Gegen die Krankheit Aids

„Gott hatte einen anderen Plan“

"Jesus hat mich von der Drogensucht befreit", erzählte Michael im ersten Teil seiner Geschichte. Gegen die Krankheit Aids muss er weiterhin kämpfen. Doch das ändert nichts an seinem Vertrauen in Gott.
Nicht mit Gottes Handeln gerechnet: Michael.


"Eine Beziehung aufbauen": Michael und Gabriela helfen Dorgensüchtigen. (Archivbild)

Eines Tages lernte Michael Gabriela kennen, eine Frau, die sein Leben nachhaltig prägen sollte. Gabriela war schon einige Jahre Christin. Sie verstanden sich auf Anhieb gut, weil sie der Glaube an Jesus Christus verband. Beide hatten sich entschieden, Jesus an die erste Stelle in ihrem Leben zu setzen - mit allen Konsequenzen. "Mit dem Thema Beziehung hatte ich eigentlich abgeschlossen", erzählt Michael. Doch die zwei verliebten sich und entschieden sich trotz widriger Umstände für eine gemeinsame Zukunft.

Kurze Zeit später nahm die Polizei einen Dealer fest, mit dem auch Michael früher Geschäfte gemacht hatte. Dieser hatte geplaudert und Michael den Handel mit 12 Kilogramm Haschisch angehängt. Die Polizei liess diesen Dealer frei, bevor Michael befragt worden war. Dadurch hatte dieser die Möglichkeit, Michael und die anderen beschuldigten Personen zu kontaktieren. "Er wollte sich mit uns treffen, um auszumachen, was wir der Polizei erzählen wollten", erklärt Michael. Diese Begegnung wurde für ihn zu einer grossen Herausforderung.

Berüchtigter Schlägertyp liest die Bibel

Der Mann war ein berüchtigter Schlägertyp, der mit Menschen, die ihm in den Rücken fielen, alles andere als zimperlich umging. Für Michael war klar, dass er nicht lügen würde. Als er den Männern erklärte, in seinem Leben aufräumen zu wollen und dass er deshalb zu seinen Fehlern stehen werde, waren die anderen völlig überrumpelt. "Für mich war es ein Wunder, dass sie nicht böse wurden und mir auch nicht drohten", so Michael.

Jeden Tag erwartete er, von der Polizei abgeholt zu werden. Er rechnete fest mit einer längeren Gefängnisstrafe. Gabriela und Michael wohnten zu dieser Zeit nicht weit voneinander und trafen sich jeden Morgen früh, um gemeinsam die Bibel zu lesen und zu beten. Eines Morgens stand dann die Polizei vor der Tür. Die Beamten waren völlig sprachlos, als sie Michael, diesen berüchtigten jungen Mann, beim Bibelstudium vorfanden. Sie durchsuchten sein Zuhause und nahmen ihn schliesslich fest. Im Gefängnis verbrachte er einige Tage in Einzelhaft. Diese Zeit nutzte Michael, um zu fasten und zu beten. "Ich las das ganze Neue Testament durch und erlebte eine wirklich gesegnete Zeit." Er bekannte seine Vergehen und beschuldigte sich selbst, mit 25 Kilogramm Haschisch gehandelt zu haben.

Auf Bewährung

Und wieder erlebte Michael Gottes einzigartiges Handeln. Er erhielt nur eine Bewährungsstrafe und eine hohe Geldbusse. "Dass ich nicht ins Gefängnis musste, war für mich ein wunderbares Geschenk", so Michael. Kurz vor der Gerichtsverhandlung verlobten sich Gabriela und Michael und heirateten bereits ein halbes Jahr später. Damals gaben ihm die Ärzte noch eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. Diese kurze Zeit wollte das Paar sinnvoll nutzen. Da beide ein Anliegen für Drogenabhängige hatten, meldeten sie sich für die Mitarbeit in einem christlichen Rehabilitationszentrum für Drogensüchtige.

Hier wurde aber vorausgesetzt, dass man zuvor eine einjährige Lebensschule absolvierte, die ein sehr ähnliches Programm beinhaltet wie das der drogenabhängigen Therapieteilnehmer. Während Gabriela nach der Lebensschule in der Therapiestation ein Jahr mitgearbeitet hatte, machte sich Michael als Informatiker selbständig. Schon während der Lebensschule wurde ihnen ihr Anliegen für Menschen bewusst, die in der Therapie noch nicht auf dem guten Weg zur Besserung waren.

Mit Drogenabhängigen unter einem Dach

Deshalb wollten sie fortan den Süchtigen auf der Strasse helfen. So pendelten die beiden einmal wöchentlich von Herisau nach Zürich. Einige Jahre später zogen sie wieder nach Zürich und besuchten immer noch wöchentlich Drogenabhängige an öffentlichen Plätzen. "Es geht darum, zu diesen Menschen eine Beziehung aufzubauen und ihnen praktisch zu helfen. Dann kann man ihnen auch von Jesus erzählen", berichtet Michael. Bereits acht Jahre waren Gabriela und Michael damals verheiratet. Während dieser ganzen Zeit lebten bedürftige Leute unter ihrem Dach: Drogensüchtige, Flüchtlinge oder Notleidende. Eines Tages besuchten Michael und Gabriela einen Anlass für Paare, bei welchen jeweils ein Partner HIV-positiv war.

