Selbstzweifel, ein schlechtes Selbstwertgefühl und
Depressionen waren Michael Hamptons jahrelange Begleiter. Er erlebte kein grosses,
freimachendes Wunder, freut sich heute aber über das Leben, das Gott ihm
gegeben hat.
Michael Hampton (Bild: zVg)
Michael Hampton erlebte eine schöne
und glückliche Kindheit. «Allerdings litt ich schon damals an einem sehr
schlechten Selbstwertgefühl», sagt der heute 34-Jährige. «Ich kann nichts!» So
sagte er oft. Wenn er sich nicht einmal zutraute, die Hausaufgaben zu lösen, griff
ihm seine liebevolle Mutter mehr unter die Arme, als ihm gut getan hätte. In
Michaels Verwandtschaft gibt es Depressionen – auf Seiten beider Elternteile. Einige
Verwandte liessen sich ebenfalls in psychiatrischen Kliniken behandeln, dabei gab
es auch Suizide.
Herausfordernde
Jugendjahre
Sechs Schuljahre lang war
Michael ein beliebter Schüler. Nach einem Schulwechsel wurde er gemobbt. Sein
Gefühl, ein Versager zu sein, verstärkte sich in diesen Jahren enorm. Ein
Wohnortwechsel und der Besuch eines Anschlussjahres, wirkte positiv auf ihn und
alle waren erleichtert, dass er eine gute Lehrstelle fand. Er wollte
Elektromonteur werden. In den überbetrieblichen Kursen verglich er sich mit
anderen Lehrlingen und kam zum Schluss, dass er es nicht auf die Reihe bringen
würde. Selbst gute Schulnoten überzeugten ihn nicht vom Gegenteil. Das «Ich
kann nichts!» bestimmte sein Leben. Dazu kam ein handgreiflicher Zwischenfall
mit dem Lehrmeister. Mit achtzehn Jahren brach er die Lehre ab.
Krisenjahre
und grosse Liebe
Er ging zum Arbeitslosenamt
und absolvierte ein Motivationssemester für problembehaftete Jugendliche. In
diesen Monaten lernte er Michelle kennen – eine gläubige Christin. Sie
schleppte Michael nach Schweden mit, wo sie mit einer Gruppe Ferien machte. Es
waren mehrheitlich Christen aus ihrer Jugendgruppe. «Es war furchtbar», erzählt
er. Dauernd glaubte er, verurteilt zu werden. Einige sagten: «Glaubst du, dass
Gott es gut findet, dass du rauchst?» Solche Seitenhiebe setzten dem unsicheren
Michael zu.
In Schweden wurden Michelle und Michael ein Paar. Ihre Eltern
schienen von ihm jedoch nicht gerade begeistert zu sein. Heute hat er dafür
volles Verständnis. Ein rauchender und gamesüchtiger Sozialhilfebezüger ist
nicht gerade der Traumschwiegersohn von überzeugten Christen. Aber Michelle
hielt zu ihm.
Die Krise
zieht sich hin
Michael fand eine neue
Lehrstelle. Diesmal als Handbuchbinder, doch die Komplexe beherrschten ihn noch
immer. «Immer hatte ich das Gefühl, es nicht schaffen zu können.» Die Lehre
musste abgebrochen werden. Angstzustände kamen dazu, alles wurde immer
schlimmer. Er besuchte dann eine Tagesklinik und war in intensiver
psychiatrischer Betreuung. Parallel dazu wurden medizinische Untersuchungen
durchgeführt. «Obwohl viele Leute mir zu helfen versuchten, fühlte ich mich nicht
wertgeschätzt.» Michael fand nicht aus seinem Loch heraus. Medikamente
linderten sein Leiden etwas.
Gott dringt
durch
Weihnachten 2005 verbrachte
Michael bei Michelles Familie. Beim gemeinsamen Gebet betete er innerlich mit.
Es war ein Herzensschrei zum unbekannten Gott. Dann kriegte er Angst und
floh aus dem Raum, Tränen flossen, Michael hatte mal wieder eine Krise. Später
wurden kleine Karten mit Bibelversen verteilt. Auf seinem stand der Vers aus 2.
Könige, Kapitel 20, Vers 5: «Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen
gesehen.» Zum ersten Mal in seinem ganzen Leben fühlte er sich von Gott
angesprochen.
Doch dann kam wieder eine
schwere Zeit. Inmitten seiner Kämpfe gegen Suizidgedanken folgte Michael der
Einladung zu einem AlphaLive Kurs. Dort fand er zu einer lebendigen Beziehung
mit Jesus. Ein Feuer brannte in ihm und er erzählte allen von Jesus. «Das kam
meist nicht gut an.» Sein Umfeld dachte, er sei übergeschnappt. Viele wandten
sich von ihm ab. Für Michelle war Michaels Bekehrung eine Gebetserhörung. Die
beiden heirateten 2007 und freuen sich heute an ihren drei Kindern.
Veränderung
geschieht langsam
Michael mit seiner Familie
Heute geniesst Michael ein
erfülltes Leben. Trotz der Begeisterung für Jesus und der Freude seines in
vielen Bereichen veränderten Lebens, waren jedoch viele seiner Probleme erstmals
geblieben: Selbstzweifel, Komplexe, Depressionen – die dunklen Abgründe in
seiner Seele.
Doch langsam veränderte sich Michaels
Denken. «Ich begann zu verstehen, dass ich für Gott wertvoll bin – selbst in
einer Depression.» Diese hat er heute glücklicherweise seltener. Doch auch nach
vielen guten Monaten kann eine Depression ohne Vorankündigung über ihn
hereinbrechen. «Es dreht sich dann alles nur um mich, Jesus verliere ich total
aus den Augen.» Doch er weiss, dass diese «Löcher» nichts an seinem Wert und
auch nichts an Gottes Liebe für ihn ändern. Diese Depressionen dauern meist
zwei bis drei Wochen an.
Wertvolles
gewonnen
Viele Menschen haben oftmals
kein Verständnis für Depressionen. Auch damit musste Michael umzugehen lernen.
Bemerkungen wie «Streng dich an!» oder «Du simulierst doch nur!» sind schwierig
für ihn. «Manche Christen drängen, ich müsse mich von Gott heilen lassen.» In
diesen Momenten klopfen alte Komplexe wieder an.
Er lernt aber, dem «Ich genüge
nicht» zu widerstehen – denn Gottes Wert für ihn hat weder mit seiner Leistung,
noch mit seinem gesundheitlichen Zustand zu tun. «Jesus hat mich angenommen.
Darin besteht mein Wert!» Dies will er auch seinen Kindern vermitteln. «Ihr
seid wertvoll. Egal, wie leistungsfähig oder begabt ihr seid. Auch Probleme und
Krisen ändern nichts an dem Wert, den Gott euch gibt!»