Aids

Doch Gott ist grösser

Bereits mit sechzehn Jahren konsumierte Michael LSD, Haschisch und Alkohol. Jahre später erfuhr er nach einem Autounfall, dass er das HI-Virus* in sich trägt. Dann begann er in der Bibel zu lesen.
«Ich wusste, dass ein Freund von mir HIV-positiv war… mit ihm hatte ich auch schon die Nadel getauscht»


„Jesus machte mich nicht gesund, aber frei“: Michael.

Die ersten sechs Jahre seines Lebens lebte der kleine Michael in Indonesien. Dort waren seine Eltern als Missionare tätig. Dann kehrte die Familie in die Schweiz zurück, wo Michaels Schwierigkeiten begannen. «Obwohl ich deutsch sprach, war mir die Kultur hier völlig fremd. Ich war ein Aussenseiter», berichtet Michael. Der kleine Junge fühlte sich nicht akzeptiert und begann, sich auffällig zu verhalten. So wurde ihm wenigstens Beachtung geschenkt. Weder Michaels Eltern noch seine Lehrer kamen mehr mit ihm zurecht.

Dies führte dazu, dass er bereits mit zehn Jahren in die Schule für Schwererziehbare geschickt wurde. Doch dort wurde sein Verhalten alles andere als besser. Jeder Schüler brachte seine eigene Bürde mit in diese Klasse und die Kinder stachelten sich gegenseitig zu noch grösseren Dummheiten an. Gegen Ende der Primarschule verhielten sich alle etwa gleich: «Wir rauchten, schlägerten und klauten», so Michael.

Drogenkonsum als Teenager

Der Wechsel in die Sekundarschule machte den Teenager erneut zum Aussenseiter. Im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden konsumierte Michael bereits Alkohol und Haschisch. Die Schule interessierte ihn wenig – immer mehr drehten sich seine Gedanken um Drogen. Schon mit sechzehn Jahren konsumierte er LSD und Heroin. Die schlechten schulischen Leistungen machten es ihm unmöglich, seinen Wunschberuf zu erlernen. Deshalb entschied er sich für eine Maurerlehre. «Da verdiente man gutes Geld und fand leicht eine Anstellung», erzählt Michael.

Doch bereits nach einem Jahr brach er die Ausbildung ab. Viel zu sehr nahm ihn seine Drogensucht in Beschlag. «Mir sollte niemand etwas vorschreiben – ich wollte einfach nur das tun, wozu ich gerade Lust hatte», so Michael. Er jobbte mal hier, mal da und fand dann bei einer Computerfirma eine Anstellung, die ihm gut gefiel. Um seinen mittlerweile grossen Drogenkonsum finanzieren zu können, begann er im grösseren Stil zu dealen.

Eine Welt brach zusammen

Eines Tages fuhr er mit einem Freund übers Wochenende nach Deutschland, wo sie keine Minute schliefen. «Wieder zu Hause fuhr ich direkt nach Zürich, machte erneut eine Nacht durch und pumpte mich mit Drogen voll.» Am nächsten Tag schlief Michael am Steuer seines Autos ein. Schwer verletzt erlangte er im Krankenhaus wieder das Bewusstsein. Als er realisierte, was geschehen war, brach für ihn die Welt zusammen.

Michael war sich sicher, seinen Job verloren zu haben, denn die Polizei hatte sowohl in seinem Auto als auch in seinem Blut diverse Drogen gefunden. Im Spital wurde Michael vom Personal nur mit Handschuhen angefasst. Anfangs glaubte er, die Angestellten wollten sich an einem Drogenabhängigen einfach nicht die Hände schmutzig machen. Doch ganz langsam beschlich Michael eine Vorahnung. «Ich wusste, dass ein Freund von mir HIV-positiv war… mit ihm hatte ich auch schon die Nadel getauscht», erzählt Michael nachdenklich.

