Wiederherstellung

„Ich fiel tief, bis ich Gott erlebte“

Stefano nahm Drogen, stürzte ab und wusste sich nicht mehr zu helfen. Durch Entzug und eine lange Therapie hat er eine neue Perspektive gewonnen. Einen festen Glauben und einen Sinn im Leben. Nun will er anderen Menschen helfen, die in Not sind.
„Meine Mutter war schockiert“: Stefano

Stefano weist eine lange Drogenkarriere auf. „Mit 14 Jahren kam ich von Italien in die Schweiz, wo mein Vater schon einige Zeit lebte. Die Integration in die Schweizer Kultur fiel mir schwer. Ich fand keinen Anschluss, lernte kein Deutsch und fand keinen Ausbildungsplatz. Ich stürzte unaufhaltsam ab: leichte Drogen, härtere Drogen, immer härter. Zuletzt nahm ich alles durcheinander – von Haschisch bis zum Heroin, welches ich mir spritzte. Einige Zeit lebte ich auf der Gasse. Der Letten in Zürich war meine zweite Heimat. Natürlich verlor ich sämtliche Jobs und damit die Existenzgrundlage.“

In der Abwärtsspirale

Die Abwärtsspirale dreht sich weiter; Stefano hat Selbstmordgedanken. In Zürich gibt es eine Heilsarmee-Teestube für Obdachlose. Stefano geht an Freitagen oft hin. „Ich wusste, dass ich so nicht mehr weiterleben konnte. Ich suchte einen Ausweg. Da kam mir die Frage des damaligen Leiters gerade recht: ‚Willst du nicht dein Leben Jesus anvertrauen?’ Ich stimmte zu, denn ich hoffte auf eine sofortige Besserung.

…und dieses Leben soll Sinn machen?

Nach diesem Entschluss ging es mir bald wieder so mies wie vorher. Will mir dieser Jesus überhaupt helfen? Ich flüchtete in die Drogen, um dort nach Sinn zu suchen. Obwohl ich tief in mir wusste, dass ich damit meine Sehnsucht nicht stillen konnte.

Zufällig erhielt ich eine Visitenkarte des Gassenarbeiters der Quellenhof-Stiftung. Er und der Leiter der Teestube empfahlen mir eine christliche Therapie. Die Lage war prekär: Entweder wählte ich das Leben – mit einem Entzug – oder den langsamen, sicheren Tod. Ich entschied mich für das Leben.

Der Entzug: Fünf harte Wochen

Drei Wochen später sass ich im Beth-Schalom, der Entzugsstation der Quellenhof-Stiftung. Am ersten Tag traf ich die Entscheidung, Gott zu vertrauen, fest. Ein Pastor sprach mir Gottes Segen zu – das hat sehr gut getan. Der Entzug dauerte fünf harte Wochen und beinhaltete eine vollständige Kontaktsperre.

Einzig mit meiner Familie durfte ich telefonieren. Meine Mutter in Italien war schockiert von meiner Geschichte. Sie hatte etwas geahnt, aber nicht gemerkt, dass ich so krass abgestürzt war. Ich zog den ganzen Entzug ohne einen einzigen Absturz durch. Mit Methadon und Gottes Hilfe schaffte ich den Ausstieg. Natürlich hatte ich Schmerzen und Entzugserscheinungen.“

Wiederherstellung braucht Zeit

Nach den fünf Wochen kommt Stefano für über 18 Monate ins Therapiehaus der Quellenhof-Stiftung. Glücklicherweise hat er in seiner Drogenzeit keine schweren Krankheiten wie Hepatitis oder AIDS aufgelesen. Zum Leben in der Wohngemeinschaft gehören Gruppengespräche, Gebetsgemeinschaften, wöchentliche Seelsorgegespräche und regelmässige Standortbestimmungen.

„Drogen sind Selbstwertkiller“

„Die Arbeitstherapie in der Schreinerei tat mir sehr gut. Regelmässig haben wir uns auch zu dritt getroffen: Mein persönlicher Seelsorger, mein Betreuer am Arbeitsplatz und ich. In diesen Gesprächen setzte ich mir konkrete Ziele und besprach mit diesen beiden Vertrauenspersonen die Schritte, um diese Ziele zu erreichen. Wir besprachen mein soziales Verhalten, die Arbeit, mein Glaubensleben, meine Freizeitgestaltung sowie die Suchtproblematik. Langsam aber sicher konnte ich meinen Selbstwert wieder aufbauen. Drogen sind Selbstwertkiller. Sie suggerieren dir, dass du es nicht ohne sie schaffst. Mit der Zeit glaubst du tatsächlich, dass du ohne Drogen nichts mehr bist.“

Ein wenig Kirche – zu wenig

Stefano hat eine radikale Hinwendung zu Gott vollzogen. Ein wenig in die Kirche zu gehen ist ihm zu wenig. Eines Tages möchte er Menschen auf dem Weg mit Gott begleiten. Ab Januar 2006 macht er ein einjähriges Praktikum im ‚Drahtzug’, einem Arbeitsort für psychisch kranke Menschen.

In diesem Praktikumsjahr wird Stefano herausfinden, ob ihm diese Arbeit zusagt. Er ist überzeugt, dass der Glaube an Gott diesen Menschen helfen kann, ihren Alltag zu bewältigen. "Menschen halfen mir, als ich in grossen Schwierigkeiten steckte. Diese Hilfe möchte ich weiteren Menschen zukommen lassen."

Quellenhof-Stiftung:
www.qhs.ch

Autor: Thomas Gerber

Datum: 30.12.2005
Quelle: Jesus.ch

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