Bei einem dieser Treffen lernten sie einen Mann aus England kennen, der dort AIDS-Kranke in den Tod begleitete. Der Austausch in der Gruppe fand statt und das Treffen neigte sich dem Ende zu, als sich dieser Mann Gabriela und Michael zuwandte und auf Englisch sagte: "Eure Tochter wird Anna heissen." Bislang waren Kinder für sie kein Thema gewesen. Für sich selbst hatte Gabriela die Entscheidung treffen können, mit Michael zu leben. Jedoch wollte sie keine Kinder der Gefahr einer Ansteckung aussetzen.

"Gott meint wirklich uns"

Nun spürten beide: "Gott meint wirklich uns." In der folgenden Zeit erwarteten sie Michaels Heilung. Es war für sie der einzig denkbare Weg, um Kinder zu bekommen, aber die Heilung blieb aus. Sie realisierten nicht, dass Gott einen anderen Plan hatte. "Zu stark waren unsere eigenen Vorstellungen, wie Gott nun handeln müsste, wir haben gar nicht nach seinem Willen gefragt", meint Michael. "Wir bekannten diese Schuld und entschieden uns, von nun an auch diesen Bereich in Gottes Hände zu legen." Jahre später schenkte ihnen Gott die Gewissheit: "Jetzt ist die Zeit reif!" Wieder tat Gott ein Wunder und schenkte ihnen nacheinander vier gesunde Kinder.

In der folgenden Zeit ging es Michael körperlich sehr schlecht. Schon Jahre zuvor waren einige seiner Freunde an AIDS gestorben und manches Mal stand das Paar am Grab eines lieben Menschen und fragte sich, wann es sie treffen würde. Denn medizinisch gesehen stand es gar nicht gut um Michael. Als sich der Familie die Möglichkeit bot, ein Haus zu kaufen, zögerten sie nicht lange. Gleichzeitig erhielt Michael den Bescheid, dass der seit Jahren schlummernde Hepatitis-C-Virus nun auch aktiv geworden war und begonnen hatte, seine Leber zu zerstören, was letztlich tödliche Folgen haben würde.

Gottes Gegenwart gespürt

Die Chancen, diese Krankheit erfolgreich therapieren zu können, stehen bei nur 10 bis 20 Prozent, da Michael am schwersten therapierbaren Genotyp von diesem Virus erkrankt war. Bevor er sich einer Behandlung unterziehen konnte, musste sein Immunsystem gestärkt werden. Als die Ärzte endlich mit der intensiven Behandlung beginnen konnten, stellte sich heraus, dass Michael überhaupt nicht darauf ansprach. "Obwohl dies die einzige Behandlungsmöglichkeit war, war ich nicht entmutigt. Ich spürte Gottes Gegenwart", erzählt Michael.

Etliche Male hatte ihn Gott vor der Einnahme von falschen oder zu hohen Dosen an Medikamenten bewahrt. Michael wusste, dass Gott über allem stand. Simeon, Michaels ältester Sohn, hat drei Kaninchen. Letzten Februar verschwand plötzlich eines der Tiere. Abend für Abend betete der kleine Junge, der Hase möge zurückkommen. Nach zehn Tagen unermüdlichen Bittens war das Tier tatsächlich zurück in seinem Käfig. "Als mir mein Sohn dies erzählte, glaubte ich ihm nicht", gesteht Michael.

Nicht mit Gottes Handeln gerechnet

Er überprüfte alle möglichen natürlichen Wege, wie der Hase hätte zurückkehren sollen, befragte Nachbarn und suchte nach Löchern im Zaun. Doch nichts kam dabei heraus. "Ich hielt einen Moment inne und war tief beschämt über mich." Obwohl sein Sohn um Gottes Eingreifen gebetet hatte, rechnete Michael nicht mit Gottes Handeln. Diese Begebenheit zeigte ihm, dass er wirklich in allen Bereichen mit Gottes Eingreifen rechnen durfte. "Medizinisch gesehen sollte es mit mir ständig abwärts gehen", meint Michael. Doch seit der abgebrochenen Hepatitis-C-Behandlung sind seine Werte entgegen aller Erwartungen stabil. "Wir beten nicht für eine Heilung um jeden Preis. Gottes Wille soll geschehen", so Michael. Für das Paar hat der Tod seine Macht verloren. Die Krankheit hat keine Macht mehr über sie. Gottes Wille solle geschehen, meint Michael. Egal, ob krank oder gesund, das Leben mit Gott sei einfach spannend. "Wenn Gott meint, meine Zeit auf Erden sei abgelaufen, dann weiss ich, dass er für meine Frau und die Kinder sorgen wird. Diese Gewissheit kann einem kein Mensch schenken. Ich weiss, Gott meint es gut!"

Autorin: Bianca Straub

Datum: 24.07.2007
Quelle: Ethos

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