Nachricht: Infiziert mit dem HI-Virus

Seine Heilung ging sehr schleppend voran. Als der Arzt eines Tages Michaels Kiefer untersuchte, stellte er beiläufig fest: «Bei AIDS-Kranken geht die Genesung eben langsamer voran.» Diese unsensibel gestellte Diagnose traf ihn wie ein Hammer. Nun verlor er den letzten Rest an Lebensfreude und beschloss, nur noch zu tun, wozu er gerade Lust hatte.

Während der Zeit im Krankenhaus wurde Michael von verschiedenen Christen besucht. Alle erzählten ihm von Jesus und ermutigten ihn, den Drogen abzusagen. Aber Michael zeigte keinerlei Interesse. Diese Menschen hatten doch keine Ahnung von seinem Leben! Wenn der Weg aus der Abhängigkeit so einfach wäre, hätte ich es schon längst geschafft, dachte er. Schliesslich hatte er schon einige Male versucht, von den Drogen loszukommen. Erfolglos. «Ich hatte längst festgestellt, dass meine Abhängigkeit mich nicht frei, sondern gefangen machte. All meine Freundschaften waren zerstört, weil wir uns gegenseitig über den Tisch gezogen hatten.»

Ein Prediger schenkte ihm Gehör

Eines Tages besuchte ihn ein Prediger, der mit Jesu Hilfe selbst den Ausstieg aus den Drogen geschafft hatte. Diesem Mann schenkte Michael Gehör – es schien also doch noch Hoffnung zu geben. «Durch dieses Gespräch gelangte ich zur Überzeugung, dass es diesen Jesus wirklich gibt.»

Schon kurze Zeit später hatte er seine Vorsätze vergessen. Freunde holten ihn aus dem Krankenhaus ab und fuhren mit ihm nach Zürich, wo sie erneut Drogen konsumierten. Völlig high kehrte Michael ins Spital zurück. «Ich spürte, wie zwei Mächte an mir zogen», erzählt Michael. «Ich flehte Jesus an, mir zu helfen und mich wirklich frei zu machen.»

Erneuter Absturz

Als er endlich das Krankenhaus verlassen durfte, stürzte Michael wieder ab. Dennoch begann er, in der Bibel zu lesen. «Ich spürte, wie sich durch mein Bibelstudium die Dinge langsam veränderten. Von einem Tag auf den andern hatte ich kein Bedürfnis mehr, Heroin zu spritzen.» Gott hatte eingegriffen und tat ein Wunder an ihm. Von diesem Moment an entschied er sich von ganzem Herzen für ein Leben unter Gottes Führung.

Aufgrund seines Unfalls wurde Michael in verschiedenen Bereichen angeklagt. Wie durch ein Wunder wurden die meisten Anklagepunkte fallen gelassen, weil bei der Polizei Beweismaterialien verloren gegangen waren. Dass Michael trotz der vorgefallenen Dinge seinen Job bei der Computerfirma behalten konnte, stimmte ihn dankbar und machte ihn sehr glücklich.

«Es lohnt sich nicht, Zähne zu flicken»

Trotzdem folgte eine schwierige Zeit. Durch den Unfall hatte Michael einige Zähne verloren und sollte behandelt werden. Dieser Umstand machte ihm die Auswirkungen seiner Krankheit schmerzlich bewusst. «Die Versicherung meinte, es lohne sich nicht, meine Zähne zu flicken. Man behandelte mich so, als ob ich schon beinahe tot wäre. Das war ziemlich brutal.» Er musste sich richtig zur Wehr setzen, um die nötigen Behandlungen zu erhalten.

Michael lebte seinen Glauben nicht im stillen Kämmerlein. Immer noch traf er sich mit denselben Kollegen – er jedoch war nicht mehr derselbe. Er erzählte seinen Freunden von Jesus und war ein lebender Beweis dafür, dass dieser Jesus wirklich frei machen konnte.

Lesen Sie auch den zweiten Teil von Michaels Geschichte:
„Gott hatte einen anderen Plan“

* Humanes Immundefizienz Virus

Autorin: Bianca Straub

Datum: 25.07.2007
Quelle: Ethos

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