Ich habe Menschen getötet

Vielleicht verzeiht mir Gott

Es ist 70 Jahre her, dass er im Zweiten Weltkrieg für Hitler getötet hat, aber die Erinnerungen lassen Kurt Keller nicht los. Als er einen gläubigen Soldaten sterben sieht, fängt er an, über Gott nachzudenken und das verändert sein ganzes Leben.
2. Weltkrieg, 6. Juni 1944, Landung der Alliierten in der Normandie: Soldaten bringen Verletzte in Sicherheit.
Preussisches Koppelschloss mit Gravierung «Gott mit uns»

Es ist der 6. Juni 1944. Der Tag, der als D-Day in die Geschichte eingeht: Die Landung der Alliierten in der Normandie. Dieser geschichtsträchtige Tag stellt auch das Leben von Kurt Keller auf den Kopf.

Noch heute sieht er diesen einen Soldaten vor sich. Einen GI, der es fast bis über den ganzen Omaha Beach geschafft hat. «Ich sehe ihn, wie er auf die Steilküste zurennt», sagt Keller. Auf der Anhöhe kauert er selbst in seiner Stellung mit seinem Karabiner. Er zielt. Und trifft. Mitten in die Brust.

Ein Bild, eingebrannt in die Seele

Keller sieht zu, wie der Mann zu Boden geht und diese Erinnerung erschüttert ihn bis heute: «Da sinkt dieser amerikanische Soldat auf seine Knie. Er nimmt seine Maschinenpistole in beide Hände, streckt seine Arme von sich. Es wirkt fast so, als wolle er seine Waffe jemandem übergeben. Dann legt er sie vor sich in den Sand. Er nimmt seinen Helm ab, legt ihn ebenfalls in den Sand und faltet seine Hände. Nun wirft er seinen Kopf in den Nacken und schaut hoch zum Himmel. Bis er zusammensackt. Er fällt mit dem Gesicht in den blutigen Sand.
Als ich sah, wie dieser Mann dort ein letztes Mal zum Himmel betet, war das für mich ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich fragte mich: Wie kann man so fromm sein, dass man in den letzten Sekunden seines Lebens noch betet?»

Sein Leben lang hat Keller nur an Adolf Hitler geglaubt. Doch als er sieht, wie sich dieser Soldat im Sterben an Gott wendet, beginnt er nachzudenken.

Es sind nicht die Abertausenden von Toten oder das viele Leid, das ihn so berührt. Es ist dieser eine Soldat. «Er hat mein Leben verändert.»

Die Wende

In den Tagen danach beschliesst Keller, nicht länger für Hitler zu töten. Er beginnt an Gott zu glauben. Um seine Kameraden nicht im Stich zu lassen, wartet er, bis die Schlacht vorbei ist. Dann entscheidet er sich, zu fliehen und dem Wahnsinn den Rücken zuzukehren. Doch er wird gefasst.

Der Glaube an Gott begleitet ihn in diesen Tagen. Zum ersten Mal fällt ihm auf, was auf seinem Koppelschloss (preussischer Gürtel, siehe Bild) eingeprägt steht: «Gott mit uns». Der Propagandaspruch wird zu seiner Hoffnung, ist er doch wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Doch er überlebt. Bis heute glaubt Keller, dass Gott ihn gerettet hat.

Und er hofft, dass Jesus auch seine schwere Schuld auf sich genommen hat. «Vielleicht verzeiht mir Gott.»

Über seine Geschichte hat Kurt K. Keller ein Buch geschrieben, «Von Omaha Beach bis Sibirien», erschienen im Hek Creativ Verlag.

Datum: 27.06.2014
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / Focus.de

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