai 1998 fuhren wir nach Salzburg zum Jahreskongress der IVCG. Am Samstagabend hat der Referent von Gottes Liebe und Güte gesprochen. Gott hätte alles für uns getan, das Einzige, was wir tun müssten, sei diese Liebe anzunehmen. Er unterstrich das mit einem Bild: Er sprach von einem Zug, der langsam an uns vorüber fährt. Noch ist der Zug langsam, wir haben immer noch die Möglichkeit aufzuspringen, aber irgendwann wird der Zug immer schneller und schneller und vielleicht verpassen wir ihn dann. Bist du schon aufgesprungen, war seine Frage? Diese Frage beschäftigte mich tief, ich spürte, dass sich in meinem Innern etwas regte.

Am Pfingstsonntag, während des Gebets, bat ich Jesus, in mein Leben zu kommen. In dem Augenblick wusste ich: Jesus hat mir vergeben! Ich konnte das erste Mal in meinem Leben loslassen: all meinen Probleme und all das, was schief gelaufen war. Die Tränen flossen wie ein Wasserfall! Mein Leben hat sich grundlegend verändert. Natürlich waren nicht alle Probleme auf einmal weg, aber ich durfte in den letzten sieben Jahren erfahren, wie Gott an mir arbeitet und mich immer mehr verändert. Körperlich geht es mir heute wieder sehr gut. Ich bin normalgewichtig und Sport betreibe ich mit meiner Familie: Wir unternehmen schöne Fahrrad-Touren, fahren Ski und am liebsten tobe ich mit meinem Jungen herum.

Beten vor Sitzungen

Auch das ständige Lechzen nach Anerkennung und Bestätigung hatte ein Ende. Dass ich angenommen und zutiefst geliebt bin, das wurde mir fortan zu Bestätigung.

In meinem täglichen Job bin ich auf die Hilfe von Gott angewiesen. Wenn ich weiss, dass eine geschäftliche Sitzung ansteht, bete ich immer vorher. Ich bitte Gott um Ruhe und um Weisheit. Früher waren unsere Sitzungen an Lautstärke kaum zu übertreffen. Heute erlebe ich einen Frieden, der mich immer wieder zum Staunen bringt. All meine Entscheidungen, bespreche ich immer mit Gott. So kann ich gewiss sein, dass die gefällte Entscheidung richtig ist. Wir sehen manchmal nur das, was vor Augen ist, Gott sieht aber viel weiter, auch in die Zukunft.

Vollständig auf Gott verlassen

Vor genau zwei Wochen stand ich wieder vor solcher einer Entscheidung: Wir hatten die Möglichkeit ein wirklich lukratives Geschäft zu übernehmen. Die Verhandlungsgespräche liefen schon seit ein paar Monaten. Die Zahlen wurden überprüft. Das Geschäft war topseriös, eigentlich stand einer Übernahme nichts mehr im Weg. Auch hier habe ich Gott um Rat gefragt.

Drei Tage vor der letzten Verhandlung bekam ich die Antwort von Gott. Seine Botschaft an mich lautete, die Finger davon zu lassen. Wir hätten uns finanziell für eine allzu lange Zeit verpflichten müssen. Und da man in heutiger Zeit nie weiss, wie es mit unserer Wirtschaft weitergeht, und wie es in fünf Jahren aussieht, war für mich klar, dass ich absagen musste. Es entlastet mich sehr, dass ich mich vollständig auf Gott verlassen kann und keine Entscheidungen treffen muss, die mir vielleicht zum Verhängnis werden könnten.

Autoren: Frank und Jasna Bucher

Datum: 08.01.2007
Quelle: Jesus.ch

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