Verstorben an Ostern

«Eiertütschete» und ewiges Leben

Es waren die Tage, an denen Eier vorsätzlich gegeneinander gewummert werden und Schokoladenhasen so toll versteckt, dass man sie erst Jahre später wieder findet. Ostersonntag. Hoch oben im Norden Deutschlands erreicht mich eine SMS, dass Martin mit seinem Fahrrad unglücklich gestürzt ist und sich am Kopf verletzt hat.
Aus dem Leben gerissen...

Viel zu wenig Begegnungen hatte ich bisher mit Martin und doch ist er mir Freund geworden. Nichts Schlimmes ahnend schicke ich ein Gebet in Richtung Himmel. Ostermontag. Irgendwo zwischen Hannover und Zürich erreichen mich die Zeilen, die mir die Luft abschnüren, als würde sich jemand auf meinen Brustkorb setzen: Martin ist soeben verstorben.

Dies ist einer der Momente, in denen kein einziges Wort der Situation gerecht werden kann. Die Kirchenglocken sollen verstummen, der Rhein seinen Lauf stoppen und die Sonne still stehen. Aber nichts von alldem geschieht, die Erde dreht sich weiter. Unbarmherzig. Sie scheint die Ausmasse, die Endgültigkeit dieser Tragödie nicht zu begreifen. Sie ignoriert die Trauer der Zurückgelassenen.

Mitten aus dem Leben


Am Tag der Auferstehung sterben. Mit 37 Jahren mitten aus dem Leben gerissen werden. Viel zu jung. Viel zu unerwartet. Was bleibt, ist Wut, Trauer und Frustration. Und dieses Loch. Wieso hat Gott all die Gebete nicht erhört? Wieso verteilt er Leid nicht irgendwie gerecht, sondern hat sich einzelne ausgesucht und zu hiobischen* Leidspezialisten auserkoren?

Wenn Martins Tage anscheinend gezählt waren, wieso haben dann treue Freunde und Angehörige eine Nacht lang den Himmel bestürmt? Die tröstende Hoffnung, Martin jetzt bereits in der schmerz- und tränenfreien Ewigkeit zu wissen, ist im Moment nur ein dünner Lichtstrahl irgendwo am wolkenverhangenen Horizont. Die Tatsache, dass uns der Heilige Geist nicht als Wegfreischaufler und Gebetserhörmaschine geschickt wurde, sondern als Tröster, will ich im Augenblick gar nicht wahrhaben.

Gott und der Frust

Ich glaube, dass Gott meine Wut und Frustration ganz gut erträgt und versteht - wie auch schon die überbordenden Emotionen von König David. Er nimmt es nicht mal übel, dass ich mächtig mit ihm schimpfe. Er nimmt mich einfach nur in den Arm. Und tatsächlich spüre ich so etwas Sanftes, wohltuend Beruhigendes ... beim Gedanken daran, dass Martin dem gegenüber steht, der mein Ursprung und mein Ziel ist, auf den ich mein Leben ausgerichtet habe - und der dort auf uns wartet. Irgendwann, in einigen Tagen, Wochen, oder Monaten werd ich wahrscheinlich immer noch nicht verstehen ... aber zumindest diese Umarmung spüren. * Das Buch Hiob in der Bibel erzählt die Geschichte eines Mannes, der fast auf einen Schlag seine Kinder und sein Vermögen verliert und dann auch noch schwer krank wird.

Datum: 27.04.2009
Autor: Andreas Boppart
Quelle: Jesus.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service