Ein Haus für Drogenabhängige

Wenn Gott hilft

Vor 35 Jahren eröffnete Hanspeter Vogt mit seiner Familie ein Haus für Drogenabhängige. Sie sollten dort ihre Sucht loswerden. Daraus entstand eine ganze Bewegung. Hier schildert Hanspeter Vogt sein Erleben.
Hanspeter Vogt.
Das Therapiezentrum «Best Hope».
Hanspeter Vogt (links) mit Ehud Olmert, damals noch Bürgermeister von Jerusalem. Freunde von «Hope for the Nations» wischen während ihren Ferien kostenlos die Strassen Jerusalems.
Gottesdienst in der Kaleb-Gemeinde; sie entstand aus der Arbeit von «Best Hope».

«Ich war Primarlehrer und liebte diesen Beruf. Während meines Militärdienstes jedoch begegnete mir Jesus eindrücklich. Ich wurde Christ; er veränderte mich total. Mit meiner Frau begann ich eine Strassenarbeit. Über das Wochenende wandelte sich unser Haus zu einem Jugendhaus, wir versuchten Rauschgiftsüchtigen zu helfen.

Das Werk «Gott hilft» in Herisau war bereit, uns ein grosses Haus zu vermieten. Es hatte über 30 Räume. Ich spürte, dass wir dazu berufen waren und so zog ich mit meiner Familie im März 1972 ein. Wir hatten drei Kinder; der Jüngste war noch nicht im Kindergarten.

Bald hatten wir das Haus voll junger Menschen, die von ihrer Sucht loskommen wollten. Natürlich hatten wir nun kein geregeltes Einkommen mehr, dafür erlebten wir, wie Gott uns versorgt. Wir erhielten Geld, Waschmittel und viele weitere Zeichen der Güte.

Nach einiger Zeit stellte Gott mir zwei Seelsorger zur Seite. Sie halfen den Jugendlichen, sich von diesen dämonischen Mächten zu lösen. Viele erlebten Jesus als Helfer und Retter; freilich gab es auch einige, welche den Entzug abbrachen, aber das gehört leider dazu.

Eine Weiche wird gestellt

Ehemalige Drogensüchtige fanden zu Jesus. Die Gemeinschaft wuchs, und so entstand mit der Zeit eine christliche Gemeinde, die wir Kaleb nannten. Andere unserer Ehemaligen gründeten in Herisau Zefanja, eine Gemeinde und Lebensschule. Ich bin überzeugt, es sollte heute noch viel mehr solcher Gemeinden und Einrichtungen geben.

Einmal kam kam in unser Programm, das wir mittlerweile «Best Hope» nannten. Als er hörte, dass man bei uns nicht raucht, wollte er gleich wieder gehen. Aber er blieb zur Andacht. Am Schluss sagte der Seelsorger zu ihm: «So, Walter, komm nach vorne, wir wollen dich segnen.» Eigentlich hatte er so schnell wie möglich wieder aus dieser frommen Bude rausgewollt. Aber für ihn wurde sie zu einer Weichenstellung.

Dieser Walter leitet heute mit grossem Engagement das Messianische Zentrum St. Gallen.

«Wenn du Freude daran hast»

Einen anderen holten wir aus dem Gefängnis ab. Er war schlampig und verwahrlost. Aus ihm wurde ein Pfarrer und Professor, der sich auch um Süchtige kümmert.

Nun, wir erlebten auch die Schattenseite. Einer hatte die Therapie dreimal abgebrochen und starb schliesslich in einem unserer Zimmer an der Überdosis.

Wir mieteten ein altes Postauto. Damit fuhren wir am Samstag zum Plattspitz, eine damals berüchtigte Drogenszene. Wir servierten Kaffee, und wer wollte, konnte gleich mit uns kommen, wir brachten die Menschen in eine Auffangstation. Dort konnten sie sich überlegen, ob sie eine Therapie machen wollte. Einmal auf dem Platzspitz sass eine junge Frau im strömenden Regen. Ich fragte sie, ob ich für sie beten dürfe, sie setzte sich gerade die Nadel an. «Ja, wenn du Freude daran hast», entgegnete sie. So betete ich, und sie begann zu weinen.

Wir begannen Elternabende durchzuführen. Da gingen die Jugendlichen auf ihre Eltern zu und entschuldigten sich bei ihnen. Das schlug ein, wie eine Bombe. Es brachte Vergebung und Freudentränen. Dieses Leben war intensiv, und so sind wir im Herzen jung geblieben.

Dennoch merkten wir, dass unsere Zeit im Best Hope abgelaufen war und ein neuer Stiftungsrat folgen musste; andere Menschen, die nun dazu berufen sind.

Mit Walter Bachmann gründete ich «Hope for the Nations», eine Organisation, die auch in anderen Ländern lehrt, wie man durch Busse mit der Vergangenheit in Familie und Kirche brechen und neu anfangen kann. Die Kirchengeschichte ist gezeichnet von einer Blutschuld gegenüber den Juden.

Im 3. Jahrhundert löste sich die Kirche von ihren jüdischen Wurzeln und erklärte, sie sei nun stattdessen das von Gott geschenkte «Neue Israel». Die Juden dagegen seien auf ewig verdammt, weil sie Jesus gekreuzigt hätten. Das ist Fremdenhass und Antisemitismus pur. Dennoch verbreitete sich diese sogenannte Ersatztheologie auf der ganzen Welt. Wir erklären in unserer Arbeit, was nach der Bibel stellvertretende Busse über der Schuld der Väter und der Schuld der Kirche sei.

Paul Vogt, mein Vater

Mein Vater war Flüchtlingspfarrer. Er half im Zweiten Weltkrieg vielen Juden; das war ein Segen. Es heisst, der Segen der Eltern baut der Kinder Häuser. Im «Best Hope» hatten wir buchstäblich viele Häuser.

Gott war gnädig

Heute bin ich 72 und unterstütze Walter Bachmann in seinem Dienst. Auf die Strasse gehe ich nicht mehr. Wenn ich zurückschaue, erkenne ich die Gnade und die Liebe Gottes.”

Datum: 24.09.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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