Gerettet aus der «Costa Concordia»

«Danke Gott, dass Du uns heil herausgebracht hast!»

Erinnerungen an den Untergang der Titanic vor genau 100 Jahren wurden wach, als am Wochenende die Nachricht vom Unglück des Luxus-Liners «Costa Concordia» vor der Küste Italiens um die Welt ging. Einer der rund 4200 Passagiere an Bord war Peter Honvehlmann aus Nordrhein-Westfalen.
Die auf Grund liegende «Costa Concordia»

Das Telefon von Peter Honvehlmann klingelt seit Sonntagabend, als er auf dem Düsseldorfer Flughafen landete, nahezu im Minutentakt. Es sind vor allem Medienvertreter, die mit ihm sprechen wollen. Doch den 38-Jährigen nervt das nicht. Er ist dankbar. Dankbar, dass er und seine Lebensgefährtin Teixma Miehling das Unglück der «Costa Concordia» vor der italienischen Insel Giglio überlebt haben, das mindestens sechs Menschen das Leben kostete; 14 Crewmitglieder und Passagiere werden noch vermisst.

Plötzlich ging ein Ruck durch’s Schiff

Für den Imbissbetreiber Honvehlmann und seine niederländische Freundin war es die erste Kreuzfahrt ihres Lebens – ein Weihnachtsgeschenk ihrer Eltern. Am Unglücksabend – dem siebten und letzten Tag der Kreuzfahrt – sassen sie mit Freunden im Atrium des Schiffes und tranken etwas. Alle hatten sich schick gemacht, denn es war Gala-Abend. «Plötzlich gegen 22:30 Uhr ging ein Ruck durch das Schiff», erinnert er sich. Was in diesem Moment noch niemand weiss: Der Ozeanriese hat einen Felsen gerammt, der den Luxus-Liner auf 70 Metern Länge regelrecht aufschlitzt. Was genau schief gelaufen ist, damit wird sich die Justiz in den kommenden Wochen beschäftigen müssen. Ist der Kapitän zu nahe an der Insel vorbeigefahren, weil er Eindruck schinden oder einem Besatzungsmitglied einen Gefallen tun wollte, wie italienische Medien berichten? Oder hatte ein Stromausfall zum Versagen der Navigationssysteme geführt?

«Apokalyptische Szenen»

Jedenfalls nimmt die Katastrophe in diesem Moment ihren Lauf. Zwar heisst es über die Bordlautsprecher zunächst noch, es gebe keinen Grund, in Panik zu geraten. «Doch schon nach einigen Minuten hatte die «Costa Concordia» Schlagseite», erzählt Honvehlmann.

«Spätestens da war uns klar: Hier stimmt etwas nicht. Alles, was nicht angeschraubt war, flog umher – Vasen, Tische, Stühle, einfach alles.» Andere Passagiere berichten später von «apokalyptischen Szenen». So sei es komplett dunkel gewesen, nachdem die Schiffsbeleuchtung ausgefallen war. Mütter hätten nach ihren Kindern geschrien. Ehepaare hätten sich voneinander verabschiedet und seien dann Hand in Hand ins eiskalte Mittelmeer gesprungen.

Überall knarrte und knallte es

Peter Honvehlmann versucht einen kühlen Kopf zu behalten, geht mit seiner Partnerin noch mal zurück in die Kabine, um sich warme Kleidung und zwei Rettungswesten zu holen. Dann kämpfen sie sich bis nach oben auf’s 5. Deck durch zu den Rettungsboten. Die können wegen der Schieflage des Kreuzfahrtschiffes nur noch auf einer Seite zu Wasser gelassen werden. Dadurch sind sie völlig überfüllt. Trotzdem seien die Menschen in den Booten relativ ruhig geblieben – «obwohl es überall knarrte und knallte».

Wenig später im Hafen von Giglio werden die Passagiere von den Einheimischen versorgt. «Sie gaben uns etwas zu trinken und Decken, damit es nicht so kalt ist», erinnert sich Honvehlmann. «Das war sehr gut.»

Das Leben noch einmal geschenkt

Über sein Mobiltelefon – eines der wenigen Dinge, die er retten konnte – hält Honvehlmann auch jetzt wie schon zuvor auf dem Schiff Familie, Freunde und Bekannte auf dem Laufenden. «Gerade legt noch ein volles Boot an, bestimmt 70 Menschen kamen da raus, zittern am ganzen Körper, Angst in den Augen, glücklich, dass sie leben, danke Gott», postet er kurz nach seiner Ankunft auf der Insel.

Auch ihm ist klar, dass ihm und seiner Lebensgefährtin das Leben gerade noch einmal geschenkt wurde. Das sei zwar nichts, «was gross in den Medien läuft», sagt er. «Aber natürlich habe ich in diesem Moment gebetet und Gott gedankt, dass er uns heil dort heraus gebracht hat.»

Datum: 18.01.2012
Autor: Matthias Pankau
Quelle: Livenet / idea.de

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