Viele
Jahre ist Irene Justus Perfektionistin und der Meinung, dass es Christen immer
gut gehen muss. Als sie in eine Depression rutscht, bricht ihr Weltbild
krachend zusammen. Es dauert, bis sie Schwäche zugeben kann. Und bis sie
erfährt, dass Gott auch im Leid zu finden ist.
Irene Justus
Als wir
als junges Ehepaar eine Familie gründeten, war es nicht so leicht für mich.
Mein Körper konnte sich von den Geburten nicht richtig regenerieren. Und auch
als Mutter fiel es mir schwer, mich zu erholen. Ich war nicht der Typ, der
alles stehen und liegen lässt, ich zog immer alles durch. Ich hatte sehr hohe
Ansprüche an mich, aber konnte mir selbst nie gerecht werden.
Ohne es zu
realisieren, rutschte ich nach und nach in einen Burnout. Ich
bekam extreme Schlafstörungen und lag nachts stundenlang wach. Tagsüber konnte
ich mich nicht mehr konzentrieren. Schliesslich bekam ich Depressionen und
verlor jeden Lebenswillen. Ich wurde total apathisch. Meistens schaffte ich
noch das Nötigste und dann verkroch mich dann wieder in mein Bett. Meine
Kinder, mein Mann, alles war mir egal. Ich war masslos von mir enttäuscht, aber
ich wusste nicht, was ich ändern kann.
«Ich
glaubte, Christen geht es immer gut»
Das
Schlimmste war, dass ich mir nicht eingestehen konnte, wie schlecht es mir ging.
Ich glaubte, Christen haben keine Depressionen. Wir haben doch Gott, er wacht
über uns, er liebt uns, er hört unsere Gebete. Tatsächlich dachte ich, dass
Gott nicht mehr zu mir steht. Ich schrie um Heilung, doch er schien mich nicht
zu hören.
Immer öfter
überkamen mich jetzt auch diffuse Angstzustände. Aus heiterem Himmel brachen
sie über mich herein. Es war fürchterlich. Plötzlich konnte ich nachvollziehen,
warum Menschen Selbstmord begehen. Immer wieder schrie ich zu Gott: «Wenn du
mir jetzt nicht hilfst, bring ich mich um. Dann spring ich vom Balkon oder von
der Brücke. Hauptsache, die Angst hört auf.» Dazu kam Angst vor der Angst.
Antwort auf die Gebete
Einmal
hatte ich im Auto die schlimmste Angstattacke meines Lebens. Es war so
schrecklich, dass ich gegen einen Baum fahren und es wie einen Unfall aussehen
lassen wollte. Doch gleichzeitig hatte ich furchtbare Angst, so nicht in den
Himmel zu kommen. Innerlich kämpfte es in mir, ich rang mit meiner ganzen
Emotionalität.
Schliesslich
hielt ich das Auto an, legte meinen Kopf auf das Lenkrad und schrie zu Gott um
Hilfe. Damals realisierte ich endlich, dass es so nicht weiter gehen kann und
dass ich Hilfe brauchte. Ich glaube, in diesem Moment antwortete Gott auf meine
Gebete. Er gab mir die Einsicht und das Wollen, endlich etwas zu unternehmen.
Denn ich selbst wollte das nie.
Verändert
und geliebt
Ich
ging in eine christliche Klinik und liess mich dort behandeln. Die
Panikattacken wurden seltener. Und die Angstzustände kürzer. Auch die Ablehnung
meinem eigenen Körper und dem Leben gegenüber verschwand.
Als ich
die Klinik wieder verliess, war ich nicht nur geheilt, auch mein Glaube hatte
sich grundlegend verändert. Denn Christ zu sein bedeutet nicht, dass alles im
Leben glatt läuft. Auch als Christ kann man schwere Zeiten erleben. Jesus
selbst ging durch tiefes Leid. Aber Gott ist immer da und trägt uns durch. Und:
Wir dürfen schwach sein. Gott liebt uns auch, wenn wir nichts mehr leisten
können.
Gott
hat mein Herz verändert, denn heute habe ich Verständnis für Menschen, die
leiden. Früher hatte ich kein Mitleid oder Barmherzigkeit mit anderen. Aber
Gott hat meine tiefe Lebenskrise benutzt, um mich zu verändern und mir zu
zeigen, wie sein Herz schlägt. Gott kann selbst Krisen nutzen, um uns näher zu
ihm zu bringen.
Hier
erzählt Irene Justus ihre Geschichte, ein Beitrag von CBN-Deutschland, Autor Stephan
Dublasky:
Diese Geschichte wurde mit freundlicher Genehmigung von CBN
Deutschland publiziert.