Die Sehnsucht nach einem liebenden Vater blieb ungestillt. Nachdem
Harry Frischknecht zu einer lebendigen Beziehung mit Gott fand und seine eigene
Familie gründete, wurde er, was er selbst vermisst hatte: Ein Vater!
Harry Frischknecht
Der Vater war alkoholsüchtig
und die leidende Mutter oft depressiv verstimmt. Harry glaubte, für seine vier
jüngeren Geschwister verantwortlich zu sein. Die Bedingungen für eine gesunde
und unbekümmerte Kindheit waren nicht gegeben.
«Ich will
kein Nobody sein»
Harry wollte es allen recht
machen. Doch dies wollte dem Jungen nicht gelingen. So blieb das Gefühl ein
Versager zu sein. Nach einem missglückten Suizidversuch wurde er in eine
psychiatrische Klinik eingewiesen. Täglich zwölf Tabletten und Spritzen wurden
ihm verabreicht. Nach zwei Monaten in der geschlossenen Abteilung durfte er
wieder nach Hause. Die ambulante Therapie
zog sich aber noch viele Jahre dahin.
Minderwertigkeitskomplexe
nagten an Harry. Er schaffte es zwar, eine Lehrstelle als Elektromonteur zu
erhalten – trotzdem fühlte, nie genügen zu können. Und dies wollte er ändern.
Er hatte die verrücktesten Ideen, wie er Geltung gewinnen konnte.
«Gott liebt
mich!»
In der Lehrzeit kamen Harry und
ein Monteur öfters ins Gespräch und der Mann erzählte dabei auch von seinem
Glauben an Jesus. Harry reagierte ablehnend und zuweilen aggressiv darauf. Doch
dann begann er sich zu öffnen und es entwickelte sich eine vertraute Beziehung
zu Jesus. Von diesem Tag an begann sein Leben sich zu verändern.
Die Feststellung, dass der
allmächtige Gott ihn, Harry Frischknecht, bedingungslos liebte, brachte Heilung
in sein verwundetes Herz. All die Jahre hatte er sich nach Liebe gesehnt und unter
der Abwesenheit und Ablehnung seines Vaters gelitten. Jetzt erfuhr er die
unbeschreibliche Liebe eines himmlischen Vaters und die Anziehungskraft von
Dingen, die fälschlicherweise seine Defizite zu stillen versprachen, nahm immer
mehr ab.
Ein Vater
werden
Harrys Geltungsdrang verlor an
Kraft. Er verspürte eine bis dahin unbekannte Lebensfreude und wollte jedem
sagen, woher diese stammte. Doch trotz seiner positiven Veränderung sehnte er
sich noch immer nach einem Vater. Er konnte es zwar nur begrenzt in Worte fassen,
aber die Vatersehnsucht war ständig da.
Im Laufe der Jahre erfuhr
Harry bedingungslose Annahme durch Beziehungen mit Seelsorgern. An väterlichen
Freunden erkannte er eine grosse, lebensverändernde Kraft. Er selbst wollte ein
geistlicher Vater werden.
Vaterschaft
im Umgang mit den eigenen Kindern lernen
Mit 25 wurde Harry zum ersten
Mal Vater. Mit 30 hatte er drei Töchter. Später kam eine Pflegetochter dazu.Für sie wollte er der Vater
sein, den er selbst nicht hatte. Nicht dass er alles richtig gemacht hätte,
aber die Prioritäten waren gesetzt. So lernte er, was es heisst, seinen
Töchtern bedingungslose Annahme zu vermitteln.
Beim Zusehen, wie seine
Töchter aufwuchsen, konnte Harry seine Jugendzeit noch einmal durchleben. Die
Erinnerungen an seine eigene Kindheit, die von Pflichtbewusstsein und Ungenügen
geprägt war, wurden nun ersetzt durch den Anblick seiner Mädchen, die sich
einfach voller Freude in ihr empfangenes Leben hineingaben. Das war für ihn
sehr heilsam. Durch die Erfahrungen, als Familie unterwegs zu sein, wuchs in
ihm das Herz eines Vaters. Ein Herz, welches heute für viele Menschen schlägt.
Herzenstransfer
In unterschiedlichen Gemeinden
war Harry 25 Jahre lang Pastorund Gemeindeleiter. Dabei lernte er, mit Menschen unterwegs
zu sein. Als «Pastor der Herzen» wurde ihm klar: «Das wirklich Wichtige lernen
wir nicht in einem Seminar, sondern in Beziehung mit Vätern und Müttern.
Veränderung geschieht nicht durch das Vermitteln von Kopfwissen, sondern durch
einen Herzenstransfer.» Harry glaubt, dass dies für jeden Bereich des Lebens
gilt. Vieles wird von einer Generation zur nächsten weitergegeben.
«Elternschaft bedeutet, Leben, Wissen und Erfahrung von einer Generation auf
die nächste zu transferieren.»
Durch diese Erkenntnis verlagerte
Harry sein Engagement immer mehr von Programmen weg und zu Beziehungen hin. Heute
ist er für viele Menschen ein geistlicher Vater, jemand, der sie annimmt,
fördert und in ihrer Identität bestätigt. Er will Menschen nicht nur an seiner
«Sonnenseite», sondern auch an seinen Misserfolgen teilhaben lassen. Denn
gerade der Umgang damit muss gelernt sein, sonst kann zerstörende Bitterkeit entstehen.
Gott ist
der Ursprung aller Vaterschaft
Gott sandte Jesus als seinen
Sohn in unsere Welt und offenbarte dadurch das Wesen von Vater- und Kindschaft.
So gab er uns das Vorbild echter Herzensbeziehung.
Die Beziehung mit dem
himmlischen Vater hat Harrys Herz verändert. Genauso wie die Beziehungen mit
seinen Töchtern Veränderung bewirkte. Und viele Beziehungen, die er und seine
Ehefrau Beatrice heute pflegen, führen zu denselben Veränderungen. Menschen
erkennen ihre wahre Identität und wachsen in das hinein, wozu Gott sie
geschaffen hat.
Als Ehepaar gründeten Frischknechts
ein Haus für begleitetes Wohnen und als Seelsorger, psychosoziale Berater, Paartherapeuten
und Coach und begleiten sie in eigener Praxis zahlreiche Menschen auf ihrem
Lebensweg. Sich in Menschen zu investieren ist das Beste, das getan werden
kann.